Im Schnitt lagen sie im Oktober um 2,5 Prozent höher als vor einem Jahr, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte. Da die Verbraucherpreise im August um 2,0 und im September um 2,3 Prozent nach oben gegangen waren, spricht Commerzbank-Ökonom Marco Wagner von einem "erneuten Inflationssprung". Dieser katapultierte die Teuerungsrate auf den höchsten Wert seit September 2008.
Insbesondere für Energie mussten die Verbraucher tiefer in die Tasche greifen: Sie kostete 8,9 Prozent mehr als im Oktober 2017 und erwies sich damit ein Mal mehr als Treiber der Inflation. Die Europäische Zentralbank peilt in den Staaten der Währungsunion eine Teuerungsrate von knapp zwei Prozent als ideal für die Konjunktur an. Sie dürfte die über das Ziel hinausgeschossenen Werte in Deutschland daher wohl mit Sorge sehen.
Angesichts der schwächer als erwartet ausgefallenen Wachstumsdaten aus der Euro-Zone könnte für die Währungshüter laut Ökonom Thomas Gitzel von der VP Bank die Relevanz der höheren Teuerungsraten allerdings etwas in den Hintergrund treten. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte im Sommer nur noch um 0,2 Prozent zum Vorquartal zu, das Wachstum halbierte sich damit zum Frühjahr. Der Volkswirt von der Liechtensteiner Bank verweist insbesondere auf die Stagnation des italienischen BIP im Sommer: "Das dürfe auf den Fluren des EZB-Hochhauses zu Sorgenfalten führen. Ein schwächeres Wachstum rüttelt nämlich auch am Ausblick auf steigende Teuerungsraten im Jahr 2019."
Trotz der in vielen EU-Staaten anziehenden Inflation gilt unter Händlern eine Zinserhöhung der EZB noch in der Amtszeit von Zentralbank-Chef Mario Draghi längst nicht mehr als ausgemachte Sache. Der Italiener führt die EZB noch bis Ende Oktober 2019. Seit März 2016 hält er den Schlüsselsatz zur Versorgung der Banken mit Geld bei null Prozent - sehr zum Leidwesen vieler Deutscher: Denn das Sparbuch ist bundesweit die beliebteste Geldanlageform und wird von gut jedem Zweiten genutzt, wie aus Daten des Vermögensverwalters J.P. Morgan Asset Management hervorgeht. Angesichts der mageren Erträge ihrer Spareinlagen sind zwei Drittel der Bundesbürger nicht mit deren Entwicklung zufrieden.