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Bremen liefert NASA Antriebs-Modul für neuen Mond-Flug

Lesezeit: 2 min
05.11.2018 00:23
Viele Tausend Kilometer hinter den Mond soll die US-Raumkapsel Orion fliegen. Doch ohne ein Antriebsmodul aus Bremen würde das nicht gelingen.
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Irena Güttel von der dpa berichtet:

Weit hinter den Mond, fast eine halbe Million Kilometer von der Erde entfernt - so tief soll das neue US-Raumschiff «Orion» ins Weltall vordringen und damit so tief wie noch keins zuvor. 2020 soll es zu einem ersten unbemannten Testflug starten und später auch Astronauten transportieren. Diesem Ziel ist die US-Raumfahrtagentur Nasa nun einen Schritt näher gekommen: Das Antriebsmodul, sozusagen das Herzstück des Raumschiffes, ist fertig. Am Freitag nahm die Nasa es offiziell in Bremen entgegen.

Fast 50 Jahre sind seit der ersten Mondlandung vergangen. Jetzt nehmen die USA und auch andere Raumfahrtnationen wie Russland und China den Erdtrabanten wieder ins Visier. «Wir kehren nicht nur zum Mond zurück. Wir gehen tiefer ins Weltall als die Menschheit je zuvor», sagte der Nasa-Direktor für bemannte Raumfahrt, Bill Gerstenmaier. «Orion» soll zunächst in einer großen Schleife um den Mond herum fliegen und dann wieder zur Erde zurückkehren. Später einmal soll das Raumschiff auch beim Bau einer Raumstation in der Mondumlaufbahn helfen, von der einmal Flüge zum Mars starten sollen.

Doch ohne das Europäische Servicemodul (ESM) könnte «Orion» gar nicht fliegen. Denn es ist der Antrieb, liefert mit vier Solarsegeln Strom, reguliert die Temperatur im Inneren der Raumkapsel und versorgt die Astronauten mit Wasser und Luft zum Atmen. Der Raumfahrtkonzern Airbus Defence and Space in Bremen hat das 390 Millionen Euro teure Hightech-Raumfahrzeug im Auftrag der Europäischen Raumfahrtagentur Esa entwickelt und gebaut. Vier Jahre haben die Ingenieure dafür gebraucht. Noch nie hätten die Europäer ein so kritisches Teil zu einem US-Raumschiff beigetragen, sagte Nasa-Programmleiter Mark Kirasich.

Am Montag soll das ESM auf seine erste Reise gehen. Ein Flugzeug wird den vier Meter hohen Zylinder zum Kennedy Space Center in Florida bringen, wo Ingenieure diesen in den nächsten Monaten mit der Astronautenkapsel verbinden werden. «Das wird noch viel Arbeit», prognostizierte Kirasich. Beim Jungfernflug soll «Orion» den Mond umkreisen und dabei mehr als 64 000 Kilometer hinter ihn fliegen. Etwa drei Wochen soll die Mission dauern - der Nasa zufolge länger als bisher jemals ein Raumschiff im Weltraum unterwegs war, ohne an einer Station anzudocken. Dabei wollen die Experten vor allem die Systeme unter Extrembedingungen testen.

Denn für die Mond-Mission gelten hohe Anforderungen. «Ins tiefe Weltall zu fliegen ist etwas ganz anderes als zur Internationalen Raumstation», sagte der Bremer Airbus-Standortleiter Oliver Juckenhöfel. Die rund 20 000 Bauteile und Komponenten im ESM mussten möglichst leicht und gleichzeitig sicher genug für den Transport von Astronauten sein. Technisch sei das eine Meisterleistung gewesen, sagte Juckenhöfel. Im Werk bauen die Ingenieure und Techniker bereits das zweite Servicemodul zusammen, das nach jüngsten Angaben der Nasa im Sommer 2022, spätestens aber 2023 Astronauten bis hinter den Mond bringen soll.

«Das wird ein historischer Moment», sagte der Esa-Direktor für bemannte Raumfahrt, David Parker. Und dieser könnte nur der Anfang für einen neuen Wettlauf zum Mond sein: 2023 will auch SpaceX erstmals einen Weltraum-Touristen auf eine Reise rund um den Mond schicken. Russland und China wollen bis 2030 Raumfahrer sogar auf dem Mond landen lassen.

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