Deutschland

Bundesbank senkt Konjunktur-Prognosen kräftig

Die Bundesbank hat ihre Prognose für die deutsche Konjunktur deutlich abgeschwächt.
14.12.2018 11:24
Lesezeit: 2 min

Die Bundesbank beurteilt die Aussichten für die deutsche Wirtschaft deutlich negativer als noch im Juni. Aus heutiger Sicht würden für das Wirtschaftswachstum die Gefahren überwiegen, erklärte Bundesbank-Präsident Jens Weidmann am Freitag zur Vorlage der halbjährigen Konjunkturprognose der Notenbank. Diese Risikoeinschätzung gelte in geringerem Maße auch für die Inflationsrate. Der Auslastungsgrad in der Wirtschaft sei bereits hoch und er nehme in den kommenden Jahren nur noch leicht zu. Die Bundesbank erwartet für 2018 jetzt nur noch einen kalenderbereinigten Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 1,5 Prozent. Im Juni hatte sie noch ein Plus von 2,0 Prozent geschätzt. Für nächstes Jahr wird nun ein Wachstum von 1,6 (bisher 1,9) Prozent erwartet, ebenso für 2020 (bisher 1,6). Für das Jahr 2021 gehen die Bundesbank-Experten von 1,5 Prozent aus.

Insgesamt erwartet die Bundesbank aber, das die deutsche Wirtschaft vorerst in einer Hochkonjunkturphase bleibt. Die demografische Entwicklung enge das künftige Wachstum jedoch ein. "Auf der Angebotsseite begrenzt sie den weiteren Anstieg der Erwerbstätigkeit und trägt so zu zunehmenden Engpässen am Arbeitsmarkt bei, auf der Nachfrageseite dämpft sie den Bedarf an Wohnraum und die Investitionsneigung der Unternehmen", erklärte Weidmann.

Auch die EZB korrigiert angesichts der schwächeren Weltwirtschaft ihre Wachstumsprognosen für die Euro-Zone erneut nach unten. Das Bruttoinlandsprodukt in der Währungsunion dürfte in diesem Jahr um 1,9 Prozent und 2019 um 1,7 Prozent zulegen, teilten die hauseigenen Ökonomen der Notenbank am Donnerstag mit. Noch im September hatten sie jeweils 0,1 Punkte mehr erwartet. Für 2020 werden unverändert 1,7 Prozent vorhergesagt, für 2021 dann 1,5 Prozent.

Die Privatwirtschaft in der Euro-Zone ist im Dezember unterdessen so langsam gewachsen wie seit über vier Jahren nicht mehr. Der Einkaufsmanagerindex - Industrie und Dienstleister zusammen - fiel um 1,4 Punkte auf 51,3 Zähler, wie das Institut IHS Markit am Freitag zu seiner Unternehmensumfrage mitteilte. Das Barometer hält sich aber noch über der Wachstumsschwelle von 50 Zählern. "Ein Großteil geht zwar auf das Konto der Proteste der 'Gelbwesten' in Frankreich, die der Konjunktur und der Reisebranche gleichermaßen schadeten", erklärte Markit-Chefvolkswirt Chris Williamson den Rückgang. "Allerdings verdichten sich die Hinweise, dass die Wachstumsschwäche mittlerweile die gesamte Euro-Zone erfasst hat."

Das Bruttoinlandsprodukt dürfte im Schlussquartal um knapp 0,3 Prozent zulegen, sagt das Institut voraus. Im Dezember allein dürfte es nur zu einem Mini-Plus von 0,1 Prozent reichen. "Zu schaffen macht den Unternehmen nicht nur das globale wirtschaftliche und politische Klima", sagte Williamson. "Handelsstreitigkeiten und der Brexit erhöhten die Spannungen auf politischer Ebene innerhalb der Euro-Zone zusätzlich." Überdies habe der angeschlagene Automobilsektor der wirtschaftlichen Entwicklung geschadet. Dass Frühindikatoren wie Auftragseingang und Geschäftserwartungen nach wie vor im Keller seien, deute auf eine stockende Nachfrage hin.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeiten nach der Schule: Warum viele keine Ausbildung beginnen
19.07.2025

Schnell Geld verdienen statt jahrelang pauken – das klingt für viele junge Menschen verlockend. Doch wer direkt nach der Schule in den...

DWN
Politik
Politik Militär statt Frieden? Was das EU-Weißbuch 2030 wirklich bedeutet
19.07.2025

Mit dem Weißbuch „Bereitschaft 2030“ gibt die EU ihrer Sicherheitspolitik eine neue Richtung. Doch Kritiker warnen: Statt...

DWN
Politik
Politik Nordkoreas Kronprinzessin: Kim Ju-Ae rückt ins Zentrum der Macht
18.07.2025

Kim Jong-Un präsentiert die Zukunft Nordkoreas – und sie trägt Handtasche. Seine Tochter Kim Ju-Ae tritt als neue Machtfigur auf. Was...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Birkenstock: Von der Orthopädie-Sandale zur globalen Luxusmarke
18.07.2025

Birkenstock hat sich vom Hersteller orthopädischer Sandalen zum weltweit gefragten Lifestyle-Unternehmen gewandelt. Basis dieses Wandels...

DWN
Politik
Politik 18. Sanktionspaket verabschiedet: EU verschärft Sanktionsdruck mit neuen Preisobergrenzen für russisches Öl
18.07.2025

Die EU verschärft ihren wirtschaftlichen Druck auf Russland: Mit einem neuen Sanktionspaket und einer Preisobergrenze für Öl trifft...

DWN
Politik
Politik China investiert Milliarden – Trump isoliert die USA
18.07.2025

China bricht alle Investitionsrekorde – und gewinnt Freunde in aller Welt. Trump setzt derweil auf Isolation durch Zölle. Wer dominiert...

DWN
Finanzen
Finanzen Energie wird unbezahlbar: Hohe Strom- und Gaskosten überfordern deutsche Haushalte
18.07.2025

Trotz sinkender Großhandelspreise für Energie bleiben die Kosten für Menschen in Deutschland hoch: Strom, Gas und Benzin reißen tiefe...

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzen: Deutsche haben Angst um finanzielle Zukunft - Leben in Deutschland immer teurer
18.07.2025

Die Sorgen um die eigenen Finanzen sind einer Umfrage zufolge im europäischen Vergleich in Deutschland besonders hoch: Acht von zehn...