US-Präsident Donald Trump erwägt entgegen türkischen Angaben keine Auslieferung des Predigers Fethullah Gülen. Trump habe sich bei einem Treffen mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan am Rande des jüngsten G20-Gipfels in Argentinien nicht auf eine Überstellung festgelegt, sagte ein Vertreter der US-Regierung nach Angaben des englischsprachigen Diensts von Reuters am Montag. Erdoğan macht Gülen für den Militärputsch gegen ihn im Jahre 2016 verantwortlich und will den Prediger zur Rechenschaft ziehen. Dieser hat jede Beteiligung an dem Putschversuch zurückgewiesen. Gülen lebt seit fast zwei Jahrzehnten im US-Exil.
Der türkische Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu hatte am Sonntag gesagt, Trump habe gegenüber Erdoğan erklärt, die USA arbeiteten an der Auslieferung Gülens und weiterer Personen.
Dem russischen Analysten Alexander Kuznetsow zufolge sei es unwahrscheinlich, dass die US-Regierung Gülen an die Türkei ausliefert. "Es ist nicht im Interesse der USA, Gülen an die türkische Gerichtsbarkeit zu überstellen. Dieser Mann weiß zu viel über die türkisch-amerikanischen Beziehungen, insbesondere über die Schattenseiten dieses Verhältnisses. Gülen verfügt über zahlreiche Informationen, die im Zusammenhang mit Interventionen der USA in die türkische Innenpolitik stehen", zitiert die Zeitung Yeni Akit Kuznetsow.
Dem Analysten zufolge sei es wahrscheinlicher, dass Gülen in den USA zur Persona non grata erklärt wird, um anschließend in ein Drittland zu gehen.
Sitzwechsel nach Kanada oder Südafrika
Nach einem Bericht von CNN Türk könnte Gülen seinen Sitz von den USA nach Südafrika verlegen. Einer der wichtigsten finanziellen „Gönner“ der Bewegung, Ali Katırcıoğlu, hat im Jahr 2016 in Johannesburg ein Areal aufgekauft. Auf dem Areal sollen sich mittlerweile eine Moschee, eine Schule, ein Jugendheim, ein Einkaufszentrum und ein Grab befinden. Der Name des Sitzes soll "Nizamiye Külliyesi" lauten. Külliye ist ein Begriff für eine sozio-religiöse Stiftung mit einem karitativen Charakter.
Ali Katırcıoğlu soll eine freundschaftliche Beziehung zum ehemaligen südafrikanischen Präsidenten Jacob Zuma pflegen. Das Areal wurde bereits im Jahr 2012 feierlich gemeinsam mit Zuma und dem türkischen Wirtschaftsminister Zafer Çağlayan eröffnet, berichtet Haberler.
Weiteren türkischen Medienberichten zufolge könnte Gülen seinen Sitz auch nach Kanada verlegen.