Politik

US-Notenbank erhöht Zinsen und will Kurs halten

Lesezeit: 2 min
19.12.2018 22:41
Die Fed hat den Leitzinssatz erhöht und will im kommenden Jahr Kurs halten.
US-Notenbank erhöht Zinsen und will Kurs halten

Am Mittwoch entschied die amerikanische Notenbank, den Schlüsselsatz zur Versorgung der Geschäftsbanken mit Geld um einen Viertelpunkt anzuheben. Er liegt nun in einer Spanne von 2,25 bis 2,5 Prozent. Die Fed treibt damit den Preis des Geldes in einer Zeit weiter nach oben, in der die Europäische Zentralbank am Nullzins festhält und sich nur langsam vom jahrelangen Krisenmodus löst. Auch in Japan ist eine Abkehr von der ultra-lockeren Geldpolitik nicht in Sicht.

Die US-Notenbank signalisierte am Mittwoch für nächstes Jahr zwei Zinserhöhungen und damit nur noch halb so viele wie 2018. Noch im September hatten die Währungshüter um Fed-Chef Jerome Powell drei Schritte nach oben ins Auge gefasst. Die Federal Reserve hat mit ihren regelmäßigen Zinserhöhungen auf ein außergewöhnlich starkes Jahr mit einem Wirtschaftswachstum von voraussichtlich drei Prozent reagiert. 2019 dürften aber Schätzungen der Fed zufolge nur noch 2,3 Prozent herausspringen. US-Präsident Donald Trump fürchtet, dass die Notenbank mit ihrem Vorgehen den Aufschwung abwürgen könnte - und hat sie deswegen scharf angegriffen. Diese Kritik perlt an den Währungshütern allerdings ab, wie Powell betonte: "Nichts wird die Fed von ihrem Kurs abbringen, wenn wir denken, dass es der richtige Weg ist."

Die Wall Street hat am Mittwoch nach dem Zinsentscheid der Notenbank Fed den Handel mit Kursverlusten beendet. Der Dow-Jones-Index schloss bei 23.323 Punkten 1,49 Prozent im Minus. Der breiter gefasste S&P-500 ging mit 2506 Zählern 1,54 Prozent tiefer aus dem Handel. Die Technologiebörse Nasdaq verlor 2,17 Prozent und schloss bei 6636 Punkten.

Ökonom Sven Lehmann vom Vermögensverwalter HQ Trust sagte Reuters, vor dem Hintergrund der drastischen Steuersenkungen der Trump-Regierung müsse die Fed eine Überhitzung der Wirtschaft im Auge behalten. Auch Fed-Beobachter Friedrich Heinemann vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung in Mannheim hält den Schritt für angebracht: "Es ist richtig, dass die Fed auf Normalisierungskurs bleibt und sich weder von der Polemik aus dem Weißen Haus oder schlechteren Konjunkturdaten davon abhalten lässt."

Laut Powell nähert sich die Zentralbank einem Zinsniveau, mit dem die Wirtschaft weder angeschoben noch gebremst werde. Daher sei nun ein behutsames Vortasten ratsam. Für 2019 geht er weiter davon aus, dass die Fed mit ihrer Geldpolitik kein Hemmschuh für die Konjunktur sein wird: "Sie wird der Wirtschaft aber weniger Schub verleihen."

Diese Signale kommen vor dem Hintergrund des potenziell schädlichen Handelsstreits mit China, schwächeren Wirtschaftsdaten aus Europa sowie einem fallenden Ölpreis, der als schlechtes Omen für die globale Konjunktur gilt. "Die Fed hat gezeigt, dass der Kurs nicht mehr auf Autopilot steht", sagte Franck Dixmier vom Vermögensverwalter Allianz Global Investors. Bei künftigen Zinsentscheidungen dürften die jeweils jüngsten konjunkturellen Entwicklungen eine größere Rolle spielen. "Dies macht den Entscheidungsprozess der Fed letztlich weniger berechenbar."

Kurz vor Beginn der Zinssitzung hatte Trump erneut versucht, die unabhängigen Währungshüter zu beeinflussen. Per Twitter warnte er die Fed davor, die an den Finanzmärkten erwartete Zinsanhebung zu beschließen. Die Notenbanker dürften keinen "weiteren Fehler" machen, mahnte Trump: "Habt ein Gefühl für den Markt, lasst euch nicht nur von nichtssagenden Zahlen leiten."

Investoren fürchten eine deutliche Abkühlung der Weltwirtschaft in Folge des amerikanisch-chinesischen Handelskonflikts. Seit seinem Ende September erreichten Rekordhoch hat der Index S&P-500, der die Aktien von 500 der größten börsennotierten US-Firmen umfasst, rund 14 Prozent verloren.

"Die Kritik Trumps wird die Fed wohl nicht wesentlich vom selbst gesteckten Kurs abbringen", sagte Ökonom Nathan Sheets vom Vermögensverwalter PGIM. Die auf Geldpolitik fixierten Währungshüter seien für eine Debatte mit dem "Meinungsführer" im Weißen Haus allerdings in einer schlechteren Ausgangsposition. "Trump nutzt seine Bühne sehr geschickt. Auch Powell wird in Zukunft stärker als großer Kommunikator gefordert sein, wenn sich ab 2019 an jede Zinssitzung eine Pressekonferenz anschließt", so Sheets.

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Deutsche müssen über Abschiebungen diskutieren - mit aller Vorsicht
26.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Tourismus-Branche: „In Hotellerie und Gastgewerbe ist noch nichts wieder in Ordnung“
26.04.2024

Die deutsche Tourismus-Branche, also Hotellerie und Gastronomie, firmiert neuerdings unter dem neuen Sammelbegriff „Gastwelt“ - auch um...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bürokratieabbau: Ministerin fordert mehr Widerstandsfähigkeit und Effizienz
26.04.2024

Rheinland-Pfalz ist ein mittelständisch geprägtes Land. Gerade kleinere Betriebe hadern mit zu viel bürokratischem Aufwand.

DWN
Politik
Politik Hybride Bedrohungen: Drohnen-Flüge und psychologische Kriegsführung
26.04.2024

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hat eindringlich vor hybriden Bedrohungen in Deutschland gewarnt. Gegen den Einsatz von...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Gallup-Studie: Globale Führungsbewertung 2024 - wie Deutschland unter Großmächten abschneidet
26.04.2024

Die Gallup-Studie 2024 zeigt die Stabilität und Herausforderungen in der globalen Führungsbewertung für Länder wie USA, Deutschland,...

DWN
Politik
Politik Habeck kontert Kritiker: „Energiekrise gemeistert und Strompreise gesenkt“
26.04.2024

Nach Kritik an Atomausstieg: Habeck und Lemke bestätigen, die Energieversorgung sei gesichert und nukleare Sicherheit gewährleistet.

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Wie sich Deutschland im internationalen Rennen positioniert
26.04.2024

Die Deutsche Industrie macht Tempo bei der KI-Entwicklung. Das geht aus einer kürzlich veröffentlichten Analyse des Deutschen Patent- und...

DWN
Immobilien
Immobilien Commerzbank-Studie: Immobilienpreise könnten weiter fallen
26.04.2024

Deutsche Wohnimmobilien verlieren weiter an Wert. Die Commerzbank sieht ein Abwärtspotenzial von 5 bis 10 Prozent, abhängig von...