Finanzen

Aktien von Krisenbank Monte Paschi vom Handel ausgesetzt

Die Aktien der angeschlagenen Banca Monte dei Paschi mussten am Montag vom Handel ausgesetzt werden.
14.01.2019 17:30
Lesezeit: 2 min

Die Aktien der italienischen Krisenbank Banca Monte dei Paschi di Siena wurden am Montag vom Handel ausgesetzt, nachdem ihr Kurs um bis zu 9,3 Prozent gesunken war. Wie Bloomberg berichtet, hat der Aktienkurs fast 70 Prozent seines Wertes verloren, seitdem die Bank im Oktober 2017 wieder an die Börse gebracht wurde.

Auch der Kurs der Anleihen im Umfang von 750 Millionen Euro, welche die Bank im Januar 2018 emittierte, ging um rund 6 Cent auf 51 Cent für den Euro zurück.

Am Freitag hatte sich die Europäische Zentralbank in einem Brief an die Bank besorgt über die Finanzierungs- und Rentabilitätsrisiken sowie eine geschwächte Kapitalposition gezeigt.

Die Aufsichtsbehörde forderte den toskanischen Kreditgeber auf, in den kommenden Jahren die Rückstellungen für ausfallgefährdete Kredite zu erhöhen. Händler sagten, dass die Forderung nach neuen Rücklagen für die Aktie schädlich sei und auch negative Auswirkungen auf andere Kreditgeber haben könnte, berichtet der englischsprachige Dienst von Reuters.

Der italienische Bankenindex fiel um rund 2,2 Prozent. Monte dei Paschi sagte, die EZB habe ihr mitgeteilt, dass sie bis 2026 mehr Geld zur Deckung der notleidenden Kredite zur Verfügung stellen müsse, gemäß den Bestimmungen, nach denen die Banken der Eurozone innerhalb von sieben Jahren vollständige Abschreibungen für neue Kredite vornehmen müssen, welche nach April 2018 als ausfallgefährdet eingestuft werden.

Analysten haben nun die Möglichkeit geäußert, dass die EZB auch von anderen Banken eine Erhöhung der Kapitalpolster fordern könnte. Infolge gerieten auch die Aktien andere italienischer Banken in die Verlustzone. Titel der Banco BPM fielen um bis zu 3,8 Prozent und jene der UBI Banca um rund 3 Prozent.

„Wie viele Rettungsmaßnahmen auch immer eingeleitet werde, die Probleme der Vergangenheit kommen immer wieder zurück“ sagte ein von Bloomberg befragter Analyst. „Das gilt sowohl für Monte Paschi als auch allgemein für den italienischen Bankensektor. Trotzdem wurden sicherlich Verbesserungen erzielt, und wenn sich das globale Umfeld nicht allzu sehr verschlechtert, könnte Licht am Ende des Tunnel erscheinen.“

Dem Analysten Luigi Tramontana von Banca Akros zufolge müsste Monte dei Paschi zusätzliche Rückstellungen in Höhe von 8,7 Milliarden Euro aufnehmen, um die aus den bestehenden Problemdarlehen resultierenden Finanzrisiken vollständig abzudecken. Die Forderung der EZB „kommt für uns überraschend“, sagte Tramontana und senkte die Aktie von „kaufen“ auf „neutral“.

Monte dei Paschi strebt nach einer 8 Milliarden Euro teuren Rettungsaktion durch die Steuerzahler – welche entgegen der eigentlich geltenden Bail-in-Pflicht durchgeführt wurde – eine Umstrukturierung an. Bankiers sagen, dass eine erfolgreiche Trendwende von entscheidender Bedeutung ist, um aus der Bank ein attraktives Fusionsziel zu machen.

Im Rahmen der mit der Europäischen Kommission vereinbarten Rettungsaktion muss Monte dei Paschi die vorgegebenen Ziele innerhalb festgelegter Fristen erfüllen oder Gegenmaßnahmen ergreifen. Zusätzliche Kostensenkungen gefährden die Erholungsbemühungen der Bank weiter. Die italienische Regierung hingegen muss in diesem Jahr einen Plan zur Auflösung ihrer Beteiligung am Monte dei Paschi vorstellen. Kabinetts-Staatssekretär Giancarlo Giorgetti wurde am Montag in italienischen Zeitungen zitiert. Er sagte, die Regierung würde in zwei bis drei Monaten über die Zukunft der Bank entscheiden.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Experten-Webinar: Ist Bitcoin das neue Gold? – Chancen, Risiken und Perspektiven

Inflation, Staatsverschuldung, geopolitische Unsicherheiten: Viele Anleger fragen sich, wie sie ihr Vermögen in Zeiten wachsender...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Panorama
Panorama Nur noch fünf Minuten: Schlummertaste in Deutschland beliebt
01.06.2025

Mit der Schlummertaste kann man das Aufstehen verzögern. Ärzte raten davon ab, aber die Praxis ist gerade in Deutschland gängig....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Gesundheitscheck vor der Einstellung: Rechte und Grenzen für Bewerber
01.06.2025

Ein Vorstellungsgespräch ist erfolgreich verlaufen, doch bevor der Arbeitsvertrag unterschrieben wird, fordert der potenzielle Arbeitgeber...

DWN
Technologie
Technologie SaaS ist tot – die Zukunft gehört der KI, nicht Ihrer Plattform
01.06.2025

Niemand will die Nutzung Ihrer Plattform lernen – Unternehmen wollen Ergebnisse. Künstliche Intelligenz ersetzt Tools durch fertige...

DWN
Panorama
Panorama EU-Reform könnte Fluggastrechte deutlich schwächen
01.06.2025

Von Verspätungen betroffene Fluggäste haben in Zukunft möglicherweise deutlich seltener Anspruch auf Entschädigung. Die EU-Staaten...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wettlauf um die Zukunft: Wie die USA ihre technologische Überlegenheit retten wollen
01.06.2025

China wächst schneller, kopiert besser und produziert billiger. Die USA versuchen, ihre Führungsrolle durch Exportverbote und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Freelancer: Unverzichtbare Stütze in flexiblen Arbeitswelten
01.06.2025

Trotz Homeoffice-Boom bleibt die Nachfrage nach Freelancern hoch. Warum Unternehmen auf Projektarbeiter setzen, wo die Vorteile liegen –...

DWN
Politik
Politik „Choose Europe“: Brüssel will Gründer mit Kapital halten
31.05.2025

Die EU startet einen neuen Wachstumsfonds, der Start-ups mit Eigenkapital unterstützen und in Europa halten soll. Doch Geld allein wird...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Energiewende umgekehrt: US-Firmen fliehen vor Trumps Klimapolitik – nach Europa
31.05.2025

Während Trump grüne Fördermittel in den USA kürzt, wendet sich die Clean-Tech-Branche von ihrer Heimat ab. Jetzt entstehen in Europa...