Deutschland

Rosneft baut Deutschland-Geschäft aus

Lesezeit: 2 min
12.03.2019 13:56
Die Tochtergesellschaft des russischen Mineralölunternehmens Rosneft, die Rosneft Deutschland GmbH, engagiert sich verstärkt in Deutschland und hat am 1. Januar eigene Marketing- Aktivitäten gestartet. Die Deut-schen Wirtschaftsnachrichten sprachen mit ihrem Hauptgeschäftsführer, Brian Chesterman.
Rosneft baut Deutschland-Geschäft aus
Brian Chesterman. (Foto: Rosneft)

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Rosneft beliefert Deutschland nicht nur mit Erdöl, sondern produziert hier auch etwa sechzig weitere Erdölerzeugnisse, darunter Benzin, Diesel, Heizöl, Kerosin, Bitumen und petrochemische Produkte. Rosneft hält Anteile an drei Raffinerien. Sie ist an der PCK- Raffinerie in Schwedt mit 54 Prozent beteiligt, an der Bayernöl in Neustadt an der Donau mit 25 Prozent und an der MiRO in Karlsruhe mit 24 Prozent. Seit dem 1. Januar 2019 vermarktet Rosneft seine Produkte selbst.

„Wir sind seit 2011 auf dem deutschen Markt aktiv, begannen allerdings über ein Joint Venture mit BP, das wir seit 2017 aufgelöst haben. Seit dem 1. Januar 2019 ist die Übergangsphase vorbei und wir steuern nun von unserer Berliner Zentrale aus auch die Vermarktung unserer Produkte. Wir haben bereits 2015 entschieden, dass wir in Deutschland auf eigenen Beinen stehen wollen. Das haben wir nun planmäßig zum Jahreswechsel vollzogen“, sagt Brian Chesterman.

Besondere Bedeutung kommt dabei der Region Brandenburg zu. Über die Druschba- Pipeline – russisch für Freundschaft – fließt seit den sechziger Jahren Erdöl von Russland nach Deutschland. Von der Raffinerie in Schwedt werden dann beispielsweise die Berliner Flughäfen mit Kerosin beliefert – bei steigendem Bedarf.  Chesterman sagte, dass auch Länder wie Polen, der Tschechei, Österreich und die Schweiz mit Rosneft- Produkten versorgt werden.

Auf die Frage, ob Rosneft über eine eigene Benzinmarke in Deutschland nachdenke sagte Chesterman: "Wir sind immer offen für Möglichkeiten im Markt. Man fragt uns auch regelmäßig, ob wir Tankstellen kaufen möchten. Wenn es eine günstige Gelegenheit gibt, prüfen wir die. Wir schließen nichts aus."

Die Umstellung auf Elektroautos werde laut Chesterman noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Zudem sei die Industrie in der Lage, über ein Elektrolyseverfahren synthetische Kraftstoffe herzustellen. Da in diesem Prozess auch Kohlendioxid gebunden würde, würde sich dies auch positiv auf die deutsche CO2-Bilanz auswirken. Chesterman: „Das Thema synthetische Kraftstoffe interessiert uns. Wir sind davon überzeugt, dass sie in Zukunft eine wichtige Rolle spielen können. Aber im Moment sind die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen noch nicht gegeben, um in die Produktion synthetischer Kraftstoffe einzusteigen. Wir brauchen dafür eine Regulierung, die den synthetischen Kraftstoffen eine faire Chance gibt. Bislang fokussiert sich die Politik in Deutschland im Mobilitätssektor sehr einseitig auf Batterien als Alternative zu fossilen Kraftstoffen. Wir wünschen uns eine technologieoffene Diskussion und Regulierung."

Ein Vorteil für die Ölwirtschaft sei es, dass auch diese synthetischen Kraftstoffe über die bestehende Infrastruktur wie Tankstellen und Raffinerie verteilt werden könnten.

Info zur Person:

Brian Chesterman ist Hauptgeschäftsführer Rosneft Deutschland GmbH. Er schloss 1984 sein Studium an der University of Melbourne mit einem Abschluss in Chemical Engineering (Hons) ab. Ab 1985 war er in verschiedenen Führungspositionen bei BP tätig, u.a. als Head of Supply in der Rhein-Region und Global Head of Supply Chain Management. Ab 2012 in der Position des Head of Strategy and Finance bei TNK-BP Supply and Trading, leitete er ab 2013 internationale Projekte bei Rosneft. Seit 2017 ist Brian Chesterman General Director der Rosneft Deutschland GmbH; gleichzeitig Mitglied im Aufsichtsrat der PCK Raffinerie.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Deutsche Öl- und Gasförderer am Tiefpunkt – jetzt soll Geothermie die Branche retten
20.04.2024

Die Öl- und Gasförderung in Deutschland sinkt immer weiter – ohne Fracking wird sich daran wohl auch nichts ändern. Die Bohr-Industrie...

DWN
Unternehmen
Unternehmen DWN-Interview: Absicherung von Unternehmen – worauf kommt es an?
20.04.2024

Kleine und mittelständische Unternehmen sind sich ihrer Risiken oft nicht bewusst. Der Studienautor und Versicherungsexperte Daniel Dewiki...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Erdbeer-Saison in Deutschland beginnt - hartes Geschäft mit süßen Früchten
20.04.2024

Geschützt unter Folientunneln sind in Deutschland die ersten Erdbeeren der Saison gereift. Bisher zeichnet sich eine gute Ernte ab - doch...

DWN
Politik
Politik Einigung auf Solarpaket - das sind die Neuerungen
20.04.2024

Ein Maßnahmenpaket soll den Ausbau der Solarenergie in Deutschland beschleunigen. Es geht vor allem um weniger Bürokratie. Einen Bonus...

DWN
Technologie
Technologie Der Chefredakteur kommentiert: Kleiner Blackout - kein neuer Strom mehr in Oranienburg! Echt jetzt?
19.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Städtereisen neu entdeckt: Easyjet läutet Renaissance der Rollkoffer ein
19.04.2024

Vor genau 20 Jahren eroberte Easyjet mit seinen günstigen Flügen das Festland der EU. Der Start in Berlin-Schönefeld begann...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft G7-Außenministertreffen: Israel-Iran Konflikt überschattet Agenda
19.04.2024

Nach israelischem Angriff auf Iran: G7-Außenministertreffen auf Capri ändert Agenda. Diskussionen zu China und Cyber-Sicherheit werden...

DWN
Politik
Politik Forsa-Zahlen: Die Grünen unterliegen den Fliehkräften der Abwärtsspirale
19.04.2024

Und schon wieder eine Etage tiefer. Der Sog verstärkt sich und zieht die Partei Bündnis 90/Grüne immer weiter hinab in der Wählergunst....