Finanzen

Aktie bricht ein: Beiersdorf warnt vor Umbruch der Branche

Lesezeit: 2 min
27.02.2019 16:57
Aussagen des Hamburger Kosmetikkonzerns Beiersdorf haben Anleger am Mittwoch erschreckt.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Beiersdorf hat die Anleger mit einem schwächeren Ausblick verschreckt. Die Aktie des Hamburger Kosmetikherstellers brach am Mittwoch zeitweise um elf Prozent ein auf ein Zwei-Jahres-Tief von 81 Euro, nachdem das Management ein niedrigeres Wachstum und fallende Gewinnmargen in Aussicht gestellt hatte. "Die Konsumgüterindustrie ist in Aufruhr", sagte der neue Vorstandschef Stefan De Loecker in einer Analystenkonferenz. Die Branche befinde sich in einem historischen Umbruch, weil die Konkurrenz durch kleine, aufstrebende Marken zunehme und die Verbraucher zunehmend personalisierte Produkte und Dienstleistungen erwarteten. "Ich muss jetzt handeln", sagte der Manager, der den langjährigen Konzernchef Stefan Heidenreich zu Jahresanfang abgelöst hatte. Er kündigte zusätzliche Investitionen von 70 bis 80 Millionen im Jahr an, um das Geschäft wieder anzukurbeln.

Vor Beiersdorf hatten bereits die Konsumgüterkonzerne Henkel und Colgate-Palmolive ihre Prognosen gesenkt. Der erfolgsverwöhnte Düsseldorfer Konzern musste im vergangenen Jahr ein Umsatzminus hinnehmen, weil das Geschäft mit Kosmetikartikeln nicht rund lief.

Für das laufende Jahr stellte Beiersdorf für sein Kosmetikgeschäft, das für 80 Prozent des Konzernumsatzes steht, ein organisches Wachstum zwischen drei und fünf Prozent nach fünf Prozent im vergangenen Jahr in Aussicht. Die Rendite werde wegen der angekündigten Investitionen auf 14,0 bis 14,5 (Vorjahr 15,3) Prozent sinken. Für die kleinere Tochter Tesa kündigte Beiersdorf eine Ebit-Marge leicht unter dem Vorjahreswert von 15,7 Prozent an. Der Konzernumsatz stieg im vergangenen Jahr organisch um 5,4 Prozent auf 7,2 Milliarden Euro.

Mit den Investitionen in die Erschließung weiterer Märkte, Innovationen, die Digitalisierung und die Ausbildung der Mitarbeiter soll das organische Wachstum im Kerngeschäft mit Marken wie Nivea, Eucerin und Luxus-Kosmetikprodukten von La Prairie bis zum Jahr 2023 auf vier bis sechs Prozent zulegen, die Ebit-Marge auf 16 bis 17 Prozent steigen. Der Umsatzanteil im elektronischen Handel solle binnen fünf Jahren auf zehn Prozent verdoppelt werden. De Loecker sagte, Beiersdorf schaue sich zudem aktiv nach Kaufgelegenheiten um, nannte aber keine konkreten Pläne. Es komme darauf an, den Wert des Unternehmens langfristig zu steigern, sagte De Loecker. Beiersdorf sei in den vergangenen Jahren stärker als der Markt gewachsen und strebe dies weiterhin an. Finanzvorständin Dessi Temperley fügte hinzu, auch Lizensierungen und Partnerschaften machten in Regionen Sinn, in denen Beiersdorf bisher nicht präsent sei. Bereits De Loeckers Vorgänger hatten nach Gelegenheiten für Zukäufe Ausschau gehalten, hatten am Ende aber davon Abstand genommen, weil die Unternehmen zu teuer erschienen.

Anstoß nahmen Analysten auch daran, dass Beiersdorf erneut die Dividende trotz eines höheren Reingewinns nicht anheben will. Für 2018 sollen an die Anteilseigner - wie bereits in mehreren Jahren davor - 70 Cent je Aktie ausgeschüttet werden. Der Überschuss kletterte im vergangenen Jahr um knapp zehn Prozent auf 756 Millionen Euro.

 


Mehr zum Thema:  

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Neue Verträge: Nach dem KaDeWe sind auch Oberpollinger und Alsterhaus gerettet
26.07.2024

Die berühmten Flaggschiffe der deutschen Warenhäuser scheinen nach der Pleite des Immobilien-Hasardeurs René Benko endlich gerettet zu...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Hilfsgelder von Russland: EU gibt Erträge aus dem eingefrorenen Vermögen frei
26.07.2024

Die Europäische Union hat jetzt die ersten Zinserträge aus dem im Westen eingefrorenem russischen Staatsvermögen freigegeben. Die...

DWN
Politik
Politik Der Chefredakteur kommentiert: Islamisches Zentrum Hamburg - ein längst überfälliges Verbot, Frau Faeser!
26.07.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Bundeskanzler Scholz zu irregulärer Migration: „Die Zahlen müssen runter“
26.07.2024

Erwerbsmigration nach Deutschland sei erwünscht, meint der Kanzler. Problematisch findet er unerlaubte Einreisen. Eine Innenexpertin der...

DWN
Panorama
Panorama ADAC warnt: Es droht schlimmstes Stau-Wochenende der Saison
26.07.2024

Wer nun in den Urlaub fährt, sollte etwas mehr Zeit einplanen und mitunter starke Nerven haben. Der ADAC rechnet mit vielen Staus. Lassen...

DWN
Politik
Politik Außenministerin Baerbock: Seegerichtshof in Hamburg wird an Bedeutung gewinnen
26.07.2024

In Hamburg informiert sich die Außenministerin bei ihrer Sommerreise über die Arbeit des Internationalen Seegerichtshofs. Anschließend...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB nach Stresstest: Banken haben Verbesserungsbedarf bei Cyber-Angriffen
26.07.2024

Seit der Finanzkrise 2008 wird genauer hingeschaut bei den Banken. Im Euroraum müssen sich die Institute nach Einschätzung der...

DWN
Politik
Politik Verfassungsschutz weist auf russische Sabotageversuche hin
26.07.2024

Der deutsche Inlandsgeheimdienst beobachtet schon länger verstärkte russische Geheimdienstaktivitäten. Neue Hinweise veranlassen ihn...