Finanzen

Finanzministerium will Wertpapiere auf Blockchain-Basis zulassen

Lesezeit: 2 min
10.03.2019 18:35
Bisher müssen Wertpapiere in Deutschland in Papierform ausgegeben werden. Doch nun schlägt das Bundesfinanzministerium vor, die Ausgabe mithilfe von Blockchain zuzulassen.
Finanzministerium will Wertpapiere auf Blockchain-Basis zulassen
Das Bundesfinanzministerium will Wertpapiere zulassen, die ausschließlich über Blockchain ausgegeben werden. (Foto: Ilja C. Hendel)
Foto: Ilja C. Hendel fuer BMF

Mehr zum Thema:  
Krypto >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Krypto  

Das Finanzministerium und das Justizministerium haben ein Eckpunktepapier veröffentlicht, das die Einführung von Blockchain-basierten Wertpapieren und die Regulierung von Initial Coin Offerings (ICOs) zur Diskussion stellt.

Die von den beiden Ministerien vorgeschlagenen Maßnahmen zielen darauf ab, die Rolle Deutschlands als einer der führenden Digitalisierungs- und FinTech-Standorte zu stärken, heißt es auf der Webseite des Bundesfinanzministeriums.

Demnach soll das deutsche Recht generell für elektronische Wertpapiere geöffnet werden. Wertpapiere sollen nicht mehr ausschließlich in Papierform vorliegen müssen. Vielmehr soll die Begebung elektronischer Wertpapiere auch auf einer Blockchain möglich sein.

Die von den Ministerien vorgeschlagene Öffnung soll sich zunächst auf elektronische Schuldverschreibungen beschränken.

Die Einführung der elektronischen Aktie soll zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht behandelt werden. Der Regelungsaufwand, der dazu notwendig wäre, stünde einer zeitnahen Einführung des elektronischen Wertpapiers entgegen.

Zudem sagen die Ministerien, dass in den letzten Jahren viele Krypto-Token im Rahmen von ICOs angeboten worden sind, bei denen es sich in der Regel nicht um Wertpapiere oder andere Finanzinstrumente im Sinne des Wertpapierhandelsgesetzes  handelt.

Damit unterliege die Emission dieser Token - anders als die zukünftige Emission von elektronischen Schuldverschreibungen - nicht den bestehenden kapitalmarktrechtlichen Vorschriften.

Dennoch berge die Investition in derartige Krypto-Token Risiken für Anleger. Daher wird in dem Eckpunktepapier die Regulierung von Initial Coin Offerings zur Diskussion gestellt.

Die Empfehlungen der beiden Bundesministerien kommen vor dem Hintergrund, dass im Deutschen Bundestag ein Gesetzentwurf über Sicherheitstokenangebote (STOs) in Arbeit ist.

"Die Technologie klingt sehr interessant, aber die Leute verstehen das nicht wirklich", sagte der Berliner Bundestagsabgeordnete Thomas Heilmann (CDU) zu CoinDesk. Er fügte hinzu, dass die CDU-Fraktion seine Initiative unterstützt.

Das Gesetz liegt nun in Form von „Diskussionsmaterial“ vor und wurde von Abgeordneten und Regierungsbehörden hinter verschlossenen Türen diskutiert, sagte Richard Lohwasser, der CEO des Blockchain-Startupa Lition, der Heilmann berät.

Derzeit kann der Umgang mit Wertpapier-Token eine ganze Reihe von Problemen bedeuten, weil es keine umfassende Regulierung in Europa gibt. Der Besitz eines Tokens bedeutet nicht, dass man aus rechtlicher Sicht Eigenkapital hält. Dividendenzahlungen sind nicht rechtskonform, und wenn ein Token verkauft wird, erwirbt der Käufer keinen Rechtsanspruch, Dividenden zu erhalten, sagt Lohwasser.

Als Europas Finanzzentrum kann Deutschland auch eine Führungsposition im Bereich der tokenisierten Finanzen einnehmen, heißt es in dem Dokument des Finanzministeriums. Das Land könnte auch den Ton bei EU-weiten Wertpapier-Token-Vorschriften angeben.

Die Auswirkungen können nicht nur für Deutschland, sondern für die globale Blockchain-Community von Bedeutung sein, sagte Lewis Cohen, Anwalt der New Yorker Anwaltskanzlei DLx Law, zu CoinDesk.

„Auch wenn die deutschen Kapitalmärkte gerade aus Sicht vom US-Unternehmen derzeit nicht so bedeutend sind, wird man doch die Tatsache wahrnehmen, dass die politischen Entscheidungsträger in Deutschland aktive Maßnahmen zur Förderung der Verwendung von Wertpapier-Token ergreifen", so Cohen

Auf der ganze Welt werden man Lehren daraus ziehen. "Das deutsche Experiment ist, wenn Sie so wollen, wichtig für die Erstellung eines Modells, in dem die breitere Blockchain-Community erfahren kann, was gut funktioniert und was nicht."

Mehr Krypto-Themen finden Sie hier.

Weitere Meldungen aus dem Tech-Report der DWN finden Sie hier.


Mehr zum Thema:  
Krypto >

DWN
Technologie
Technologie Wie ehemalige IT-Nerds der russischen Suchmaschine Yandex den KI-Markt Europas aufmischen
14.01.2025

Russische IT-Nerds bauen in Amsterdam das KI-Unternehmen Nebius auf. Informatiker um den Yandex-Suchmaschinen-Gründer Arkadi Wolosch...

DWN
Finanzen
Finanzen Bafin-Kontenvergleich: Alle Girokonten in Deutschland im Überblick
14.01.2025

Die Finanzaufsicht Bafin bringt Transparenz in den Kontomarkt: Mit dem neuen Bafin Kontenvergleich können Verbraucher alle Girokonten in...

DWN
Politik
Politik Russischer Außenminister Lawrow: "USA wollen nach Nord-Stream Gaspipeline TurkStream zerstören"
14.01.2025

Russlands Außenminister Lawrow beschuldigt die USA, mit ukrainischen Drohnenangriffen die Gasleitung TurkStream lahmlegen zu wollen....

DWN
Politik
Politik CDU-Heizungsgesetz: Wie die Union das Heizungsgesetz abschaffen will - und warum das schlecht wäre
14.01.2025

Das Habecksche Heizungsgesetz, offiziell Gebäudeenergiegesetz (GEG), gilt seit Januar 2024. Die CDU plant, das GEG bei einer möglichen...

DWN
Politik
Politik Weitere Ukraine-Hilfe? Pistorius zu Besuch in Kiew spricht sich dafür aus
14.01.2025

Ukraine-Hilfe 2025: Verteidigungsminister Boris Pistorius bleibt optimistisch, was die Fortsetzung der Unterstützung für die Ukraine...

DWN
Politik
Politik NATO-Gipfel: Schutz für Ostsee-Infrastruktur geplant
14.01.2025

Nato schützt sich künftig besser vor Sabotageakten gegen wichtige Infrastruktur wie Kabel und Pipelines. Deutschland steuert mit...

DWN
Panorama
Panorama Stasi-Akten sichern: Der historische Moment der Besetzung der Stasi-Zentrale
14.01.2025

Am 15. Januar 1990 stürmte das Volk die Stasi-Zentrale in Berlin-Lichtenberg und sicherte wertvolle Stasi-Akten für die spätere...

DWN
Unternehmen
Unternehmen VW verkauft weniger Autos in China
14.01.2025

VW verkauft weniger Autos. Sorgen bereitet dem Konzern vor allem der wichtige Absatzmarkt China. Sinkende Zahlen bei E-Autos und die...