Gemischtes

Vor der Hauptversammlung: Audi-Chef stimmt Mitarbeiter auf harte Zeiten ein

Morgen findet die Audi-Hauptversammlung statt. Vorstands-Chef Bram Schot hat die Belegschaft im Vorfeld auf harte Zeiten eingestimmt.
13.03.2019 18:09
Lesezeit: 2 min

Mit „Liebe Kolleginnen und Kollegen“ beginnt der Brief, mit dem der geborene Niederländer Schot und die weiteren sechs Vorstands-Mitglieder den rund 90.000 Audi-Mitarbeitern den neuen Unternehmens-Leitgedanken „Audi.Zukunft“ näherbringen wollen.

Dieser Leitgedanke hat es in sich. „Audi muss effizienter entwickeln, produzieren und wirtschaften“, heißt es. Und weiter: „Tabuthemen darf es nicht geben!“ Dass der Vorstand tatsächlich gedenkt, auch noch die heikelsten Probleme anzugehen, wird an folgenden Sätzen deutlich: „Wir erwarten von allen Audianern, dass sie ihren Beitrag leisten und sich konsequent qualifizieren. Es führt kein Weg daran vorbei, dass wir unsere Personalstruktur überdenken. Gleichzeitig müssen wir die Managementstruktur und Organisation straffen. Das heißt: Wir müssen auch hier nachhaltig flexibler werden, interne Dienstleistungen unter die Lupe nehmen und außertarifliche Leistungen auf den Prüfstand stellen.“

Was den Erhalt ihrer Arbeitsplätze angeht, bedeuten die Aussagen für die über 60.000 Audi-Mitarbeiter in Deutschland Folgendes: Bis 2025 wird es keine Entlassungen geben. Eine Audi-Sprecherin sagte den Deutschen Wirtschaftsnachrichten: „Wir haben mit dem Betriebsrat eine Beschäftigungsgarantie bis 2025 vereinbart. Sie gilt.” Der Betriebsrat hat auf das Schreiben auf der Stelle reagiert und fordert die Verlängerung der Garantie bis zum Jahr 2030. Unabhängig davon dürfte es aber auf jeden Fall zu einem schleichenden Abbau von Arbeitsplätzen kommen: Altersbedingt frei werdende Stellen sollen in Zukunft nämlich nicht mehr alle wiederbesetzt werden. Darüber hinaus sollen nicht mehr alle Auszubildenden nach Ende ihrer Lehre übernommen werden.

Was die Weiterqualifizierung anbelangt, von der in dem Brief auch die Rede ist: Sie dürfte für viele Mitarbeiter nicht zuletzt deshalb notwendig werden, weil auch die Ingolstädter in Zukunft verstärkt auf die E-Mobilität setzen werden. Die Audi-Sprecherin sagte den Deutschen Wirtschaftsnachrichten: „Durch unser strategisches Ressourcenmanagement überprüfen wir fortlaufend Bedarfe und Kompetenzprofile aller Unternehmensbereiche. Im Rahmen einer Qualifizierungsoffensive für die Transformation bei Audi haben wir unser Weiterbildungsbudget um ein Drittel auf insgesamt 80 Millionen Euro jährlich aufgestockt.“

Marktexperten halten selbst Werksschließungen für möglich, allerdings nicht in Deutschland. In dem Brief heißt es: „Wir werden unser Produktionsnetzwerk straffen, optimal sowie flexibel ausrichten und die Produktivität steigern.“

Eins steht fest: Audi hat Probleme. Im dritten Quartal 2018 sank das Betriebsergebnis von 1,26 Milliarden auf 110 Millionen Euro. Der Umsatz ging von 14 Milliarden auf 13,1 Milliarden Euro zurück. Der Absatz verringerte sich von 472.000 auf 458.000 Fahrzeuge (ein Minus von drei Prozent). Was die Zahl der Beschäftigten angeht: Seit 2006 ist sie jedes Jahr gestiegen. 2006 hatte Audi noch 52.300 Mitarbeiter, 2017 waren es 90.400 (ein Plus von knapp 73 Prozent innerhalb von elf Jahren also), wobei in den letzten Jahren stets zwischen 4.000 und 5.000 neue Beschäftigte hinzukamen.

Auto-Experte Ferdinand Dudenhöfer vom CAR-Institut der Universität Duisburg-Essen lobt die Herangehensweise der Konzern-Spitze. Den Deutschen Wirtschaftsnachrichten sagte er: „So wie Schot es anpackt, ist es richtig. Audi trägt die Hauptschuld am Dieselskandal - deshalb hat der Konzern unter den Folgen auch am meisten gelitten. Das muss jetzt aufgeholt werden. Aber auch schon vor dem Skandal konnte man beobachten, dass Audis Innovationskraft nachgelassen hatte, dass die Flexibilität nicht mehr so vorhanden war wie früher. Wahrscheinlich war man einfach nicht bereit, sich von Bewährtem zu trennen. Das muss Audi jetzt nachholen.“

Am Donnerstag wird Audi die Zahlen des vierten Quartals 2018 präsentieren.

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