Politik

Kilometerlanger Ölteppich bedroht Frankreichs Atlantikküste

Nach dem Untergang des Containerschiffs "Grande America" droht in Frankreich eine Umweltkatastrophe.
14.03.2019 15:56
Lesezeit: 2 min

Frankreich will nach dem Untergang des Containerschiffs «Grande America» in der Biskaya mit allen Mitteln eine Ölkatastrophe an seiner Atlantikküste verhindern. «Wir bereiten uns vor», versicherte Umweltminister François de Rugy am Donnerstag. Der im Atlantik treibende Ölteppich könnte seiner Einschätzung nach bereits am Sonntag oder Montag die französische Westküste erreichen, die im Sommer zahlreiche in- und ausländische Touristen anzieht. «Wir sind mit einer Ölverschmutzung konfrontiert, die früher oder später unsere Küsten erreichen wird», sagte er dem Sender Public Sénat.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Der unter italienischer Flagge fahrende Frachter war am Dienstag nach einem tagelangen Brand rund 300 Kilometer vor der französischen Küste untergegangen. Das Schiff hatte zuletzt in Hamburg Station gemacht.

Es bildete sich ein etwa zehn Kilometer langer und ein Kilometer breiter Ölteppich. Es würden Spezialschiffe zur Bekämpfung der Meeresverschmutzung eingesetzt, sagte der Ressortchef dem Sender BFMTV. «Wenn wir es (das Schweröl) auf dem Meer abpumpen können, werden wir es machen.» Das Öl stammt demnach aus den Treibstofftanks des Frachters.

De Rugy nannte als gefährdete Regionen das Département Charente-Maritime mit der Hafenstadt La Rochelle und das Département Gironde, in dessen Mitte Bordeaux liegt. Er schloss nicht aus, dass das Öl auch an die spanische Biskaya-Küste gelangen könnte.

De Rugy wies gleichzeitig auf die schwierigen Wetterbedingungen hin. In der Biskaya fege ein starker Westwind. Nun solle aus der Luft beobachtet werden, wohin das Öl treibe. Er sprach auch von einem möglichen Einsatz eines Unterwasser-Roboters, um zu überprüfen, ob das 4500 Meter tief liegende Wrack Risse aufweise.

Die zuständige Meerespräfektur in Brest hatte mitgeteilt, dass auch die Europäische Agentur für die See-Sicherheit im Kampf gegen die Verschmutzung eingeschaltet wurde.

Die Westküste Frankreichs zieht im Sommer viele Touristen an, beliebt sind La Rochelle, die Sandstrände der Vendée oder die Insel Île d'Oléron. Im nahe der spanischen Grenze liegenden Badeort Biarritz will Präsident Emmanuel Macron im August den Gipfel der sieben großen Industrieländer (G7) ausrichten.

In Frankreich wurden Erinnerungen an frühere Schiffskatastrophen wach. Im Dezember 1999 löste der Schiffbruch des Tankers «Erika» im Ärmelkanal eine riesige Ölkatastrophe aus. Im März 1978 war der Tanker «Amoco Cadiz» in der Bretagne auf Grund gelaufen. Experten sagten, die Tankerkatastrophen seien nicht dem Untergang des italienischen Frachters vergleichbar, da damals viel mehr Öl ausgelaufen sei.

Das gesunkene italienische Schiff hatte Gefahrgut an Bord. Der Inhalt von 45 Containern werde als gefährlich eingestuft, hatte Meerespräfektur mitgeteilt. Die «Grande America» hatte rund 2200 Tonnen Schweröl an Bord, wie der Sender Franceinfo berichtete. Das 214 Meter lange Schiff, das auch rund 2000 Fahrzeuge transportierte, hatte zuletzt starke Schlagseite bekommen.

Ein Sprecher der Umweltorganisation Robin des Bois kündigte im Sender Franceinfo an, seine Organisation wolle in den kommenden Tagen im Fall der «Grande America» Klage gegen Unbekannt einreichen.

Nach Angaben der Präfektur waren 27 Menschen an Bord des Schiffes, sie wurden vom britischen Kriegsschiff «HMS Argyll» gerettet. Das Schiff war auf dem Weg nach Casablanca in Marokko.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Goldman Sachs: Europas Aktienmarkt wird die USA überholen
07.09.2025

Nach Jahren der US-Dominanz kommt die Trendwende: Goldman Sachs sieht europäische Aktien vor einem kräftigen Aufschwung. Banken,...

DWN
Finanzen
Finanzen Wertspeicher im Taschenformat: Wie Sie Edelsteine kaufen – und ob sie als Anlageklasse taugen
07.09.2025

Chris Pampel, Geschäftsführer des Deutschen Edelstein Kontors und Autor des Buches „Das 1x1 der Edelsteininvestments“, erklärt,...

DWN
Finanzen
Finanzen Experteninterview: Wie Sie mit Geld in Zeiten sinkender Zinssätze umgehen sollten
07.09.2025

Börsen und Gold auf Rekord, Inflation rückläufig – doch die Zinsen wackeln. Während Trump Druck auf die Fed macht, ringt die EZB um...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Boliden-Chef: Mikael Staffas verteidigt Trump-Stahlzölle
07.09.2025

Der CEO von Boliden, Mikael Staffas, verteidigt Trumps Stahlzölle und warnt vor der chinesischen Konkurrenz. Europa steckt in lähmender...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Inflation zwingt Unternehmen zu klarer Preisstrategie
07.09.2025

Die Inflation zwingt Unternehmen zu heiklen Preisentscheidungen. Wer zu schnell oder zu spät reagiert, riskiert Margenverluste – oder...

DWN
Panorama
Panorama Samenernte in 40 Meter Höhe: Wie der Wald von morgen wächst
07.09.2025

Die Samenernte hoch in den Baumwipfeln ist Abenteuer, Handwerk und Zukunftsarbeit zugleich. Wer an den Samen der Tanne gelangen will,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Österreichs Maßnahmen gegen die Inflation – und die Bedeutung für Deutschland
07.09.2025

Österreich steckt in der Krise: Die Regierung verspricht Milliardenhilfen, doch bei genauerem Hinsehen bleiben nur kleine Reformen übrig....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Turbojet-Drohne: Polen präsentiert universelle Technologieplattform
06.09.2025

Polen präsentiert die Turbojet-Drohne – eine universelle Technologieplattform für Militär und Zivil. Für Deutschland stellt sich die...