Politik

Wahlgeschenk: Bund pumpt Steuer-Milliarde in die Krankenhäuser

Lesezeit: 1 min
04.04.2013 00:28
Vor der Bundestagswahl wird im Gesundheitssektor fast eine Milliarde Euro aufgebracht, um die Krankenhäuser zu stützen. Die Kommunen freuen sich über die zusätzlichen Mittel. Das Wahlgeschenk ist reine Kosmetik, die Steuergelder werden nicht nachhaltig angelegt.
Wahlgeschenk: Bund pumpt Steuer-Milliarde in die Krankenhäuser

Das Bundesgesundheitsministerium greift den Kliniken unter die Arme. „Jede dritte der rund 2.000 Kliniken in Deutschland schreibt rote Zahlen, Tendenz steigend“, sagte Gerd Landsberg, Hauptgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebundes der Passauer Neuen Presse. Ohne eine finanzielle Unterstützung hätten die Krankenhäuser keine Chance, die Mehrkosten für die rund 1,1 Millionen Beschäftigten und für die steigenden Sachkosten aufzubringen.

Die desolate Finanzsituation der Kliniken ist schon lange bekannt. Das zusätzliche Geld kommt gerade rechtzeitig vor den Bundestagswahlen. Einen Streit von der Lobby des Gesundheitssystems braucht die Bundesregierung nun nicht mehr zu befürchten. Insgesamt will sie 880 Millionen Euro aufwenden, um die Kliniken zu entlasten.

Für die baden-württembergische Sozialministerin Katrin Altpeter (SPD) sind die Maßnahmen von FDP-Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr „in jeder Hinsicht unzureichend“. Sie seien nicht nachhaltig, notwendige Reformen würden auf nicht absehbare Zeit verschoben. „Einmalige Finanzhilfen als Notfallmaßnahme sollten bei den Krankenhäusern ankommen, die wirklich in einer finanziellen Klemme sind“, sagte der geschäftsführende Vorstand des AOK-Bundesverbandes Uwe Deh. Eine Finanzspritze für alle Kliniken mache die Nothilfe unnötig teuer. Strukturelle Defizite würden dadurch nicht reduziert.

Das Budget für die Krankenhäuser soll 2014 nach oben hin angepasst werden. Die Krankenkassen üben daran Kritik: Für jeden Zehntel-Prozentpunkt, den die Kliniken für sich herausschlagen können, müssen sie mit Mehrkosten von etwa 70 Millionen Euro rechnen.

Die Einstellung von ärztlichem und pflegerischem Hygienepersonal soll ebenfalls durch Zuschüsse gefördert werden. Auch die Fort- und Weiterbildung von Ärzten und Pflegekräften zu qualifiziertem Hygienepersonal wird finanziell durch den Bund unterstützt. Für die Investitionskosten seien die Länder jedoch allein verantwortlich: „Es kann nicht sein, dass sich die Länder hier zunehmend ihrer Verantwortung entziehen“, sagte Bahr. Die Eckpunkte zur Krankenhausfinanzierung müssen noch die Zustimmung vom Bundesrat erhalten.

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft OWZE-Prognose 2024: Minimales Wirtschaftswachstum für Deutschland erwartet
02.05.2024

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OWZE) geht von einem minimalen Wirtschaftswachstum für Deutschland...

DWN
Finanzen
Finanzen Deutschland im Investitionstief: Rückgang setzt Wirtschaft unter Druck
02.05.2024

Deutschlands Attraktivität für ausländische Investitionen schwindet weiter: 2023 markiert den niedrigsten Stand seit 2013. Manche...

DWN
Politik
Politik 1.-Mai-Demonstrationen: Gewerkschaften fordern dringend Gerechtigkeit
02.05.2024

Am Tag der Arbeit kämpfen Gewerkschaften für bessere Arbeitsbedingungen. Ihre Spitzenvertreter betonten die Notwendigkeit von...

DWN
Politik
Politik Militärhistoriker Lothar Schröter im DWN-Interview: Die Folgen des Massenmords von Odessa 2014
02.05.2024

Der Militärhistoriker Lothar Schröter ordnet im DWN-Interview den Massenmord in Odessa vom 2. Mai 2014 ein. Dabei geht er auch auf die...

DWN
Politik
Politik DWN-Interview: Ukraine-Krieg - Zehn Jahre nach dem Massenmord von Odessa
02.05.2024

Am 2. Mai 2014 ist es in der ukrainischen Stadt Odessa zu einem Massenmord gekommen, bei dem fast fünfzig Menschen qualvoll ums Leben...

DWN
Technologie
Technologie Infineon vor herausforderndem Quartal: Augenmerk auf Zukunftsaussichten
02.05.2024

Der Chiphersteller Infineon sieht schwieriges Quartal voraus, mit moderaten Rückgängen und angespanntem Automobilmarkt. Wie geht es...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin als Geldanlage: „Das ist gleichzusetzen mit einem Besuch im Casino“
02.05.2024

Bitcoin entzweit trotz neuer Kursrekorde die Anlegergemeinschaft. Die einen halten große Stücke auf den Coin, die anderen sind kritisch....

DWN
Immobilien
Immobilien Balkonkraftwerk mit Speicher: Solarpaket könnte Boom auslösen - lohnt sich der Einbau?
01.05.2024

Balkonkraftwerke aus Steckersolargeräten werden immer beliebter in Deutschland. Insgesamt gibt es aktuell über 400.000 dieser sogenannten...