Finanzen

Zentralbank der Zentralbanken: IWF hat nicht genügend Geld, um auf neue Krise zu reagieren

Lesezeit: 1 min
29.03.2019 15:53
Der IWF hat nicht ausreichend finanzielle Mittel zur Verfügung, um eine mögliche neue Krise abzufangen, sagt der Chef der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich.
Zentralbank der Zentralbanken: IWF hat nicht genügend Geld, um auf neue Krise zu reagieren

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Nach Ansicht des Chefs der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), Agustin Carstens, wäre im Falle einer neuen Finanzkrise selbst der Internationale Währungsfonds (IWF) machtlos. Carstens machte seine Aussagen mit Blick auf den türkischen Finanzmarkt, welcher seit Tagen von starken Verkaufswellen erfasst wird und der die Keimzelle einer Krise des Weltfinanzsystems bilden könnte.

Der IWF  habe nicht genügend Geld, das er verleihen könnte, wenn plötzlich eine größere Krise in den Schwellenländern ausbricht, die sich auf mehrere Staaten auswirkt, sagte Carstens auf einer Konferenz bei der französischen Zentralbank am Donnerstag.

Dem ehemaligen Chef der Bank von Mexiko zufolge zeigten die letzten Überprüfungen der IWF-Quoten, welche die Kapitalanteile der Mitgliedsländer und die damit verbundenen Stimmrechte darstellen, dass nicht genügend finanzielle Mittel vorhanden seien.

Unter den 189 IWF-Mitgliedstaaten haben die USA mit 16,52 Prozent den größten Stimmenanteil, gefolgt von Japan (6,15 Prozent), China (6,09 Prozent), Deutschland (5,32 Prozent), Frankreich (4,03 Prozent) und Großbritannien (4,03 Prozent).

"Wir stehen vor dem Problem, unzureichende Ressourcen zu haben und in Krisenzeiten improvisieren zu müssen. [...] Wenn der Fonds es nicht tun kann, müssen andere es tun, sonst werden die wirtschaftlichen Kosten enorm sein", zitiert Reuters Carstens. Er sagte nicht, an welche Staaten er bei seiner Aussage gedacht hatte. Klar ist aber, dass Carstens davon überzeugt ist, dass der IWF nicht in der Lage ist, für die mögliche Stüttzung von Schwellenländern in Milliardenhöhe zu sorgen.

Unterdessen warnte die Direktorin des IWF, Christine Lagarde, vor Bruchlinien im europäischen Finanzsystem. Zwar befinde sich die Eurozone in einer besseren finanziellen Verfassung und sei "widerstandsfähiger als vor einem Jahrzehnt, als die globale Finanzkrise hereinbrach", sagte Lagarde am Donnerstag bei derselben Versammlung der französischen Zentralbank, an der auch Carstens teilnahm. Doch die Union sei nicht solide genug, um einer weiteren Wirtschaftskrise standzuhalten. Nach Ansicht der IWF-Chefin ist die Währungsunion "nicht widerstandsfähig genug", um "unerwartete wirtschaftliche Stürme" unbeschadet zu überstehen.

"Das Bankensystem der Eurozone ist sicherer geworden, aber nicht sicher genug. Ihr geht es wirtschaftlich gesehen wieder besser, aber die Vorteile des Wachstums werden nicht gut genug geteilt", zitiert France24 die IWF-Chefin.

Lagardes Warnung findet in einer Zeit statt, in der die Anzeichen für ein schwächeres Wirtschaftswachstum in ganz Europa und auch weltweit immer deutlicher werden, insbesondere in den beiden Kernländern Deutschland und Frankreich, aber beispielsweise auch in Österreich.

Am Mittwoch hatte die Europäische Zentralbank die Sorgen im Hinblick auf das Wachstum der Eurozone verstärkt. Ihr Präsident Mario Draghi deutete an, dass die Zinssätze länger als bisher erwartet niedrig bleiben würden, um Wachstum und Inflation zu stimulieren.


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