Politik

Huawei: Ein Netzwerkausrüster kann keine Daten abschöpfen

Einem Sprecher von Huawei zufolge können Netzwerkausrüster keine Daten abschöpfen, sondern einzig die Netzwerkbetreiber.
28.04.2019 16:30
Lesezeit: 2 min

Die US-Regierung möchte, dass der chinesische Netzwerkausrüster Huawei vom Ausbau des 5G-Netzes in Deutschland ausgeschlossen wird. Offiziell befürchten sie, dass das Equipment des Konzerns vom chinesischen Staat für Spionagezwecke genutzt werden könnte. Die Deutschen Wirtschaftsnachrichten sprachen darüber mit Jörg Albrecht, dem Director Corporate Affairs Huawei, Alexander Kulitz, dem Sprecher der FDP Bundestagsfraktion für „Außenwirtschaft und Außenhandel“, und erkundigten sich beim Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI).

"In Bezug auf einen möglichen Zugriff auf fremde Daten ist es wichtig zu klären, was ein Netzwerkausrüster überhaupt kann und was nicht." sagte Jörg Albrecht. "Huawei hat keine "Hintertüren" in seine Technik eingebaut, die es erlauben, Daten aus dem Netz abzusaugen und wird dies auch nicht tun - auch nicht über später durchzuführende Softwareupdates. Denn auch solche Updates werden vorher intensiv von den Netzbetreibern getestet und von ihnen aufgespielt werden, und nicht von Huawei direkt. Es ist wichtig zu verstehen, dass 5G nicht das Internet an sich ist, sondern nur der Zugang – bildlich gesprochen das Rohr oder die Pipeline ins Internet. Der Versuch eines Zugriffs von außen auf diese Daten in diesem streng abgeschirmten Netz würde scheitern, da sie von einer Firewall und anderen Sicherheitsmaßnahmen geschützt werden. Selbst wenn jemand diese großen Datenmengen auslesen könnte, was unbemerkt praktisch unmöglich ist, sind sie wertlos, da sie in der Regel hochgradig verschlüsselt sind. "

Ein Sprecher des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) wies auf die zusätzlichen Sicherheitsanforderungen für Telekommunikationsnetze hin, die in einem Eckpunktepapier der Bundesnetzagentur nachzulesen sind. und teilte den Deutschen Wirtschaftsnachrichten mit:

"Über die technischen Anforderungen an die 5G-Netze wird sichergestellt, dass die Vertraulichkeit, Integrität und insbesondere die Verfügbarkeit der Kommunikation gewährleistet sind. Dabei wird konsequent auf den Einsatz wirksamer Verschlüsselung sowie die Schaffung ausreichender Redundanzen einschließlich eines Multi-Vendor-Ansatzes geachtet. So können robuste und vertrauenswürdige Netzinfrastrukturen sicher betrieben werden. Die Sicherheitseigenschaften der verschiedenen Netzbereiche werden dabei herstelleragnostisch gestaltet. Zu einzelnen Herstellern äußern wir uns zum gegebenen Zeitpunkt nicht."

Zudem hätten Industrieunternehmen laut Jörg Albrecht auch die Möglichkeit, eigene Netze aufzubauen und ihren verschlüsselten Datenverkehr über diese abzuwickeln und die 5G-Technologie sogar auch ohne direkte Anbindung ans Internet für interne Kommunikation zu verwenden. Allerdings halte er es für wichtig, dass eine Industrienation wie Deutschland auf die modernste und leistungsfähigste Technologie zugreifen könne. Was dies anbelange, sei Huawei gut aufgestellt: "5G ist zwar, was die Datengeschwindigkeit anbelangt, klar definiert, allerdings gibt es Unterschiede in der Realisierung. In den USA gibt es 5G- Netze, über die Daten mit einer Geschwindigkeit von 200 - 300 Mbit / Sekunde übertragen werden. Huawei- Technologie ermöglicht in Südkorea bereits eine Übertragungsgeschwindigkeit von über 1000 Mbit / Sekunde."

Als ein Anwendungsbereich der 5G- Technik gilt das Autonome Fahren. Dies sei zwar nicht zwingend von 5G abhängig und theoretisch auch ganz ohne Mobilfunknetz möglich. Ein erster Schritt dahin wäre eine reine Car to Car- Kommunikation. Doch liege der entscheidende Vorteil von 5G in der wesentlich geringeren Latenzzeit. Dies hätte zur Folge, dass die entsprechenden Autos schneller und in dichterem Abstand zueinander fahren könnten.

Angesichts des technologischen Fortschritts fordert Alexander Kulitz, der Sprecher der FDP Bundestagsfraktion für „Außenwirtschaft und Außenhandel“, mehr Anstrengungen von deutscher Seite: " Im Hinblick auf die wissenschaftlichtechnologischen Entwicklungen in der Volksrepublik sollte die Bundesregierung endlich begreifen, dass Zukunftsträume nicht mehr ausreichen und massive Anstrengungen von Nöten sind, um den Rückstand, vor allem in Sachen Künstlicher Intelligenz, aufzuholen. Doch anstatt eigene Innovationen im Land voranzutreiben, setzt die Bundesregierung beispielsweise bei der Nationalen Industrie Strategie auf planwirtschaftliches Wunschdenken."

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Rentenversicherung: Warum Bärbel Bas' Beamten-Vorschlag 20 Milliarden Euro im Jahr kosten würde
13.05.2025

Geht es nach Arbeitsministerin Bärbel Bas, sollen künftig auch Beamte in die gesetzliche Rentenversicherung aufgenommen werden. Eine neue...

DWN
Panorama
Panorama Reichsbürger-Verbot: Dobrindt zerschlägt "Königreich Deutschland"
13.05.2025

Sie erkennen den Staat nicht an, verbreiten Verschwörungstheorien und zahlen häufig keine Steuern. Die Szene der Reichsbürger war...

DWN
Politik
Politik Geopolitischer Showdown in der Türkei: Selenskyj, Putin – und Trump im Anflug
13.05.2025

Ein historisches Treffen bahnt sich an: Während Selenski den russischen Präsidenten zu direkten Friedensgesprächen nach Istanbul...

DWN
Panorama
Panorama Umwelt? Mir doch egal: Klimaschutz verliert an Bedeutung
13.05.2025

Klimaschutz galt lange als gesellschaftlicher Konsens – doch das Umweltbewusstsein in Deutschland bröckelt. Eine neue Studie zeigt, dass...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohntraum wird Luxus: Preise schießen in Städten durch die Decke
13.05.2025

Die Preise für Häuser und Wohnungen in Deutschland ziehen wieder deutlich an – vor allem in den größten Städten. Im ersten Quartal...

DWN
Finanzen
Finanzen Wird die Grundsteuer erhöht? Zu viele Ausgaben, zu wenig Einnahmen: Deutsche Kommunen vorm finanziellen Kollaps
13.05.2025

Marode Straßen, Bäder und Schulen: Fast neun von zehn Städten und Gemeinden in Deutschland droht in absehbarer Zeit die Pleite. Bereits...

DWN
Politik
Politik EU im Abseits: Trump bevorzugt London und Peking – Brüssel droht der strategische Bedeutungsverlust
12.05.2025

Während Washington und London Handelsabkommen schließen und die USA gegenüber China überraschend Konzessionen zeigen, steht die EU ohne...

DWN
Panorama
Panorama Nach Corona nie wieder gesund? Die stille Epidemie der Erschöpfung
12.05.2025

Seit der Corona-Pandemie hat sich die Zahl der ME/CFS-Betroffenen in Deutschland nahezu verdoppelt. Rund 600.000 Menschen leiden inzwischen...