Die deutsche Industrie hat auch zum Start des zweiten Quartals an Fahrt verloren. Dies geht aus einer am Donnerstag veröffentlichten Umfrage des Instituts IHS Markit unter rund 500 Firmen hervor, berichtet Reuters. Demnach stieg der Einkaufsmanagerindex zwar leicht um 0,3 auf 44,4 Punkte. Das Barometer signalisiert aber mit weniger als 50 Zählern ein Schrumpfen und liegt damit seit Jahresbeginn unter der Wachstumsschwelle.
Der Index habe zwar erstmals seit neun Monaten leicht zugelegt - "dank langsameren Rückgängen bei Produktion und Neuaufträgen", sagte Markit-Experte Phil Smith. "Ob der deutsche Industriesektor damit die Talsohle des Abschwungs durchschritten hat, bleibt aber abzuwarten."
Die Autoindustrie sei weiter damit beschäftigt, die Schwierigkeiten mit dem neuen Emissionstestverfahren (WLTP) besser in den Griff zu bekommen. Inzwischen kann man mit Rehct behaupten, dass die Branche in einer Krise steckt. "Die Probleme der Autobranche senden nach wie vor Schockwellen durch das verarbeitende Gewerbe Deutschlands", sagte Smith. Von Elektronikherstellern über die chemische und metallverarbeitende Industrie bis hin zu den Maschinenbauern - Unternehmen aus nahezu allen Teilsektoren spüren die Auswirkungen der schwächelnden Automobilindustrie."
Zudem könnten Betriebe auf die Konjunkturabkühlung und damit trübere Geschäftsaussichten mit vorsichtigeren Personalplanungen oder Entlassungen reagieren. "Während einige Firmen schon damit begonnen haben, die Mitarbeiterzahl durch die Nichtverlängerung von Zeitverträgen zu reduzieren, besteht in den kommenden Monaten durchaus die Gefahr noch drastischerer Stellenkürzungen, sollte die Nachfrage nicht spürbar anziehen." Auch der Einkaufsmanagerindex für die Industrie der Euro-Zone signalisierte mit 47,9 Punkten den dritten Monat in Folge ein Schrumpfen der Geschäftstätigkeit.
Die Stimmung von Konjunkturexperten im Euro-Raum hat sich einer Umfrage zufolge etwas verbessert. Das Barometer für das Ifo-Wirtschaftsklima sei im zweiten Quartal von minus 11,1 auf minus 6,3 Punkte gestiegen, teilte das Münchner Ifo-Institut am Donnerstag mit. Dafür sei ausschließlich ausschlaggebend, dass die Erwartungen der Befragten weniger pessimistisch seien. Dagegen hat sich die Beurteilung der aktuellen Lage laut Ifo erneut verschlechtert. Die Experten erwarten ein Wirtschaftswachstum von 1,3 Prozent für das laufende Jahr.
Die Aussichten für das kommende halbe Jahr hellten sich demnach in vielen Euro-Ländern auf. Am deutlichsten nach oben bewegten sich die Erwartungen in Frankreich, Belgien und Griechenland, aber sie stiegen auch kräftig in Deutschland, Italien und Spanien. Eine weitere Verschlechterung der Konjunkturaussichten wurde unter anderem in Irland, den Niederlanden und Portugal gemeldet.
Die Konjunkturexperten sind weniger pessimistisch hinsichtlich der künftigen Investitionen, des privaten Konsums und der Exporte. Sie erwarten für das laufende Jahr eine etwas niedrigere Inflationsrate von 1,5 Prozent im Währungsraum.