Die EU-Kommission will in den nächsten Jahren deutlich mehr Flüssiggas (LNG) aus den USA einführen. Diese Importe sollen bis 2023 auf mindestens acht Milliarden Kubikmeter im Jahr verdoppelt werden, teilte die EU-Kommission am Donnerstag in Brüssel anlässlich einer LNG-Konferenz mit.
Die geplante Steigerung ist Teil einer Vereinbarung zwischen Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker und US-Präsident Donald Trump vom vorigen Sommer. Die beiden verständigten sich damals auf einen Abbau von Handelsbarrieren. Die LNG-Lieferungen aus den USA in die EU seien seitdem um 272 Prozent nach oben geschnellt, teilte die Kommission mit. Die EU konnte durch die Absprache höhere US-Zölle auf in Europa produzierte Autos vorerst abwenden.
LNG aus den USA ist vergleichsweise teuer, weil es mit großen Tankschiffen über den Atlantik gebracht werden muss.
Gemessen am gesamten EU-Gasverbrauch von rund 480 Milliarden Kubikmetern pro Jahr ist der US-Anteil immer noch klein. Aus den USA kommen auch nur 13,4 Prozent des in die EU importierten Flüssiggases. LNG selbst macht deutlich weniger als die Hälfte des Verbrauchs aus. Das meiste Gas kommt über Leitungen.
EU-Energieminister Rick Perry übte bei der Konferenz in Brüssel erneut scharfe Kritik an der neuen Ostsee-Gasleitung Nord Stream 2 von Russland nach Deutschland. Diese mache Europa noch abhängiger von russischem Gas und erlaube Moskau, Druck auf europäische Staaten auszuüben. Er sei aber ermutigt von der Entscheidung der Bundesregierung, mehr Flüssiggas aus den USA zu importieren und zwei neue Anlandeterminals in Deutschland finanziell zu unterstützen.
Die CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer hatte Nord Stream 2 zuvor verteidigt. Sie sagte der Deutschen Presse-Agentur, die CDU insgesamt habe "immer gesagt, wir stehen auch zu diesem Projekt, ob es jetzt ein Herzensanliegen ist oder nicht". Gleichzeitig erkannte sie Besorgnisse von Nachbarstaaten an.
US-Minister Perry räumte in Brüssel ein, dass Flüssiggas deutlich teurer ist als sogenanntes Röhrengas aus Russland. Doch könne es nicht nur um den Preis gehen, sondern auch um die Verlässlichkeit der Lieferungen.
"Wenn man sich nur darum kümmert, wie billig das Angebot ist, dann wird man womöglich keinen BMW oder Mercedes Benz kaufen oder ein anderes der schönen Automobile aus der Europäischen Union", sagte Perry. "Man kann vielleicht woanders billiger kaufen, aber das ist vielleicht nicht zuverlässig. Das ist dasselbe mit russischem Gas."
LNG galt lange als nicht wettbewerbsfähig und zu teuer, weil das Gas zum Transport mit großem Aufwand verflüssigt werden muss. Als Vorteil von LNG-Importen gilt, dass die Abhängigkeit von einzelnen Lieferquellen sinkt und Wettbewerb auf dem Gasmarkt die Preise insgesamt drücken dürfte.
Umweltschützer haben jedoch große Bedenken. Sie kritisieren die sogenannte Fracking-Methode, mit der das Gas in den USA gewonnen wird. Beim Fracking wird Gas oder Öl mit Hilfe von Druck und Chemikalien aus Gesteinsschichten herausgeholt, was Gefahren für die Umwelt birgt. Kritik wird auch an der Verflüssigung durch starkes Abkühlen geübt, weil dies nach Angaben von Umweltschützern bis zu 25 Prozent des Energiegehalts des Gases kostet.