In Heggelbach (Baden-Württemberg) hat das Fraunhofer Institut eine Agrophotovoltaik-Pilotanlage eingerichtet. Sie ist deutschlandweit die einzige Anlage für Agrophotovoltaik. Die Testfläche der Anlage ist etwa 2,5 Hektar groß. Die Anlage ist 25 Meter breit und 136 Meter lang. Der Abstand zwischen den Stützen der Anlage wurde nach Angaben eines Factsheets des Fraunhofer Instituts in der Breite so gewählt, “dass er einem Vielfachen der Breite der gängigen Landmaschinen entspricht; 95 % der Fläche unter der APV-Anlage stehen damit weiter für die Landwirtschaft zur Verfügung.”
Beim Agrophotovoltaik geht es darum, dass auf höheren Gestellen montierte Solarmodule landwirtschaftliche Kulturen beschatten und den Wasserhaushalt verbessern, wobei gleichzeitig günstiger Strom produziert wird. In Heggelbach sollen künftig die mit Diesel-Treibstoff betriebenen Landmaschinen durch elektrisch betriebene ersetzt werden. Den überschüssigen Strom soll der Projektpartner Elektrizitätswerke Schönau abnehmen. Der Ansatz liegt somit in einer Doppelnutzung von Äckern für die Stromerzeugung und die Agrarproduktion. Das Prinzip lässt sich am besten mit den Worten “oben Strom, unten Gemüse” erklären.
“Die Ergebnisse des ersten Projektjahrs sind ein voller Erfolg, da sich die Agrophotovoltaik-Anlage als praxistauglich erwiesen hat, die Kosten bereits heute mit kleinen Solar-Dachanlagen wettbewerbsfähig sind, die Ernteprodukte ausreichend hoch und wirtschaftlich rentabel vermarktet werden können”, so Stephan Schindele, Projektleiter Agrophotovoltaik am Fraunhofer ISE.
Die Agrophotovoltaik (APV) habe das Potenzial, neue Flächen für den dringend benötigten Photovoltaik-Ausbau in Deutschland zu erschließen und gleichzeitig den Flächenkonflikt zwischen Landwirtschaft und Freiflächenanlagen zu mildern. Einer Mitteilung des Fraunhofer Instituts zufolge bewirkt APV eine Steigerung der Landnutzung-Effizienz um 60 Prozent.
“Unter den Solarpanelen hat Landwirt Thomas Schmid von der Demeter-Hofgemeinschaft (Heggelbach, Anm. d. Red.) Winterweizen, Kartoffeln, Sellerie und Kleegras in wechselnder Fruchtfolge ausgebracht und geerntet. Die Anlage ist so hoch konstruiert, dass Traktoren und andere Arbeitsgeräte ausreichend darunter rangieren können. Die Abstände zwischen den Panelreihen sind so berechnet und die Module so ausgerichtet, dass die Pflanzen am Boden gleichmäßig Sonne erhalten”, berichtet der Blog Erneuerbare Energien NRW.
Photovoltaik.de zufolge soll es vor allem in den Monaten eines Hitzesommers hohe Ernteerträge geben: “Im Hitzesommer 2018 wurde dieses Ergebnis noch deutlich übertroffen: Die Teilverschattung unter den Solarmodulen steigerte die landwirtschaftlichen Ernteerträge, die hohe Sonneneinstrahlung die Solarstromproduktion. So lag die Landnutzungseffizienz bei 186 Prozent.”
Die Behauptung, dass der Ausbau von Agrophotovoltaik-Anlagen in Deutschland zunehmen wird, ist nicht abwegig, zumal die Sommer angesichts der Klimaveränderung immer wärmer werden.