Technologie

Großbritannien schafft eine ganze Woche ohne Kohlestrom

Lesezeit: 2 min
12.05.2019 06:50
Erstmals seit dem Jahr 1882 ist Großbritannien eine ganz Woche lang ohne Kohlestrom ausgekommen. Die Regierung will das Land zum Vorreiter auf dem Weg zur Klimaneutralität machen.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Bereits im April 2017 verzeichnet Großbritannien seinen ersten kohlefreien Tag seit der industriellen Revolution. Nun ist das Land erstmals seit der Inbetriebnahme des ersten Kohlekraftwerks im Jahr 1882 eine ganze Woche ohne Kohlestrom ausgekommen.

"Großbritannien hat jetzt offiziell eine ganze Woche ohne Kohle geschafft", schrieb der britische Netzbetreiber National Grid auf Twitter. Fintan Slye, Direktor des Netzbetreiber, sagte am Mittwoch, dass kohlefreier Strom künftig der Normalfall sein wird. Denn das Land erzeugt immer mehr Strom aus Wind, Solar und anderen erneuerbaren Quellen.

Schon heute macht Kohle weniger als 10 Prozent der gesamten Stromerzeugung in Großbritannien aus. Doch ab dem Jahr 2025 soll die Stromversorgung des Landes laut National Grid ganz ohne Kohlekraftwerke auskommen.

An den 31,45 Gigawatt Strom, die am letzten Sonntag in Großbritannien erzeugt wurden, war kein einziges der Kohlekraftwerke des Landes beteiligt. Ein Gigawatt Strom liefert genug Energie für rund 700.000 Haushalte.

Sean Kemp, ein Sprecher von National Grid, sagte dem Daily Telegraph bereits Anfang der Woche, dass lange Zeitspannen ohne Erzeugung von Kohlestrom jetzt immer häufiger vorkommen werden. "Denn mehr Leute haben Solaranlagen installiert, mehr Kohle fällt weg, und es gibt mehr Wind im Netz."

Großbritannien soll dauerhaft ohne Kohlestrom auskommen

Wenn Großbritannien so weitermacht, wird das Land die 1.800 Stunden kohlefreier Stromerzeugung, die man im Jahr 2018 verzeichnete, weit übertreffen wird. Ein Sprecher der britischen Regierung sagte: "Dieses Jahr haben wir bereits den großen Meilenstein von 1.000 Stunden erreicht, ohne Kohle für unserer Haushalte und Industrie zu verwenden."

Die Dekarbonisierung des Energiesystems sei ein wesentlicher Bestandteil des britischen Ziels, "unseren Beitrag zur globalen Erwärmung zu beenden", so der Sprecher. "Wir nähern uns dem vollständigen Kohleausstieg im Stromnetz bis 2025. Großbritannien wolle zudem das erste große Land sein, das Gesetze zur Klimaneutralität erlässt.

Im Jahr 2015 beliefen sich die Kohlendioxidemissionen Großbritanniens laut der Internationalen Energieagentur auf 389,75 Millionen Tonnen. Damit lag das Land auf Platz 15 der weltweit größten Emittenten. Die Nummer 1 mit deutlichem Abstand ist China mit mehr als 9 Milliarden Tonnen CO2-Emissionen aus der Verbrennung von Treibstoff.

1. China - 9040,74 Millionen Tonnen

2. USA - 4997,50 Millionen Tonnen

3. Indien - 2066,01 Millionen Tonnen

4. Russland 1468,99 Millionen Tonnen

5. Japan - 1141,58 Millionen Tonnen

6. Deutschland - 729,77 Millionen Tonnen

Die Umwandlung bei der Erzeugung von Energie zum Heizen von Häusern und für den Antrieb der Wirtschaft sei eine massive Veränderung, sagt der Sprecher des Netzbetreibers. Doch die Vorteile der Umwandlung im Hinblick auf grüne Energie würden die Herausforderungen bei weitem überwiegen.

Die britische Regierung hat kürzlich erklärt, dass bis zum Jahr 2030 ein Drittel des nötigen Stroms durch Offshore-Windparks erzeugt werden soll. Im Strommix des Landes spielen weiterhin auch Atomkraftwerke eine wichtige Rolle.

In Deutschland hatte die Kohlekommission nach schwierigen Beratungen beschlossen, dass die Kraftwerkskapazitäten ab 2022 schrittweise abgebaut werden und spätestens 2038 auslaufen. Bis Ende 2022 sollen hierzulande alle Atomkraftwerke abgeschaltet werden.


Mehr zum Thema:  

DWN
Unternehmen
Unternehmen Neue Verträge: Nach dem KaDeWe sind auch Oberpollinger und Alsterhaus gerettet
26.07.2024

Die berühmten Flaggschiffe der deutschen Warenhäuser scheinen nach der Pleite des Immobilien-Hasardeurs René Benko endlich gerettet zu...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Hilfsgelder von Russland: EU gibt Erträge aus dem eingefrorenen Vermögen frei
26.07.2024

Die Europäische Union hat jetzt die ersten Zinserträge aus dem im Westen eingefrorenem russischen Staatsvermögen freigegeben. Die...

DWN
Politik
Politik Der Chefredakteur kommentiert: Islamisches Zentrum Hamburg - ein längst überfälliges Verbot, Frau Faeser!
26.07.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Bundeskanzler Scholz zu irregulärer Migration: „Die Zahlen müssen runter“
26.07.2024

Erwerbsmigration nach Deutschland sei erwünscht, meint der Kanzler. Problematisch findet er unerlaubte Einreisen. Eine Innenexpertin der...

DWN
Panorama
Panorama ADAC warnt: Es droht schlimmstes Stau-Wochenende der Saison
26.07.2024

Wer nun in den Urlaub fährt, sollte etwas mehr Zeit einplanen und mitunter starke Nerven haben. Der ADAC rechnet mit vielen Staus. Lassen...

DWN
Politik
Politik Außenministerin Baerbock: Seegerichtshof in Hamburg wird an Bedeutung gewinnen
26.07.2024

In Hamburg informiert sich die Außenministerin bei ihrer Sommerreise über die Arbeit des Internationalen Seegerichtshofs. Anschließend...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB nach Stresstest: Banken haben Verbesserungsbedarf bei Cyber-Angriffen
26.07.2024

Seit der Finanzkrise 2008 wird genauer hingeschaut bei den Banken. Im Euroraum müssen sich die Institute nach Einschätzung der...

DWN
Politik
Politik Verfassungsschutz weist auf russische Sabotageversuche hin
26.07.2024

Der deutsche Inlandsgeheimdienst beobachtet schon länger verstärkte russische Geheimdienstaktivitäten. Neue Hinweise veranlassen ihn...