Wirtschaft

Ölpreis fällt trotz Unterversorgung des globalen Ölmarkts

Trotz einer drohenden Eskalation zwischen den USA und dem Iran und einem unterversorgten Ölmarkt ist der Ölpreis zuletzt gesunken. Die Commerzbank-Analysten liefern dazu eine Erklärung.
24.05.2019 17:41
Lesezeit: 2 min

Ende April 2019 war der Ölpreis der richtungsweisenden Nordseesorte Brent auf ein Sechs-Monats-Hoch von 75 US-Dollar pro Barrel gestiegen. Denn der weltweite Ölmarkt ist aufgrund der Förderdrosselung der OPEC und einiger OPEC+-Staaten und der “unfreiwilligen Ausfälle” in Venezuela und Iran unterversorgt. Das geht aus einer Analyse der Commerzbank hervor, die den Deutschen Wirtschaftsnachrichten vorliegt.

Auffällig ist vor diesem Hintergrund eine untypische Entwicklung bei der Ölpreisveränderung. Als Anfang Mai 2019 die USA die Ölsanktionen gegen den Iran verschärften, worauf die Regierung in Teheran mit einer Blockade der Straße von Hormus drohte, kam es nicht zu einem weiteren Anstieg, sondern zum Rückgang des Ölpreises auf 70 US-Dollar pro Barrel. Dabei hätte der Ölpreis steigen müssen, da rund 20 Prozent des täglichen weltweiten Ölangebots durch die Straße von Hormus transportiert wird.

Dafür liefert die Commerzbank drei Gründe:

"Sorgen um die Nachfrage: Nahezu zeitgleich mit den Sanktionen gegen den Iran haben die USA auch den Handelskonflikt mit China plötzlich und unerwartet verschärft, indem US-Präsident Trump die bestehenden Importzölle auf chinesische Güter deutlich erhöhte, worauf wiederum China mit Vergeltungszöllen antwortete. Dies könnte auch die Ölnachfrage bremsen. Schließlich sind die USA und China die größten Ölverbrauchsländer. Sie stellen zusammen etwa ein Drittel der weltweiten Ölnachfrage, und etwa die Hälfte der erwarteten Zunahme der weltweiten Nachfrage nach Öl gehen auf ihr Konto.

Weiterer kräftiger Anstieg der US-Ölproduktion: Die US-Energiebehörde rechnet für dieses Jahr mit einem Anstieg der täglichen Förderung um 1,5 Millionen Barrel. Dies wäre mehr als der erwartete Anstieg der globalen Ölnachfrage, so dass der Bedarf an OPEC-Öl und damit auch das Angebotsdefizit in der zweiten Jahreshälfte wieder sinken dürfte.

Höhere OPEC-Förderung: Auf ihrer Sitzung Ende Juni dürfte die OPEC+ ihr Produktionsziel für das zweite Halbjahr etwas anheben, um die Ausfälle in Venezuela und im Iran zu kompensieren. Dies lässt den Markt über das derzeit bestehende beträchtliche Angebotsdefizit hinwegsehen. Zudem könnte Saudi-Arabien die Ölproduktion schon kurzfristig um bis zu 500.000 Barrel pro Tag anheben, ohne gegen das laufende Kürzungsabkommen zu verstoßen. Denn um diese Menge lag die saudische Produktionsmenge zuletzt unter dem im Abkommen vereinbarten Niveau. Da Saudi-Arabien die Ölproduktion im Herbst 2018 zu kräftig erhöhte und damit einen starken Preisrückgang auslöste, will man die Fördermenge aber nur ausweiten, falls tatsächlich Nachfrage dafür besteht. Wir gehen weiterhin davon aus, dass der Brentölpreis am Jahresende bei 70 US-Dollar je Barrel handeln wird. Allerdings könnten die Preise zwischenzeitlich wegen des aktuell knappen Ölangebots und der zunehmenden Spannungen in der Golfregion deutlich höher liegen."

Aktuelle Entwicklung der Ölpreise

Im Verlauf des Donnerstags rutschte der WTI-Preis unter die Marke von 60 Dollar und der Brent-Preis unter die Marke von 70 Dollar. Der aktuelle Dämpfer ist der stärkste Rückschlag innerhalb eines Tages seit Beginn des Jahres. Im Verlauf der Woche sind die Preise für US-Öl und für Nordsee-Öl bereits um jeweils etwa fünf Dollar eingebrochen.

Doch am Freitag haben die Ölpreise einen Teil der starken Verluste vom Vortag wieder wettgemacht. Ein Barrel der Nordseesorte Brent kostete gegen Mittag 68,42 US-Dollar. Das waren 66 Cent mehr als am Vortag. Der Preis für ein Barrel der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg um 60 Cent auf 58,51 US-Dollar.

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