Finanzen

Fonds: Was Hard Closings, Soft Closings und Final Closings für Anleger bedeuten

Lesezeit: 2 min
29.06.2019 08:14
Wenn ein Offener Investmentfonds beispielsweise aufgrund starker Mittelabflüsse gezwungen ist, Auszahlungen vorübergehend auszusetzen, haben seine Anleger meist das Nachsehen. Es gibt aber auch positive Schließungen von Fonds.

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Anfang Juni war der britische Woodford Equity Fund in die Schlagzeilen geraten, weil er angekündigt hatte, alle weiteren Auszahlungen an seine Anleger auf unbestimmte Zeit auszusetzen. Zuvor war bei dem Finanzprodukt das Fondsvolumen innerhalb von zwei Jahren von etwa 10 Milliarden Pfund auf 3,7 Milliarden Pfund zusammengeschmolzen.

Doppelt bitter für die Anleger: Nicht nur, dass die Investoren hohe Verluste zu verkraften hatten, ab diesem Zeitpunkt konnten sie ihre Anteile auch nicht mehr an die Fondsgesellschaft zurückgeben, sondern nur noch – mit vermutlich weit höheren Abschlägen – an der Börse verkaufen. In der Finanzwelt ist ein solcher Vorgang, der als „Hard Closing“ bezeichnet wird, zwar nicht Gang und Gäbe, kommt aber gelegentlich vor.

Etwas häufiger ist das „Soft Closing“, bei dem eine Fondsgesellschaft lediglich die Mittelzuflüsse für einen Fonds meist für einen bestimmten Zeitraum stoppt. Dabei geht es also nicht um die Auszahlungen, die weiterhin unverändert beibehalten werden. In der Regel werden bis zu diesem Zeitpunkt eingegangene Sparpläne in der Regel ebenfalls weitergeführt.

Mit einem Soft Closing reagieren die Fondsgesellschaften meist auf eine übergroße Nachfrage, wenn es ihren Managern nicht mehr möglich erscheint, genügend den Zielen ihres Fonds entsprechende Einzelinvestment zu finden, um auch weiterhin eine zufriedenstellende Performance zu gewährleisten. Für Anleger eines entsprechenden Investmentfonds ist ein Soft Closing ganz im Gegensatz zum Hard Closing eher ein gutes Zeichen.

Denn ein Soft Closing ist wegen einer sehr großen Nachfrage ein beinahe untrügliches Zeichen für die Attraktivität eines Fonds. Außerdem zeigt es auch, dass das Fondsmanagement besonders verantwortungsbewusst agiert, wenn es zugunsten einer besseren Performance sogar auf weiteres, den eigenen Gewinn steigerndes Kapital verzichtet.

Dass Anleger nun bei einem so erfolgreichen Fonds vorübergehend kein zusätzliches Geld investieren können, ist zwar ein Wermutstropfen, der aber zu verschmerzen ist. Bei Offenen Investmentfonds, die bereits ein oder mehrmals ein Soft Closing durchgeführt haben, darf man also durchaus als „Perlen des Finanzmarkts“ bezeichnen.

Schließlich gibt es neben Hard und Soft Closing auch noch das „Final Closing“. Experten sprechen in aller Regel von einem Final Closing, wenn ein Fonds endgültig aufgelöst wird. Dabei werden nicht nur alle Mittelzuflüsse gestoppt, sondern auch sämtliche ausgegebenen Anteile an die Anleger zurückgezahlt.

Ein Final Closing sagt relativ wenig über den vorherigen Erfolg des Fonds aus, da eine Schließung eines Finanzprodukts nicht unbedingt von der vorangegangenen Performance abhängig ist. Denkbar sind dabei beispielsweise Ursachen wie, dass ein besonders spezialisierter Fondsmanager die Gesellschaft verlässt und auf die Schnelle nicht zu ersetzen ist.

Das Closing eines Fonds bedeutet also nicht jedem Fall, dass daraus Nachteile für Anleger erwachsen. Bei einer Schließung ihres Finanzprodukte sollen Investoren immer prüfen, um welche Art der Maßnahme es sich handelt, was die Hintergründe sind und keinesfalls gleich in Panik verfallen.

 


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Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

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