Finanzen

DZ-Bank: Spanien braucht weitere EU-Milliarden

Selbst bei einer sehr positiven Entwicklung der Zinssätze wird die Verschuldung Spaniens weiter ansteigen. Die EU werde nicht daran vorbeikommen, Spanien mit weiteren Hilfsgeldern zu versorgen, so die DZ Bank.
12.04.2013 01:25
Lesezeit: 2 min

Die wirtschaftlichen Fakten Spaniens haben sich auch nach dem Bailout-Geld für die nationalen Banken nicht verbessert. Im Gegenteil, die vereinbarten Sparmaßnahmen und die Krise in den anderen Euroländern haben sogar dazu geführt, dass sich die Situation der Wirtschaft Spaniens noch  weiter verschlechtert hat. Entsprechend sind die Zinssätze für spanische Anleihen in den vergangenen Monaten wieder leicht gestiegen. Dies verteuert die Refinanzierungskosten für den spanischen Staat.

Spaniens Schuldenberg steigt

Die Arbeitslosigkeit ist hoch, die Wirtschaft befindet sich in einer Rezession und die Nachfrage aus dem In- und Ausland ist am Boden. Auf Grundlage dieser Eckdaten hat die DZ Bank eine Analyse zur Entwicklung der spanischen Zinssätze bis 2018 durchgeführt. Die Höhe der Zinssätze ist entscheidend, wenn es um einen weiteren Finanzierungsbedarf für das Land geht. Drei Szenarien wurden analysiert. Das Ergebnis ist eindeutig. Selbst beim positivsten Szenario wird die Staatsverschuldung auch aufgrund der Zinssätze und der Krisensituation in Spanien ansteigen. „Eine Stabilisierung des Schuldenstands in Relation zum BIP ist unter realistischen Annahmen nahezu ausgeschlossen“, so die DZ-Bank.

Im positiven Szenario (1) wird davon ausgegangen, dass die Investoren wieder risikohungriger werden. Sie setzen auf ein Überwinden der Schuldenkrise und die Zinssätze für spanische Anleihen würden fast auf das Vorkrisen-Niveau sinken. Im fairen Szenario (2) geht die DZ Bank von einer Beruhigung der Märkte und einem moderaten Rückgang der Zinssätze auf spanische Bonds aus. Das Negativszenario (3) zeigt die Entwicklung, wenn die Märkte von einer Verschlimmerung der Krise in Spanien ausgehen und die Zinssätze auf dem derzeitigen Niveau verharren würden. Im günstigsten, angenommenen Szenario (1) könnte diese Schuldenrelation bis 2019 auf etwas unter 120 Prozent des BIPs gesenkt werden. In den beiden anderen Szenarien würde sie bei 123 Prozent (Szenario 2) bzw. 130 Prozent (Szenario 3) liegen.

Spanien braucht neue EU-Gelder

„Insgesamt dürfte es Spanien im Rahmen unserer Projektionen kaum gelingen, die Neuverschuldung zu reduzieren“, so die DZ Bank. Selbst im günstigsten Fall (Szenario 1) würde zudem erst 2018 die Defizitgrenze von 3 Prozent erreicht werden. „Ein ausgeglichenes Budget, also ein Haushalt ohne neue Schulden, bleibt bis zum Ende des Betrachtungszeitraums bei den hier unterstellten Rahmenbedingungen eher ein Wunschtraum.“ Der DZ Bank zufolge  droht Spanien selbst im positivsten Szenario eine Verschuldungsfalle. Dies „dürfte die EU dazu bewegen, über Finanzierungsalternativen für Spanien nachzudenken.“ Außerdem kommt die DZ Bank zu dem Schluss, dass eine Transferunion, Eurobonds und auch ein Schuldentilgungsfonds wieder ins Gespräch kommen werden. „Entsprechende politische Vorstöße dürften vor allem nach der Bundestagswahl unternommen werden.“ Zueltzt zeigte der Fall Zypern ja, dass die EU Prozesse hinauszögern kann (hier).

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