"Eine merkwürdige Sache ist passiert", sagte der Internationale Währungsfonds (IWF) letzte Woche. In einem Blogbeitrag stellte er fest, dass es heute zum ersten Mal in der Geschichte mehr 100-Dollar-Scheine gibt als 1-Dollar-Scheine. Damit ist die wertvollste Banknote der USA erstmals auch zur am weitesten verbreiteten geworden.
Nie zuvor hat es so viele 100-Dollar-Scheine gegeben wie heute. Ihre Anzahl hat sich seit der globalen Finanzkrise verdoppelt. Dieser Aufstieg steht im Gegensatz zu Schritten in Richtung einer bargeldlosen Gesellschaft. So nutzt jede Woche fast ein Drittel der US-Bürger überhaupt kein Bargeld, wie Daten des Pew Research Center zeigen.
Laut der Angaben der Federal Reserve Bank of Chicago werden fast 80 Prozent der 100-Dollar-Scheine im Ausland gehalten. Ruth Judson, eine Ökonomin im Fed-Vorstand, sagte, dass der Trend zumindest teilweise auf geopolitische Instabilität zurückzuführen ist.
"Die Auslandsnachfrage nach US-Dollar wird wahrscheinlich von seinem Status als sicheres Anlagegut getrieben", sagte sie. "Die Geldnachfrage, insbesondere aus anderen Ländern, nimmt in Zeiten von politischen und finanziellen Krisen zu."
Der IWF sagte, es sei "unmöglich, mit Sicherheit zu wissen", wo die Dollar-Scheine gehortet werden. Ein Paradebeispiel sei Venezuela, wo die Verwendung von US-Dollars wegen der Hyperinflation von hohem Nutzen zum Werterhalt ist.
Andere Gründe für die Verwendung von Dollarscheinen anstelle von elektronischen Zahlungen sind Korruption und kriminelle Aktivitäten. Daher hat etwa der ehemalige US-Finanzminister Lawrence Summers gefordert, die 100-Dollar-Note abzuschaffen.
Aus demselben Grund hatte die Europäische Zentralbank im Jahr 2016 entschieden, die Produktion von 500-Euro-Noten einzustellen. Kürzlich stellte die Deutsche Bundesbank die Ausgabe von 500-Euro-Noten ein.