Die Waldbrände in Sibirien halten derzeit alle in Atem. Ein Grund: Das Ausmaß, welches das Feuer hat, ist tatsächlich gigantisch. So haben die Brände bereits ein Gebiet verwüstet, das fast neun Prozent der Fläche Deutschlands entspricht. Und es wird immer mehr, weil die russischen Behörden massive Probleme haben, die Flammen unter Kontrolle zu bringen. Sie haben in hunderten von Orten den Katastrophen-Zustand ausgerufen.
„Der Rauch hat sich bereits über Tausenden von Kilometern ausgebreitet“, sagte der stellvertretende Minister für Zivilschutz, Alexander Chupriyan. „Die Lebensqualität hat sich dramatisch verschlechtert“, so der Politiker. „Sogar in den Städten benötigen immer mehr Menschen medizinische Hilfe“, erklärte Chupriyan „Darüber hinaus wurden Flughäfen geschlossen“, fügte er hinzu.
Funken springen sogar ins benachbarte Kasachstan über
Grundsätzlich sind Waldbrände in Sibirien nichts Ungewöhnliches – gerade im Sommer. Doch sind die Flammen im laufenden Jahr besonders schlimm. „Sie haben in der aktuellen Saison bereits elf Millionen Hektar Wald vernichtet“, schätzt ein Sprecher von Greenpeace. „Das entspricht einer Fläche, die Portugal, die Slowakei und Kroatien einnehmen,“ führte er weiter aus. „Etwa ein Drittel davon wurde durch das aktuelle Feuer vernichtet“, glaubt der Umweltaktivist.
Doch die Größe des aktuellen Brandes in Sibirien ist nicht das einzige Problem: Die Flammen greifen verstärkt auf die gesamte osteuropäische Region über. So hat der Wind die Funken am Sonntag ins benachbarte Kasachstan getragen, wo sich das Feuer an mehreren Orten sehr schnell ausbreitet hat.
Dazu gehört auch die Millionen-Metropole Almaty, die neben der Hauptstadt Nursaltan das kulturelle und wirtschaftliche Zentrum Kasachstans ist. Sie ist die größte Stadt des Landes. Damit ist das Feuer auch für kasachische Regierung ein richtiges Problem. Die Brände fangen an, in der osteuropäischen Region zu einem internationalen Politikum zu werden.
Rauchwolken haben bereits Arktis erreicht
Doch nicht nur hier, sondern weltweit. Die Rauchwolken haben schon die Arktis erreicht. Das ist auf Bildern zu sehen, die von der US-Weltraumbehörde NASA über Twitter veröffentlicht wurden. Nach Einschätzung von Greenpeace werden sehr große Mengen an klimaschädlichem Kohlendioxid freigesetzt, die von den Wäldern nicht mehr gespeichert werden könnten. Dies könne sich auch negativ auf das Klima auswirken. „Je mehr die Brände das Klima beeinflussen, desto günstiger sind die Bedingungen für neue gefährliche Brände,“ so ein Sprecher der Umweltweltorganisation.
Für die Vertreter der russischen Behörden ist dies grundsätzlich kein Problem. „Das Feuer ist eine natürliche Erscheinung“, sagte beispielsweise Aleksander Uss, der Gouverneur der Region Krasnojarsk, die besonders stark betroffen ist. „Wir bekämpfen das Feuer nur dort, wo direkt Menschen betroffen sind“, führte er aus. „In den Regionen, wo die Kosten der Bekämpfung höher sind als die zu erwartenden Schäden, werden wir nicht aktiv“, sagte Uss. „Außerdem ist es technisch sehr schwer, den Brand in den Gebieten zu löschen, die sehr weit weg liegen“, erklärte der Politiker.