Politik

Air Berlin-Pleite: Bund bekommt sein Geld zurück, Kunden warten weiter

Lesezeit: 1 min
01.08.2019 17:01
Es sieht so aus, als gäbe es Fortschritte bei der Sanierung der Air Berlin. Das Unternehmen hat wohl den Großteil eines staatlichen Kredites zurückgezahlt. Die ehemaligen Kunden, deren Flüge ausgefallen waren, dürften davon aber kaum profitieren.
Air Berlin-Pleite: Bund bekommt sein Geld zurück, Kunden warten weiter
Eine Maschine von Air Berlin. (Foto: dpa)

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die insolvente Berliner Fluglinie Air Berlin hat offenbar den Großteil eines staatlichen Kredits zurückgezahlt. Das teilte der Insolvenzverwalter Lucas Flöther der Deutschen Presseagentur (dpa) mit. „Von dem Darlehen in Höhe von 150 Millionen Euro sind nur noch knapp zehn Millionen Euro offen“, erklärte Flöther.

Hintergrund: Air Berlin, die in den siebziger Jahren von dem US-amerikanischen Ex-„Pan Am“-Piloten Kim Lundgren gegründet worden war, hatte Mitte August 2017 Insolvenz angemeldet – also vor knapp zwei Jahren. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) unterstützte damals die Airline mit einem Darlehen, damit das Unternehmen bis zu seinem Verkauf den Flugbetrieb aufrechterhalten konnte.

Das Management zahlte dieses Geld sukzessive zurück: So war nach einem Jahr bereits die Hälfte der Summe getilgt. Und Ende 2018 mussten die Verantwortlichen von Air Berlin nur noch 50 Millionen Euro zurückzahlen.

Die Airline hat eine außergewöhnliche Geschichte: Der Ex-„Pan Am“-Pilot Lundgren gründete 1978 die Fluglinie als Chartergesellschaft, um günstige Flüge vom damaligen West-Berlin in den Urlaubsregionen am Mittelmeer anzubieten – und zwar überwiegend nach Mallorca. Angesichts der Dominanz der Lufthansa in dieser Zeit war dies schon außergewöhnlich.

Arabischer Investor zog sich im August 2017 zurück

Nach einem Börsengang im Jahr 2006, einer Wachstumsphase, die unter anderem durch Übernahmen erreicht worden war, kam das Unternehmen zunehmend in finanzielle Turbulenzen. 2011 stockte schließlich die arabische Airline Ethihad Airways ihren Anteil auf etwa 29 Prozent auf und wurde damit zum größten Einzelaktionär.

Am 11. August 2017 kündigte der arabische Anteilseigner wegen finanzieller Spannungen  seine Unterstützung auf. Das Ergebnis: Die Airline musste Insolvenz anmelden, und Teile des Unternehmens wurden an unterschiedlichen Fluglinien verkauft. Derzeit beschäftigt Air Berlin noch 40 Mitarbeiter.

Jetzt hat die Fluglinie zwar einen Großteil des staatlichen Kredits zurückgezahlt. Doch dürften davon die etwa 1,2 Millionen Kunden, deren Flüge wegen der Insolvenz überraschend ausgefallen waren und denen Air Berlin noch Geld schuldet, kaum profitieren. Sie werden wohl ihr Geld trotzdem nicht zurückbekommen. Davon geht jedenfalls Insolvenzverwalter Flöther aus. „Denn nicht nur das Darlehen des Bundes hat Vorrang, sondern auch zahlreiche andere Forderungen müssten bedient werden, bevor die Passagiere an die Reihe kommen“, sagte der Insolvenzverwalter, wie der Spiegel berichtet. Darunter fallen beispielsweise auch die ehemaligen Angestellten.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Brückeneinsturz in Baltimore trifft Importgeschäft der deutschen Autobauer
28.03.2024

Baltimore ist eine wichtige Drehscheibe für die deutschen Autobauer. Der Brückeneinsturz in einem der wichtigsten Häfen der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Osterfreude und EM-Fieber: Hoffnungsschimmer für Einzelhandel
28.03.2024

Das Ostergeschäft verspricht eine Wende für den deutschen Einzelhandel - nach einem düsteren Februar. Wird die Frühlingshoffnung die...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft „Made in Germany“ ist wieder gefragt - deutsche Exporte steigen deutlich
28.03.2024

Der Außenhandel in Deutschland hat wider Erwarten zu Jahresbeginn deutlich Fahrt aufgenommen. Insgesamt verließen Waren im Wert von 135,6...

DWN
Immobilien
Immobilien Immobilienkrise für Banken noch nicht überwunden
28.03.2024

Die deutschen (Pfandbrief-)Banken sind stark im Gewerbeimmobilien-Geschäft engagiert. Das macht sie anfällig für Preisrückgänge in dem...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Tarifkonflikt gelöst: Keine Lufthansa-Streiks zu Ostern
28.03.2024

Nachdem die Deutsche Bahn ihren Tarifkonflikt mit der Lokführergewerkschaft GDL in dieser Woche gelöst hat, scheinen auch bei der...

DWN
Finanzen
Finanzen Der Ukraine-Krieg macht's möglich: Euro-Bonds durch die Hintertür
27.03.2024

Die EU-Kommission versucht, mehr Macht an sich zu ziehen. Das Mittel der Wahl hierfür könnten gemeinsame Anleihen, sogenannte Euro-Bonds,...

DWN
Politik
Politik Bundeswehr unterstützt Strukturwandel in der Lausitz
27.03.2024

In Bernsdorf im Landkreis Bautzen wird ein neues Logistik-Zentrum der Bundeswehr entstehen. Das entschied Verteidigungsminister Boris...

DWN
Unternehmen
Unternehmen EU blockiert Übernahme von ITA Airways und schützt Lufthansa vor sich selbst
27.03.2024

Brüssel hat neue Hürden für die Übernahme der italienischen Fluggesellschaft ITA Airways aufgestellt. Die dänische EU-Kommissarin...