Politik
Angeblicher Selbstmord

Zuhälter der Eliten: Jeffrey Epstein tot in seiner Zelle gefunden

Der wegen sexuellen Missbrauchs dutzender junger Frauen angeklagte Jeffrey Epstein wurde am Wochenende tot in seiner Gefängniszelle gefunden. Epstein pflegte gute Kontakte in die höchsten Ebenen der US-Politik.
12.08.2019 07:49
Lesezeit: 2 min

Das US-Justizministerium und die Bundespolizei FBI untersuchen den überraschenden Tod des wegen sexuellen Missbrauchs Minderjähriger inhaftierten Multimillionärs Jeffrey Epstein. Er sei "entsetzt", vom Tod des 66-Jährigen in dessen Gefängniszelle zu hören, erklärte Justizminister Bill Barr am Samstag, wie AFP berichtet. Sein Tod im Gefängnis werfe "ernste Fragen auf, die beantwortet werden müssen." Er habe daher eine Untersuchung der Umstände angeordnet.

Am 23. Juli hatte Epstein im Gefängnis angeblich einen ersten Suizid-Versuch unternommen - die daraufhin angeordnete verschärfte Überwachung war aber laut "New York Times" am 29. Juli aufgehoben worden.

Seit Epstein am 6. Juli bei der Rückkehr von einer Frankreich-Reise festgenommen wurde, gab es einen Strudel von Enthüllungen zum sexuellen Missbrauch dutzender Mädchen, den Epstein in den Jahren 2002 bis 2005 organisiert haben soll.

Eine der Zeuginnen, die inzwischen volljährige Virginia Giuffre, sagte aus, sie sei Epsteins "Sex-Sklavin" gewesen und zu Sex mit zahlreichen bekannten Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft gezwungen worden - was diese ausnahmslos bestritten.

Die Staatsanwaltschaft lehnte eine Freilassung Epsteins unter Auflagen im vergangenen Monat ab und verwies zur Begründung auf Fluchtgefahr. Epsteins Vermögen wird auf mehr als 500 Millionen Dollar geschätzt.

Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft ergaben, dass Epstein jungen Frauen oftmals für Massagen und sexuelle Dienste oder für die Anwerbung weiterer Frauen Barbeträge von mehreren hundert Dollar zahlte. Die Zeugenaussagen stammen zum Teil von Frauen, die zum fraglichen Zeitpunkt erst 14 Jahre alt waren.

Epstein war bereits 2008 zu 13 Monaten Gefängnis verurteilt worden, weil er die Prostitution junger Frauen in Florida organisierte. Die Ermittlungen kamen neu ins Rollen, als die Zeitung "Miami Herald" Ende 2018 die fragwürdigen Umstände aufdeckte, unter denen damals eine Vereinbarung mit der Staatsanwaltschaft zu Stande gekommen war.

Im Juli musste dann Arbeitsminister Alex Acosta zurücktreten, weil sich herausstellte, dass er in seiner Zeit als Staatsanwalt vor mehr als zehn Jahren die außergerichtliche Einigung mit Epstein mit ausgehandelt hatte, die diesem im Gegenzug für ein Geständnis einen Prozess vor einem Bundesgericht ersparte.

Nach seinem mutmaßlichen Suizidversuch vom 23. Juli wurde Epstein bewusstlos und mit Spuren am Hals in seiner Zelle gefunden. Die "New York Times" und andere Medien berichteten nun, er habe sich schlussendlich erhängt. Das wurde von den Behörden zunächst nicht bestätigt.

Im Falle einer Verurteilung hätten Epstein bis zu 45 Jahre Haft gedroht. Der Prozess gegen ihn sollte frühestens im Juni kommenden Jahres beginnen. Erst am Freitag waren zu dem Fall rund 2000 Seiten Dokumente freigegeben worden. Die Staatsanwaltschaft von Manhattan erklärte, der Fall werde nicht zu den Akten gelegt.

Der Hedge-Fonds-Manager Epstein, ein ehemaliger Mathematik-Lehrer, hatte Luxus-Wohnsitze in Palm Beach und New York und Verbindungen in die höchsten Kreise - bis hin zu Ex-Präsident Bill Clinton, Prinz Andrew und dem heutigen US-Präsidenten Donald Trump. Ex-US-Präsident Bill Clinton soll dutzende Male mit dem Privatflugzeug Epsteins – dem sogenannten „Lolita Express“ – gereist sein.

Trump bezeichnete Epstein 2002 im "New York Magazine" als "großartigen Typen", von dem es heiße, "dass er schöne Frauen genauso mag wie ich, und viele von ihnen sind jünger". Nach dem Tod Epsteins leitete Trump eine Twitter-Nachricht weiter, in der ohne Begründung behauptet wird, Clinton sei in den Tod Epsteins verwickelt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Schufa öffnet Blackbox: Neuer Score ab Ende März einsehbar
02.12.2025

Ab Ende März 2026 können Verbraucher den neuen Schufa-Score kostenfrei einsehen. Die Berechnung orientiert sich an zwölf...

DWN
Finanzen
Finanzen Bayer-Aktie steigt: Supreme Court prüft Glyphosat-Urteil
02.12.2025

Die Bayer-Aktie klettert auf ein neues Jahreshoch, beflügelt durch die Unterstützung des US-Generalstaatsanwalts. Analysten sehen Chancen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Schwacher Werbemarkt: RTL Deutschland streicht 600 Stellen
02.12.2025

Einbrechende Werbemärkte und eine schwache Konjunktur zwingen RTL Deutschland zu einem tiefen Einschnitt. Der Konzern streicht 600 Stellen...

DWN
Politik
Politik Trump-Friedensplan: Washington schickt unerwarteten Verhandler ins Zentrum der Ukraine-Gespräche
02.12.2025

Ein unbekannter Mann aus der zweiten Reihe rückt plötzlich ins Zentrum globaler Machtpolitik. Während Donald Trump seinen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutschland im freien Fall
02.12.2025

Die deutsche Industrie rutscht tiefer in die Krise, der BDI warnt vor einem historischen Tiefpunkt. BDI-Präsident Peter Leibinger...

DWN
Technologie
Technologie Deutsche Start-ups setzen auf Roboterküchen
02.12.2025

Kochroboter erobern Kantinen, Kliniken und Supermärkte. Zwei deutsche Start-ups wollen rund um die Uhr frisch kochen lassen und dabei den...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Rückkehr in den Arbeitsmarkt: Immer mehr Rentner gehen auf Jobsuche
02.12.2025

Die Aktivrente soll Arbeit im Ruhestand attraktiver machen. Auch wenn die Koalition sich noch über das Rentenpaket streitet, planen viele...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Das italienische Wunder: Geschaffen mit EU-Geld und Schattenwirtschaft
02.12.2025

Italien feiert eine Hochstufung seiner Bonität und spricht vom „neuen Wirtschaftswunder“. Doch unter der Oberfläche zeigen sich...