Finanzen
Negativserie bahnt sich an

Aktien im Minus: Die Rezession zieht in den Mainstream ein

Der deutsche Aktienmarkt verzeichnet erneut deutliche Verluste. Die Möglichkeit einer Rezession ist inzwischen im medialen Mainstream angekommen.
15.08.2019 12:05
Lesezeit: 2 min

Die Furcht vor einer Rezession verschreckt die Anleger in Europa, schreibt die Nachrichtenagentur Reuters. Es dauerte lange, aber inzwischen ist die Möglichkeit einer Rezession offenbar im medialen Mainstream angekommen.

Dax und EuroStoxx50 gaben am Donnerstagvormittag 0,7 und 0,5 Prozent nach auf 11.4316 beziehungsweise 3272 Zähler. "Das ständige und willkürlich anmutende Hin und Her beim Handelsstreit zwischen den USA und China, die Regierungskrise in Italien, das Brexit-Chaos, die Proteste in Hongkong: Zu viele Problemfelder belasten momentan die Stimmung der Investoren", sagte Thomas Metzger, Chef der Vermögensverwaltung beim Bankhaus Bauer.

Für Unsicherheit sorgte weiterhin die inverse Zinskurve in den USA: Dort liegt die Rendite der zweijährigen Papiere unter der der zehnjährigen Anleihen. Das gilt am Markt als Rezessionssignal: In den Renditen spiegelt sich wider, dass die Investoren die kurzfristigen Risiken für die Wirtschaft höher einschätzen als die langfristigen. Einige Analysten warnten davor, nun in Panik zu geraten, weil der Vorlauf dieses Signals mehr als ein Jahr betragen könne, sagte David Iusow, Analyst beim Brokerhaus DailyFX. "Doch der Markt hat in der Regel recht. Die Anzeichen eines globalen Wirtschaftsabschwungs sind nicht nur am US-Anleihemarkt zu erkennen, sondern kommen nun dort an, wo andere Signale bereits sind."

So signalisiere der Goldpreis ebenfalls, dass die Flucht in sichere Häfen längst begonnen habe. Mit 1519,26 Dollar kostete eine Feinunze des Edelmetalls 0,2 Prozent mehr als am Vortag. Seit Jahresanfang ist der Preis aber um fast ein Fünftel gestiegen.

Investoren hoffen nun auf ein Einschreiten der US-Notenbank. "Die Fed muss aus schierer Notwendigkeit ihre Geldpolitik deutlich stärker anpassen als sie es erwartet hat", sagte Stephen Innes, Partner beim Analysehaus Valour Markets. Anleger gehen nun davon aus, dass die Federal Reserve bei jedem ihrer drei folgenden Zinsentscheide in diesem Jahr den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte nach unten schrauben wird. Das setzt den Bankaktien zu: Sinkende Zinsen lasten auf den Gewinnen der Geldhäuser. Der europäische Branchenindex gab 0,4 Prozent nach. Die Titel der Deutschen Bank verloren 2,4 Prozent. Auch die konjunktursensiblen Tech-Werte gerieten unter Druck. Die Papiere des Chipkonzerns Infineon sanken um 3,1 Prozent.

Die Federal Reserve hatte vor wenigen Wochen zum ersten Mal seit rund 10 Jahren die Leitzinsen gesenkt, nachdem sie diese seit Ende 2015 in mehreren kleinen Schritten angehoben hatte. Der Abbruch des Anhebungszyklus zeigt deutlich, dass das Finanzsystem offenbar nur noch mithilfe umfangreicher geldpolitischer Interventionen gestützt werden kann.

HOHE 5G-KOSTEN LASTEN AUF 1&1 DRILLISCH

Mit einem Kurrutsch von etwa einem Drittel straften die Anleger den Wiesbadener Kohlenstoff-Spezialisten SGL Carbon ab - das war der größte Verlust seit 16 Jahren. Das Unternehmen muss sich von seinen Zielen bis 2022 verabschieden, Vorstandschef Jürgen Köhler tritt zurück. Die Nachricht dürfte das Vertrauen der Anleger in SGL zerstören, urteilte Analyst Marc Gabriel vom Bankhaus Lampe. Erst vor vier Monaten war Köhlers Vertrag verlängert worden.

Die Aktien des Mobilfunkkonzern 1&1 Drillisch sowie der Muttergesellschaft United Internet brachen um fast 14 beziehungsweise 8,6 Prozent ein. Die beiden Firmen senkten wegen der hohen Kosten für den Aufbau eines 5G-Netzes ihre Prognosen für das Gesamtjahr.

Aufwärts ging es dagegen für die Papiere der Brauerei Carlsberg, die in Kopenhagen mehr als fünf Prozent zulegten und auf ein Rekordhoch zusteuerten. Premium-Biermarken kurbelten das Geschäft der Dänen in der ersten Jahreshälfte an, vor allem in Asien und Russland lief das Geschäft gut. Die Experten von JPMorgan sprachen von einem "außergewöhnlichen" ersten Halbjahr.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Panorama
Panorama Kartoffelsalat und Würstchen: So teuer wird der Weihnachtsklassiker 2025
23.12.2025

Kartoffelsalat mit Würstchen bleibt zum Fest günstiger als im Vorjahr. Vor allem die Essig-Öl-Variante spart Geld, während regionale...

DWN
Finanzen
Finanzen Wie die Geldentwertung Gold und Bitcoin in den Vordergrund rückt
23.12.2025

Ersparnisse verlieren Jahr für Jahr an Wert. Nicht durch Zufall, sondern durch System. Warum Geldentwertung Gold und Bitcoin immer...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: US-Aktien steuern mit Gewinnen auf das Jahresende zu, Goldpreis erreicht neues Rekordhoch
22.12.2025

Die US-Aktien legten am Montag zu, wobei die drei großen Indizes den dritten Tag in Folge Gewinne verzeichneten. Gold setzte seine Rallye...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Globale Wirtschaft: Fed-Zurückhaltung bremst Wachstum und Aktienmärkte weltweit
22.12.2025

Nach der starken Rally an den Aktienmärkten mehren sich die Zweifel, ob das globale Wachstum ohne neue geldpolitische Impulse tragfähig...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bundeskartellamt verhängt zehn Millionen Euro Bußgeld
22.12.2025

Zehn Millionen Euro Bußgeld – das klingt nach wenig für Deutschlands oberste Wettbewerbshüter. Tatsächlich ist es ein deutlicher...

DWN
Finanzen
Finanzen Persönliche Daten bei Banken: Was Sie preisgeben müssen - und was nicht
22.12.2025

Bevor Banken Konten, Kredite oder Depots freigeben, sammeln sie umfangreiche Daten. Doch nicht jede Auskunft ist verpflichtend – viele...

DWN
Finanzen
Finanzen Schaeffler-Aktie vor dem Ausbruch: Zehn Prozent Umsatz aus neuen Geschäften
22.12.2025

Während andere Rüstungsaktien nach ihrer Rally ins Stocken geraten, schiebt sich ein Industriekonzern überraschend nach vorn. Die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Fallender Ölpreis hält Kraftstoffpreise vor den Feiertagen niedrig
22.12.2025

Der Ölpreis ist erstmals seit Beginn des Ukrainekriegs unter 60 US-Dollar gefallen. Für Verbraucher bedeutet das niedrige...