Deutschland

DHL stoppt Auslieferungen für Amazon Fresh: Kunden haben kein Interesse

Lesezeit: 2 min
22.08.2019 11:18
Nur wenige Menschen hierzulande bestellen Lebensmittel im Internet. Auch DHL glaubt offenbar nicht mehr an die Idee und wird daher keine Einkäufe von Amazon Fresh mehr ausliefern.
DHL stoppt Auslieferungen für Amazon Fresh: Kunden haben kein Interesse
Ein Mitarbeiter von Amazon Fresh packt im Depot in Berlin bestellte Waren in eine Transporttasche. (Foto: dpa)

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Deutsche Post DHL liefert keine frischen Lebensmittel mehr für Amazon in Deutschland aus. "Wir können bestätigen, dass wir entschieden haben, die Zusammenarbeit mit Amazon Fresh im Bereich der Zustellung frischer Lebensmittel bis auf Weiteres nicht mehr fortzuführen", teilte eine Konzernsprecherin am Dienstagabend in Bonn mit. Der Markt für online bestellte, frische Lebensmittel bleibe "bis dato weit hinter den Erwartungen zurück".

"Aufgrund dieser Tatsache und der Komplexität des gesamten Prozesses haben wir unsere Aktivitäten in diesem Bereich deutlich reduziert", so die DHL-Sprecherin weiter. Zuvor hatten das Fachblatt Lebensmittel Zeitung und der Supermarktblog darüber berichtet. Amazon liefere die Einkäufe bereits seit diesem Monat über sein eigenes Logistiknetzwerk aus, berichteten die Branchenmedien.

Die Konzerne hatten sich im Frühling 2017 verbündet. Allerdings belasteten hohe Kosten in der Brief- und Paketsparte im Gesamtjahr 2018 das Post-Gesamtergebnis, im zweiten Quartal dieses Jahres legten Umsatz und Gewinn in dem Segment wieder deutlich zu.

Amazon teilte mit, das Unternehmen kommentiere Vertragsbeziehungen mit Geschäftspartnern grundsätzlich nicht. "Wir überprüfen unser Angebot regelmäßig und stellen sicher, dass wir in den Bereichen das beste Kundenerlebnis bieten, die aus unserer Sicht den Kunden immer wichtig sein werden: niedrige Preise, große Auswahl und schnelle Lieferung", betonte Amazon. Aus Unternehmenskreisen hieß es, für Kunden von Amazon Fresh ändere sich nichts.

Starker Gegenwind für Amazon Fresh in Deutschland

Die Entwicklung bestätigt Studien, wonach es nicht einmal dem US-Giganten Amazon gelingt, die Treue der deutschen Verbraucher zu ihren Supermärkten zu brechen. Zwar wird hierzulande schon jeder zweite Computer und fast ein Viertel aller Kleidung online gekauft. Doch bei Lebensmittel machen die deutschen Verbraucher nach wie vor einen Bogen um das Internet. Auch Waschmittel und Zahncreme kaufen sie nach wie vor fast ausschließlich offline. Daher hat auch Rossmann die Kooperation mit Amazon Prime Now längst wieder eingestellt.

Als Amazon hierzulande Anfang Mai 2017 seinen Lebensmittel-Lieferdienst Amazon Fresh startete, fürchteten viele Händler die Konkurrenz. Doch die Internet-Revolution im Lebensmittelhandel fand zumindest vorerst nicht statt.

"Bei Lebensmitteln bleiben die Deutschen dem stationären Handel treu", so der Marktforscher Nielsen. Die Zahl der Online-Lebensmittel-Shopper stagniere hierzulande seit über fünf Jahren. Nur jeder sechste deutsche Haushalt kaufe zumindest ab und zu Waren des täglichen Bedarfs online. Eine Studie des Digitalverbandes Bitkom kommt zu ähnlichen Ergebnissen.

Ein Grund für das Scheitern von Amazon Fresh und ähnlichen Angeboten einiger Supermarktketten ist die Tatsache, dass Deutschland über das dichteste Ladennetz in ganz Europa verfügt, so die Nielsen-Expertin Nina Gemkow. Es gebe hierzulande gemessen an der Einwohnerzahl zwei bis drei Mal so viele Supermärkte, Discounter und Drogeriemärkte wie in Frankreich oder Großbritannien.


Mehr zum Thema:  

DWN
Finanzen
Finanzen Legale Tricks: Steuern sparen bei Fonds und ETFs - so geht's!
20.05.2024

Steuern fressen einen großen Teil der Börsengewinne auf. DWN zeigt Ihnen 11 legale Wege, wie Sie Steuern bei Fonds und ETFs sparen und...

DWN
Panorama
Panorama In wenigen Klicks: Verbraucher finden optimale Fernwärme-Tarife auf neuer Plattform
20.05.2024

Eine neue Online-Plattform ermöglicht es Verbrauchern, die Preise für Fernwärme zu vergleichen, was eine bedeutende Rolle in der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft IEA schlägt Alarm: Rohstoffmangel gefährdet Klimaschutzziele
20.05.2024

Die Internationale Energie-Agentur warnt vor einem drohenden Mangel an kritischen Mineralien für die Energiewende. Mehr Investitionen in...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Fußball-EM 2024: Bierbranche hofft auf Rückenwind
20.05.2024

Weil die Deutschen immer weniger Bier trinken, schrumpft der hiesige Biermarkt und die Brauereien leiden. Eine Trendwende erhofft sich die...

DWN
Unternehmen
Unternehmen „Irreführende Praktiken“: Shein muss deutsche Website anpassen
20.05.2024

Nach einer Abmahnung durch deutsche Verbraucherschützer hat Shein eine Unterlassungserklärung unterzeichnet. Laut vzbv-Chefin Pop machen...

DWN
Technologie
Technologie BYD baut erstes Werk in der EU: Eine Gefahr für Deutschlands Autobauer?
20.05.2024

Bereits seit Dezember 2023 steht fest, dass BYD, Chinas wichtigste und staatlich geförderte Marke für Elektroautos, ein Werk in Szeged in...

DWN
Politik
Politik DWN-Interview mit Ex-Militärberater Jörg Barandat (zweiter Teil): Die Welt ist im Wasserkampf
20.05.2024

Jörg Barandat war unter anderem militärischer Berater im Auswärtigen Amt sowie Dozent für Sicherheitspolitik an der Führungsakademie...

DWN
Politik
Politik DWN-Interview mit Ex-Militärberater Jörg Barandat: „Wasser und Energie sind untrennbar miteinander verbunden.“
19.05.2024

Wasser sollte nicht getrennt von anderen Faktoren wie Energie und Klima betrachtet werden, sagt Jörg Barandat, langjähriger Berater...