Politik

Trotz Geldwäsche-Gefahr: Western Union-Transfers nun auch im Laden möglich

Zweistellige Millionenbeträge aus dem Drogenhandel sollen in Australien über Western Union ins Ausland transferiert worden sein. Nun will Western Union das Geschäft auch in Deutschland ankurbeln - und profitiert von der laxen deutschen Meldepflicht. Einzelhändler sollten dennoch auf der Hut sein.
04.04.2012 17:05
Lesezeit: 1 min

In Australien sollen über das Western Union-System seit 2007 zweistellige Dollar-Millionenbeträge an Drogengeldern ins Ausland verschickt worden sein. Die Behörden ermitteln, berichtet die australische Zeitung The Age. Aufgrund einer veränderten EU-Gesetzeslage bieten seit Mitte Februar nun auch 1.000 Einzelhändler in Deutschland Western Union-Geldtransfers in ihren Geschäften an. Bisher war dies nur über Finanzdienstleister oder Banken möglich. Somit könnten also zahlreiche Händler in Deutschland zwar an den teuren Gebühren mitverdienen, gleichzeitig aber – ohne es zu wissen – Geldwäsche und den Transfer von kriminellen Geldern ins Ausland ermöglichen. Auch wenn keine unmittelbare Gefahr droht, sollten die Händler besondere Vorsicht walten lassen. Die umfassenden Ermittlungen in Australien zeigen, dass das Thema auch an den ahnungslosen Händlern nicht spurlos vorübergehen muss.

Um mit Anbietern wie MoneyGram oder Western Union Bargeld ins Ausland zu transferieren braucht weder der Versender noch der Empfänger ein eigenes Konto. Ein Ausweis und eine Transaktionsnummer genügen, und schon kann beliebig viel Geld innerhalb von Minuten aus Deutschland geschafft werden. „Wie im Geldwäschegesetz geregelt, bestehen in Deutschland keine Meldegrenzen für Verdachtsmeldungen, wie es in anderen Ländern üblich ist“, sagt Western Union auf Anfrage der Deutschen Wirtschafts Nachrichten. Zwar werden die Einzelhändler geschult, „auffällige Transaktionen zu erkennen und die Compliance-Prozesse von Western Union umzusetzen.“ Die Überwachung der Geldwäsche sei über das „subjektive Meldeverfahren“ geregelt, das heißt verdächtige Sachverhalte sind unabhängig vom Betrag generell zu melden. Wenn aber Kriminelle unterschiedlich große Geldbeträge in unregelmäßigen Abständen an unterschiedliche Empfänger versenden, wird wohl keine Auffälligkeit zu erkennen sein. Und einmal im Ausland ausgezahlte Gelder sind kaum mehr wieder zu finden.

In Australien müssen Geldtransfers über 10.000 Dollar gemeldet werden. Vereinzelte Western Union-Vertragspartner sollen daher bestimmte Geldtransfers auf Beträge unter 10.000 Dollar verteilt und mit legalen Geldmitteln vermischt haben, um nicht meldepflichtig zu werden, sagen die Ermittler.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Ölpreis: OPEC-Konflikt eskaliert – Saudi-Arabien warnt vor Marktchaos
11.05.2025

Ein gefährlicher Riss geht durch die mächtige Allianz der OPEC-Plus-Staaten. Statt mit geschlossener Strategie die Preise zu...

DWN
Politik
Politik Kann Deutschland Europa retten? Der neue Koalitionsvertrag offenbart alte Schwächen
11.05.2025

Zum Europatag 2025 richtet sich der Blick erneut nach Berlin. Die Erwartungen an Deutschland sind hoch – nicht nur innerhalb der Union,...

DWN
Finanzen
Finanzen Börsenkrisen: Warum Volatilität kein Risiko ist
11.05.2025

Wenn die Börsen Achterbahn fahren, zittern viele Anleger. Doch Panik ist oft der schlechteste Berater – denn was aussieht wie ein...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Strategien für Krisenzeiten: Wie Sie jetzt Ihre Unternehmensleistung steigern
11.05.2025

Steigende Kosten, Fachkräftemangel, Finanzierungsdruck – viele KMU kämpfen ums Überleben. Doch mit den richtigen Strategien lässt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft USA vor Energieumbruch: Strom wird zum neuen Öl – und zur nächsten geopolitischen Baustelle
11.05.2025

Ein fundamentaler Wandel zeichnet sich in der US-Wirtschaft ab: Elektrizität verdrängt Öl als Rückgrat der nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bill Gates verschenkt Vermögen – Symbol einer neuen Weltordnung oder letzter Akt der alten Eliten?
11.05.2025

Bill Gates verschenkt sein Vermögen – ein historischer Akt der Großzügigkeit oder ein strategischer Schachzug globaler Machtpolitik?...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft „Made in America“ wird zur Hypothek: US-Marken in Europa auf dem Rückzug
11.05.2025

Eine neue Studie der Europäischen Zentralbank legt nahe: Der Handelskrieg zwischen den USA und der EU hat tiefgreifende Spuren im...

DWN
Finanzen
Finanzen Tech-Börsengänge unter Druck: Trumps Handelskrieg lässt Startup-Träume platzen
10.05.2025

Schockwellen aus Washington stürzen IPO-Pläne weltweit ins Chaos – Klarna, StubHub und andere Unternehmen treten den Rückzug an.