Die europäischen Unternehmen leiden zunehmend unter zu spät beglichenen und nicht bezahlten Rechnungen. Im Vergleich zum Vorjahr ist diese Größe sogar noch um sieben Prozent angestiegen. Der dadurch entstandene Schaden beläuft sich insgesamt auf 350 Milliarden Euro.
Dies hat neben der Schwierigkeit, neue Kredite von Banken aufzunehmen, dramatische Auswirkungen auf die Wirtschaft der EU. Selbst Brüssel versucht, dieser Entwicklung durch eine neue Richtlinie Einhalt zu gewähren. Seit Mitte März müssen Behörden ihre Rechnungen innerhalb von 30 Tagen begleichen, Unternehmen innerhalb von 60 Tagen (hier).
Wie der aktuelle European Payment Index 2013 (EPI) zeigt, ist die Zahl der unbeglichenen oder zu spät bezahlten Rechnungen gegenüber dem Vorjahr um sieben Prozent gestiegen. Insgesamt beläuft sich der Schaden für die Unternehmen damit auf 350 Milliarden Euro. Nur ein Drittel der untersuchten Länder verzeichneten „einen Rückgang oder keine Veränderung der Forderungsausfälle“, so Thomas Hutter, Managing Director von Intrum Justitia Schweiz.
Griechenland beispielsweise hat einen Risiko-Index mit 195 von 200 möglichen Punkten, Finnland wies mit 125 Punkten den niedrigsten Wert auf. In Deutschland ist die Situation entspannter. Aber auch hier rechnet ein Drittel der Unternehmen in diesem Jahr mit Schwierigkeiten, die sich aus zu spät bezahlten Rechnungen ergeben. Vor einem Jahr gaben dies nur 21 Prozent der befragten deutschen Firmen an, so die FAZ.
Wenn diese Abwärtsspirale in Europa anhält, werden wir uns bald in einer Situation befinden, in der die Unternehmen kein Wachstum erzielen können, die Innovationstätigkeit behindert wird und das wirtschaftliche Überleben der Unternehmen auf dem Spiel steht. Alle Beteiligten - sowohl Unternehmen wie auch Regierungen – müssen ihr Möglichstes tun, um die Entwicklung umzukehren. Die langfristige Stabilität und Prosperität der europäischen Länder erfordert, dass die Unternehmen rechtzeitig bezahlt werden.
Die Institutionen der EU selbst gehen hierbei aber keinesfalls mit gutem Beispiel voran. So hat die EU etwa offene Rechnungen in Höhe von 217 Milliarden Euro (hier). Entsprechend gibt die EZB in regelmäßigen Abständen an, die Finanzsituation der europäischen Unternehmen zumindest bei der Kreditvergabe zu verbessern. Doch die bisherige Geldschwemme steckten die Banken in Staatsanleihen statt in Kredite für Unternehmen (hier). Selbst der neue Plan, faule Kredite von Banken aufzukaufen, um diesen wieder mehr Spielraum für umfangreichere Kreditvergaben zu geben, wird nach hinten losgehen (mehr hier).