Finanzen

Gefahr für den Bond-Markt: Japan will aus Euro-Zone aussteigen

Japans Käufe europäischer Anleihen trugen in der nahen Vergangenheit erheblich zur Senkung der Zinssätze bei. Dies half, die Gefahr weiterer Bailouts zumindest vorübergehend abzuschwächen. Nun drohen die Zuflüsse aus Japan zu sinken. Das könnte schnell zu einem massiven Anstieg der Anleihe-Zinsen führen und die Krise am Finanzmarkt schnell wieder beleben.
14.05.2013 14:30
Lesezeit: 2 min

 

 

 

 

 

 

 

 

Seit Monaten kaufen japanische Investoren massiv am europäischen Bondmarkt ein. Vor allem Frankreich und Spanien profitierten davon. Die Anleihen waren rentabler für die Investoren als die Bonds ihres eigenen Landes. Doch die Rendite für fünfjährige japanische Anleihen legte in den vergangenen Tag deutlich auf ein 13-Monats-Hoch zu, so zerohedge. Dies könnte viele japanische Investoren dazu veranlassen, ihr Geld wieder in japanische Anleihen zu stecken und aus Europa abzuziehen. Das allerdings erhöht die Gefahr, dass die Zinssätze in der Eurozone wieder deutlich anziehen.

Japans Engagement in Europa war bis Dezember vergangenen 12 Monaten sehr groß. Monatlich flossen Gelder in Staatsanleihen von Euroländern. Dies half, die Rendite der Bonds zu senken und somit das Risiko eines für manche Länder benötigten Bailouts aufzuschieben. Doch wie die neuesten Daten der Société Générale zeigen, nehmen die aus Japan in die Eurozone fließenden Gelder seit Januar ab. Und die plötzlich gestiegene Rendite für japanische Anleihen könnte diese Entwicklung noch beschleunigen. In den vergangenen Tagen stieg diese auf unerwartet schnell auf ein 13-Monat-Hoch.

Erst Mitte April hatten zwei der größten Versicherer aus Japan aufgrund der niedrigen Rendite für japanische Anleihen angekündigt in europäische Anleihen zu investieren (hier). Der neuerliche Anstieg für fünfjährige Bonds aus Japan könnte Japan für die nationalen Investoren nun wieder interessanter machen.

Vor allem Frankreich profitierte bis zuletzt von dem Interesse der japanischen Investoren an Staatsanleihen des Landes. Etwa 5,7Billionen Yen (43 Milliarden Euro) waren seit Dezember in französische Anleihen geflossen. Nach Italien gingen durch den Ankauf von Bonds im selben Zeitraum etwas mehr als 3 Billionen Yen und nach Deutschland beispielsweise 800 Milliarden Yen.

Entsprechend groß wären die Auswirkungen, wenn sich die japanischen Investoren aus der Eurozone zurückziehen würden. Dies „bedeutet auch, dass der Tiefpunkt für die Refinanzierungskosten der südlichen Euroländer hinter uns liegen würde“, zitiert zerohedge die Société Générale.

Gemessen an der wirtschaftlichen Situation sind die Zinskosten für spanische, italienische und französische Anleihen derzeit viel zu niedrig. Ohne den Ankauf nationaler Anleihen durch Banken und Fonds aus eben diesen drei Ländern, dem Engagements der japanischen Investoren und der Geldschwemme der EZB sehen die Renditen ganz anders aus. Alle drei Länder sind von der Krise erfasst.

Fällt Japan als Investor weg, bleiben nur mehr die nationalen Banken und die EZB, um ein rapides Ansteigen der Zinskosten zu verhindern. Und letztlich hätten die nationalen Banken ohne die Geldschwemme der EZB sowieso bereits seit Monaten nicht mehr ausreichend Geld, um in Bonds ihres Landes zu investieren (hier). Eine steigende Rendite, die dann vielleicht sogar der wirtschaftlich schlechten Situation der Länder entsprechen würden, ist jedoch eine Gefahr. Die Refinanzierungskosten Frankreichs, Spaniens und Italiens würden wieder steigen. Können diese nicht mehr aufgebracht werden, droht ein Bailout.

Die Rendite für japanische fünfjährige Anleihen stieg in den vergangenen Tagen so schnell wie nie auf ein 13-Monats-Hoch (Grafik: zerohedge).

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Immobilien
Immobilien Gewerbeimmobilien als Kapitalanlage? Lage matters!
19.04.2025

Gewerbeimmobilien bieten nach wie vor interessante Renditechancen für ausgefuchste Marktkenner. Wer klug investiert, kann von stabilen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas Wettbewerbskompass: Kurskorrektur bei Technologiewettbewerb dringend nötig!
19.04.2025

Europa steht vor großen wirtschaftlichen Herausforderungen: Der globale Technologiewettbewerb spitzt sich zu, geopolitische Krisen...

DWN
Finanzen
Finanzen Digitalisierung im Bürgeramt: Passfotos ab Mai nur noch digital erlaubt
19.04.2025

Ab dem 1. Mai sind in Deutschland im Grunde nur noch digitale Passfotos erlaubt. Das neue Verfahren soll Fälschungen vorbeugen. Wer denkt,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Italienische Luxusunternehmen: Prada übernimmt und trägt nun auch Versace
19.04.2025

Über einen möglichen Kauf war seit mehreren Monaten spekuliert worden: Der Luxuskonzern Prada schluckt den Konkurrenten Versace. Damit...

DWN
Technologie
Technologie „Mein alter Job als Softwareentwickler ist weg“ – Jentic-Chef über selbstprogrammierende KI-Agenten
19.04.2025

Der irische Tech-Unternehmer Sean Blanchfield ist überzeugt, dass KI-Agenten menschliche Programmierer und Softwareentwickler zunehmend...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt „We don’t believe in Outsourcing“ – Klöber zeigt, wie Produktion in Deutschland wieder gelingt
18.04.2025

Sitzen, aber richtig: Der Büromöbelhersteller aus Owingen setzt auf Inhouse-Produktion, recycelte Materialien und digitale Innovation –...

DWN
Finanzen
Finanzen S&P 500 und die Illusion von sicheren, langfristigen Renditen
18.04.2025

Der amerikanische Aktienmarkt befindet sich in turbulenten Zeiten. Angesichts der unvorhersehbaren Handelspolitik von Präsident Donald...

DWN
Finanzen
Finanzen Wertvoller Schmuck im Fokus: So sichern Sie Ihre teuren Schmuckstücke ab
18.04.2025

Die Absicherung wertvoller Schmuckstücke wird immer wichtiger – Hausrat reicht oft nicht aus. Experten raten zu gezieltem...