Finanzen

„Währungsreform“: EU will kleine Cent-Münzen vom Markt nehmen

EU-Währungskommissar Rehn will die Ein und Zwei Cent-Stücke aus dem Verkehr zu ziehen. Die EU will sich die Kosten für die Münzen sparen. Die Unternehmen dürften als Konsequenz alle Preise aufrunden. Für die Konsumenten wird im Gegenzug so ziemlich alles teurer.
14.05.2013 17:33
Lesezeit: 1 min

Künftig wird alles teurer: Die EU-Kommission will  die Ein und Zwei Cent-Stücke abschaffen. Die Cent-Beträge sind in der Tat im Alltag lästig. Doch wird die Abschaffung nicht dazu führen, dass irgendein Unternehmen seine Preise abrundet. Das hat es in der Geschichte noch nie gegeben.

Die EU verkauft die kleine Währungsreform als Sparmaßnahme: Durch die Maßnahme könnten Kosten eingespart werden, so Währungskommissar Rehn. Eine nicht ganz so effektive Alternative zur Kostensenkung wären die Änderung des Material-Mixes der Cent-Stücke oder ein billigeres Prägeverfahren.

Hintergrund der Kommission ist eine Anfrage des EU-Parlaments und des EU-Rats, inwiefern die ein und zwei Cent-Stücke noch sinnvoll sind. Wie Währungskommissar Rehn am Dienstag mitteilte, wäre aus Sicht der EU-Kommission eine Abschaffung der beiden Cent-Stücke am sinnvollsten:

Die Produktion von 1 und 2-Cent-Münzen ist eindeutig ein Verlustgeschäft für die Eurozone, wenn man die Differenz zwischen dem Nennwert der Münzen und den Kosten, die der Staat dafür trägt, um sie zu halten, betrachtet.

Auf zwei Arten könnten die beiden Cent-Stücke verschwinden. Entweder, indem innerhalb eines bestimmten Zeitraums so viele Cent-Stücke wie möglich eingesammelt und dann als Zahlungsmittel verboten würden. Oder man würde einfach keine weiteren ein und zwei Cent-Münzen herausgegeben. Mit der Zeit würden die Münzen dann automatisch verschwinden, so die Kommission.

Seit 2002 haben beide Münzen die Eurozone 1,4 Milliarden Euro gekostet. Doch eine Abschaffung der Münzen könnte schwierig sein, so die Kommission. Eventuell würden die Bürger der Eurozone Kosten-Nutzen-Rechnung nicht nachvollziehen und eine Abschaffung der Münzen nur als Verteuerung wahrnehmen.

Etwa die Hälfte der Euro-Münzen, die sich derzeit im Umlauf befinden, seien ein oder zwei Cent-Stücke, so die Kommission. 45,8 Milliarden ein und zwei Cent-Stücke wurden von den Mitgliedsstaaten ausgegeben. Das entspricht ungefähr 137 Münzen pro Kopf.

Für die Unternehmen hätte die Abschaffung der beiden Cent-Stücke in jedem Fall den Vorteil, dass sie die Preise aufrunden könnten. Damit kann die EU Kosten senken, die Unternehmen reichen die Änderungen an den Verbraucher - und der hat keine Alternativen, als zu zahlen.

Die Abschaffung der Münzen bringt die EU wieder einen Schritt weiter bei ihren Plänen zur Abschaffung des Bargeldes (hier). Denn die große Währungsreform, die der EU vorschwebt, ist der vollständig bargeldlose Handel.

Ohne Bargeld finden alle Käufe und Verkäufe digital statt und können so besser kontrolliert werden. Um für jeden diese Transaktionen in Zukunft möglich zu machen, arbeitet die EU bereits daran, jedem Bürger ein Konto zur Verfügung zu stellen. Das macht auch den Zugriff auf die Bankkonten einfacher (hier).

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Kurs aktuell: Wichtigste Kryptowährung setzt Rekordjagd fort – was das für Anleger bedeutet
11.07.2025

Der Bitcoin-Kurs ist auf ein historisches Allzeithoch gestiegen und über die Marke von 118.000 US-Dollar geklettert. Wie geht es weiter...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Insolvenzverwalter: „Enorme Geldverbrennung“ bei Wirecard
11.07.2025

Der Anwalt Jaffé ist seit fünf Jahren mit der Sicherung des übrig gebliebenen Vermögens beschäftigt. Er fand nach eigenen Angaben im...

DWN
Finanzen
Finanzen Kupferpreis explodiert: Was Trumps Zollfantasien auslösen
11.07.2025

Eine 50-Prozent-Zollandrohung von Trump lässt den Kupferpreis durch die Decke schießen – und sorgt für ein historisches Börsenchaos....

DWN
Politik
Politik Putins Imperium zerbröckelt: Aserbaidschan demütigt den Kreml – mit Hilfe der Türkei
10.07.2025

Aserbaidschan widersetzt sich offen Moskau, schließt russische Propagandakanäle und greift zur Verhaftung von Russen – ein Tabubruch in...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Neues Gasfeld vor Zypern könnte Europas Energiestrategie neu ausrichten
10.07.2025

Ein neues Erdgasfeld vor Zypern könnte zum Wendepunkt in Europas Energiepolitik werden.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Baywa Milliardenverlust: Jahreszahlen zeigen das ganze Ausmaß der Krise beim Mischkonzern
10.07.2025

Jetzt ist der Milliardenverlust bei der Baywa amtlich: Das Minus von 1,6 Milliarden Euro ist vor allem auf Abschreibungen bei der...

DWN
Finanzen
Finanzen Trumps Rechnung für die Private-Equity-Branche: 79 Milliarden
10.07.2025

Donald Trumps Zollkurs und globale Kriege setzen der Private-Equity-Branche massiv zu. Was hinter dem dramatischen Kapitalschwund steckt...

DWN
Politik
Politik „Kleiner Lichtblick für die Ukraine“ nach Trumps Kehrtwende
10.07.2025

Der Kurswechsel der USA beim Waffenlieferprogramm für die Ukraine dürfte die Gespräche europäischer Staats- und Regierungschefs in...