Politik

„Monti-II-Gesetz“: EU will europäisches Streikrecht einschränken

Lesezeit: 1 min
29.05.2012 23:55
Die EU will das Streikrecht in Europa einschränken, wenn eine Durchsetzung des freien Arbeitsmarktes gefährdet erscheint. Zwölf Regierungen haben gegen den Plan Einspruch erhoben. Die Kommission kann das Gesetz dennoch durchbringen.
„Monti-II-Gesetz“: EU will europäisches Streikrecht einschränken

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Ein EU-Gesetzesvorschlag über das Streikrecht wird überarbeitet, nachdem einige nationale Regierungen den Entwurf scharf kritisierten. Das sogenannte Monti-II-Gesetz sieht vor, dass das Recht zu streiken eingeschränkt werden kann, wenn der Grund für den Arbeitskampf die Umsetzung des freien Marktes in der EU betrifft.

Demnach sollten Streiks, die den freien Arbeitsmarkt in der EU betreffen, eingeschränkt werden können. Dann dürfte beispielsweise nicht gestreikt werden, wenn sich Arbeitnehmer dagegen wehren würden, dass Arbeitskräfte aus anderen EU-Ländern im Betrieb eingesetzt werden. Arbeitnehmer befürchten durch den offenen Arbeitsmarkt billigere Konkurrenz aus anderen europäischen Staaten. Im Entwurf heißt es, das Recht zu Streiken sei nicht „uneingeschränkt“.

Insgesamt erhoben zwölf nationale Regierungen Einspruch gegen die geplante Regelung. Sie kritisieren, dass die EU-Kommission mit dem Monti-II-Gesetz ihre Kompetenzen überschreiten würde. Sie sind der Meinung, Angelegenheiten des Streikrechts seien auf nationaler Ebene besser zu regeln.

Finnland, Schweden und Dänemark wären direkt betroffen, würde der Gesetzesvorschlag umgesetzt. Konkret gab es dort Fälle von Arbeiterprotesten, weil Firmen ausländische Arbeiter eingesetzt hatten. Außerdem unterstützen Lettland, Portugal, Luxemburg, Polen, Malta, Frankreich, Großbritannien Belgien und die Niederlande den Einspruch.

Damit haben die Gegner des europäischen Streikrechts eine Stimme mehr als nötig, um der EU-Kommission eine „gelbe Karte“ zeigen zu können. Das Kartensystem wurde im Vertrag von Lissabon verankert und soll es nationalen Regierungen erleichtern, auf die EU-Gesetzgebung Einfluss zu nehmen. Der aktuelle Fall stellt eine Premiere für dieses System dar.

Trotz des erfolgreichen Einspruchs könnte das Gesetz in seiner aktuellen Form umgesetzt werden. Denn die Kommission kann mit einer Erklärung auf ihren Plänen beharren.


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Konsumstimmung steigt: Die Deutschen shoppen wieder
01.05.2024

Laut aktuellen Erhebungen der GfK steigt die Konsumstimmung in Deutschland für den Mai auf ein Zwei-Jahres-Hoch. Ausschlaggebend sind...

DWN
Politik
Politik Steinmeier unter Feuer: Kontroverse um Ukraine-Hilfen und Taurus-Lieferungen
30.04.2024

Bundespräsident Steinmeier steht wegen seiner Aussagen zur Ukraine-Hilfe in der Kritik. Politiker werfen ihm vor, seine Rolle nicht...

DWN
Unternehmen
Unternehmen SAP Stellenabbau: Abfindungsangebote stehen, 2600 Jobs sollen wegfallen
30.04.2024

Im Rahmen der weltweiten Umstrukturierung von SAP sollen 2600 Arbeitsplätze in Deutschland abgebaut werden. Nun wurden...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Ukraine-Krieg: So ist die Lage
30.04.2024

Ukraine ruft nach dringender Militärhilfe, während tägliche Raketenangriffe weiterhin zivile Opfer fordern. Selenskyj und Stoltenberg...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Massenprotest bei Thyssenkrupp: Beschäftigte fordern Arbeitsplatzerhalt
30.04.2024

Bei Deutschlands größtem Stahlhersteller Thyssenkrupp Steel ist viel im Umbruch. Arbeitnehmervertreter fordern Standortgarantien und...

DWN
Immobilien
Immobilien Vonovia dreht das Blatt: Gewinn nach Milliardenverlust
30.04.2024

Nach einem harten Jahr meldet Deutschlands Immobiliengigant Vonovia einen beeindruckenden Gewinn – ein Wendepunkt. Seine Aktie springt...

DWN
Finanzen
Finanzen Einzelhandel erlebt Umsatzsprung: Hoffnung auf Konsumaufschwung wächst
30.04.2024

Deutschlands Einzelhandel verzeichnet den stärksten Umsatzanstieg seit über zwei Jahren, mit realen Zuwächsen und positiven Aussichten...

DWN
Technologie
Technologie Rakete eines deutschen Start-ups soll in den nächsten Tagen ins Weltall starten
30.04.2024

Elon Musk hat auch klein angefangen: Erstmals seit Jahrzehnten soll nun eine kommerzielle Trägerrakete eines deutschen Unternehmens...