Politik

Nach IWF-Geständnis: EU beschließt Knöllchen für Statistik-Lügen

Eurostat soll künftig die Wirtschaftsdaten aus den EU-Staaten streng überwachen. Wenn ein Land schlechte Daten liefert, droht Besuch aus Brüssel. Zur Abschreckung plant die Kommission Geldbußen. Diese dürften für Schwindler jedoch nicht besonders abschreckend sein.
08.06.2013 02:43
Lesezeit: 1 min

Die EU-Kommission hat am Freitag neue Regeln für Statistiken zur wirtschaftlichen Lage der EU-Staaten vorgeschlagen. Die Erstellung der Daten in den Mitgliedsländern soll künftig vom Statistischen Amt der EU (Eurostat) überwacht werden. Bei falschen Angaben drohen Geldbußen.

Die EU-Kommission will neue Regeln zur Erstellung, Überwachung und Übermittlung der Statistiken zum Verfahren bei einem makroökonomischen Ungleichgewicht. Der Vorschlag solle sicherstellen, dass die Daten aus den EU-Staaten vergleichbar, verlässlich und von höchster Qualität sind, sagte die Kommission in einer Pressemitteilung.

Eurostat werde für die Qualität der von den Mitgliedstaaten vorgelegten Statistiken sowie die Verbreitung dieser Daten überwachen, so die Kommission. Falls die Statistiken aus den EU-Staaten nicht für einwandfrei befunden werden, kann Eurostat einen Vorbehalt einlegen oder die Daten abändern.

Darüber hinaus kann Eurostat bei einzelnen Mitgliedstaaten Besuche durchführen, wenn die Nichteinhaltung statistischer EU-Standards zu befürchten ist. Bei einer bewussten Verfälschung dieser Statistiken durch die Mitgliedstaaten könnten „wirksame, abschreckende und verhältnismäßige“ Geldbußen von bis zu 0,05 Prozent des BIP des betreffenden Mitgliedstaats verhängt werden.

Während Brüssel den EU-Staaten für schlechte Statistiken Sanktionen androht, steht die EU selbst in der Kritik. Der IWF hat diese Woche zugegeben, dass die Troika-Daten zur Schulden-Tragfähigkeit Griechenlands fehlerhaft waren. Dabei habe die EU bewusst und mit voller Absicht daran mitgewirkt, Griechenlands wirtschaftliche Lage in der Öffentlichkeit falsch darzustellen (mehr hier). Doch dafür wird Eurostat der EU wohl keinen Besuch abstatten und kein Bußgeld verpassen.

Und auch die anderen Staaten dürften die Maßnahme Brüssel eher achselzuckend zur Kenntnis nehmen. Eine Geldbuße aus Brüssel ist so schmerzhaft wie ein Knöllchen fürs Falsch-Parken.

Die zahlen sogar Pleite-Staaten aus der Portokasse.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeiten nach der Schule: Warum viele keine Ausbildung beginnen
19.07.2025

Schnell Geld verdienen statt jahrelang pauken – das klingt für viele junge Menschen verlockend. Doch wer direkt nach der Schule in den...

DWN
Politik
Politik Militär statt Frieden? Was das EU-Weißbuch 2030 wirklich bedeutet
19.07.2025

Mit dem Weißbuch „Bereitschaft 2030“ gibt die EU ihrer Sicherheitspolitik eine neue Richtung. Doch Kritiker warnen: Statt...

DWN
Politik
Politik Nordkoreas Kronprinzessin: Kim Ju-Ae rückt ins Zentrum der Macht
18.07.2025

Kim Jong-Un präsentiert die Zukunft Nordkoreas – und sie trägt Handtasche. Seine Tochter Kim Ju-Ae tritt als neue Machtfigur auf. Was...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Birkenstock: Von der Orthopädie-Sandale zur globalen Luxusmarke
18.07.2025

Birkenstock hat sich vom Hersteller orthopädischer Sandalen zum weltweit gefragten Lifestyle-Unternehmen gewandelt. Basis dieses Wandels...

DWN
Politik
Politik 18. Sanktionspaket verabschiedet: EU verschärft Sanktionsdruck mit neuen Preisobergrenzen für russisches Öl
18.07.2025

Die EU verschärft ihren wirtschaftlichen Druck auf Russland: Mit einem neuen Sanktionspaket und einer Preisobergrenze für Öl trifft...

DWN
Politik
Politik China investiert Milliarden – Trump isoliert die USA
18.07.2025

China bricht alle Investitionsrekorde – und gewinnt Freunde in aller Welt. Trump setzt derweil auf Isolation durch Zölle. Wer dominiert...

DWN
Finanzen
Finanzen Energie wird unbezahlbar: Hohe Strom- und Gaskosten überfordern deutsche Haushalte
18.07.2025

Trotz sinkender Großhandelspreise für Energie bleiben die Kosten für Menschen in Deutschland hoch: Strom, Gas und Benzin reißen tiefe...

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzen: Deutsche haben Angst um finanzielle Zukunft - Leben in Deutschland immer teurer
18.07.2025

Die Sorgen um die eigenen Finanzen sind einer Umfrage zufolge im europäischen Vergleich in Deutschland besonders hoch: Acht von zehn...