Die gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen der türkischen Polizei und den Demonstranten reißen nicht ab. Am Montag kam es im Istanbuler Bezirk Şişli erneut zu schweren Zusammenstößen. In der İstiklal Straße wurden, wie schon am vergangenen Wochenende, Tränengas und Wasserwerfer eingesetzt, um die Menschenmenge auseinander zu treiben.
Die Niederschlagungen durch die türkischen Sicherheitskräfte begannen in der Nachbarschaft von Osmanbey, nachdem eine Gruppe von Demonstranten versuchte, von dort aus auf den Taksim Platz zu gelangen. Dieser war, anders als noch am Morgen, nach einem Befehl des Istanbuler Gouverneurs für Fußgänger gesperrt worden. Eine illegale Versammlung, so Hüseyin Avni Mutlu am Mittag, werde auf dem Taksim Platz nicht mehr geduldet.
Polizei soll Plastikgeschosse eingesetzt haben
Wie die türkische Zeitung Hürriyet berichtet, habe die Konföderation der Revolutionären Arbeitergewerkschaften der Türkei (DİSK) ihren Marsch mittlerweile beendet. Einige Gruppen hätten die Straßen darauf hin bereits verlassen. Andere hätten ihre Proteste jedoch fortgesetzt. Einige der Streikenden versammelten sich, um auf den Taksim-Platz zu kommen. Die Sicherheitskräfte hinderten sie allerdings daran. Daraufhin soll ein Teil der Gruppe versucht haben, sich der Anweisung zu widersetzen und auf den Platz zu gelangen. Die Polizei soll auch Plastikgeschosse verwendet haben, um die Demonstranten zurückzutreiben.
Friedliche Demos in Ankara und Izmir
Am Morgen hatte eine der größten Arbeitergewerkschaften in der Türkei, die Kamu Emekçileri Sendikaları Konfederasyonu (KESK), gemeinsam mit der Konföderation der Revolutionären Arbeitergewerkschaften der Türkei (DİSK) zu einem Generalstreik aufgerufen. Die türkische Zeitung Zaman rechnete mit rund 800.000 Teilnehmern. Eine Demonstration in Ankara soll unterdessen friedlich verlaufen sein. Tausende, so berichtet ABC News, hätten auf dem Kizilay Platz Gewerkschaftsflaggen geschwungen. Zwar hätte die Polizei Warnungen in Richtung der Demonstranten ausgesprochen, doch nach gut drei Stunden hätten die Menschen den Platz friedlich verlassen. Auch in Izmir sollen Hunderte Demonstranten zusammengekommen sein.
Am Nachmittag drohte der stellvertretende türkische Premier Bülent Arınç mit dem Einsatz der türkischen Armee, falls Polizei und Gendarmerie der Lage nicht Herr werden sollten.