Politik

Vorbild USA: EU will Fingerabdrücke bei Grenzkontrollen

Die EU plant weitreichende Maßnahmen zur Identifizierung von Nicht-EU-Bürgern an den Grenzen. So sollen Fingerabdrücke von allen zehn Fingern genommen werden, um genaue Bewegungsprofile der Reisenden erstellen zu können.
20.07.2013 00:15
Lesezeit: 1 min

Die EU will den Amerikanern beim Daten-Sammeln nacheifern und will von Nicht-EU-Bürgern bereits beim Grenzübertritt erste Informationen erhalten: So sollen von allen ausländischen Reisenden die Fingerabdrücke aller zehn Finger genommen werden, damit sie bei der Ein- und Ausreise automatisch identifiziert werden können.

Das von der EU geplante Maßnahmenpaket trägt den Namen „Intelligente Grenzen“. Durch den Einsatz neuer Technologien werde ausländischen Reisenden ein „rascherer Grenzübertritt“ ermöglicht, sagte Cecilia Malmström, EU-Kommissarin für Inneres.

„Dies liegt nicht nur im Interesse der Reisenden, sondern auch im Interesse der EU-Wirtschaft. So haben ausländische Reisende allein 2011 schätzungsweise 271 Mrd. EUR zu unserer Wirtschaftsleistung beigetragen. Außerdem wird die Modernisierung unserer Systeme für mehr Sicherheit sorgen, da irreguläre Grenzübertritte verhindert und Überschreitungen der zulässigen Aufenthaltsdauer aufgedeckt werden.“

Der „raschere Grenzübertritt“ wird dadurch gewährleistet, dass Zeitpunkt und Ort der Einreise und Ausreise von Drittstaatsangehörigen von einem neuen elektronischen System (EES) erfasst werden. Die Dauer des Aufenthalts wird automatisch berechnet und eine Meldung an die Behörden generiert, wenn die Ausreise nicht rechtzeitig erfolgt ist.

So müssen nicht mehr die Stempel im Reisepass kontrolliert werden. Die Stempel bieten auch keine effiziente Lösung für den Fall, dass Reisedokumente verloren gehen oder zerstört werden.

Der EU-Datenschutzbeauftrage Peter Hustinx hat den Vorschlag der Kommission, Grenzkontrollen nach US-Vorbild einzuführen, scharf kritisiert.Das System soll auch bei der Identifikation von Personen dienen, die nicht zur Einreise in die EU berechtigt sind, und außerdem zur zentralen Überwachung der Reise-Bewegungen dienen, so der EU-Datenschutzbeauftragte Hustinx in einer Stellungnahme vom Donnerstag.

Um die zentrale Überwachung zu gewährleisten, werden die Daten aller ausländischen Reisenden gesammelt und gespeichert. Dazu gehören auch deren biometrische Daten. So werden etwa von allen ausländischen Reisenden die Fingerabdrücke aller zehn Finger aufgenommen und gespeichert. Hustinx hält dies für einen unverhältnismäßigen Eingriff in die Privatsphäre. Die EU-Kommission solle dies noch einmal prüfen.

Sollte sich das System der Identifikation mithilfe von Fingerabdrücken bei ausländischen Reisenden bewähren, ist nicht ausgeschlossen, dass es auch für EU-Bürger angewandt wird. Das Verfahren könnte den einheitlichen europäischen Pass unnötig machen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Experten-Webinar: Ist Bitcoin das neue Gold? – Chancen, Risiken und Perspektiven

Inflation, Staatsverschuldung, geopolitische Unsicherheiten: Viele Anleger fragen sich, wie sie ihr Vermögen in Zeiten wachsender...

DWN
Politik
Politik Musk gegen den Staat: Wie ein Tech-Milliardär den US-Haushalt ruinierte
04.06.2025

Elon Musk wollte den US-Haushalt wie ein Start-up führen – heraus kam ein Desaster aus Kürzungen, Chaos und gescheiterten Sparzielen....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Wöchentliche Höchstarbeitszeit geplant: Schub für die Wirtschaft oder kontraproduktiv?
04.06.2025

Steht der 8-Stunden-Arbeitstag auf der Kippe? Die Bundesregierung will statt einer täglichen Höchstarbeitszeit eine wöchentliche...

DWN
Politik
Politik Trump zündet den Handelskrieg – doch Europa hat das bessere Spiel
03.06.2025

Donald Trump droht mit Strafzöllen, doch Europas Antwort steht längst: Mit stabilen Finanzen und strategischem Kurs könnte die EU zum...

DWN
Politik
Politik Vergessener Kontinent: Afrikas Fluchtkrisen- Milliarden fehlen für humanitäre Hilfe
03.06.2025

Fluchtkrisen in Afrika schneiden bei medialer Aufmerksamkeit, Hilfsgeldern und politischem Engagement besonders schlecht ab. Kamerun ist...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis aktuell: Rücksetzer nach Kurssprung – was Anleger jetzt wissen müssen
03.06.2025

Der Goldpreis ist auf Richtungssuche – trotz Krisen und Zinssorgen. Was steckt hinter der aktuellen Entwicklung, und wie sollten Anleger...

DWN
Politik
Politik Krim-Brücke: Ukrainischer Geheimdienst SBU meldet Angriff auf Kertsch-Brücke
03.06.2025

Die Krim-Brücke ist erneut Ziel eines spektakulären Angriffs geworden. Doch wie schwer sind die Schäden wirklich – und was bedeutet...

DWN
Politik
Politik Ehemalige US-Generäle zur Operation der Ukraine in Russland: Militärische Leistung, die dem Trojanischen Pferd gleichkommt
03.06.2025

Mitten in die Verhandlungen trifft Russland ein Schlag, der tief sitzt: Eine ukrainische Drohnenoffensive zerstört rund 40 strategische...

DWN
Politik
Politik Brüssels Pensionsflop: Milliardenvision scheitert kläglich
03.06.2025

Mit großem Tamtam gestartet, nun ein Desaster: Der EU-weite Rentenplan PEPP sollte Milliarden mobilisieren – doch kaum jemand macht mit....