In der zweiten Nacht in Folge haben hunderte Bewohner des Pariser Vororts Trappes die französische Polizei attackiert. Die bisherige Bilanz ist erschreckend. 20 Fahrzeuge, darunter ein Polizeiwagen und eine komplette Fabrik brannten aus, die Polizei setzte Tränengas und Gummigeschosse ein, ein Auto raste in eine Gruppe von Polizisten, die sich noch retten konnten und ein Jugendlicher verlor bei den Ausschreitungen sein Auge. Die Unruhen beginnen bereits auf umliegende Regionen überzugreifen.
Grund für die Wut der Anwohner war eine Personenkontrolle einer Frau mit Niqab, dem Gesichtsschleier, der in Frankreich seit zwei Jahren verboten ist. Ihr Mann, ein 21-jähriger Konvertit, wurde festgenommen, nachdem er sich widersetzte. Er ist allerdings bereits wieder entlassen worden. Anwohner versammelten sich zuvor am Freitag vor der Polizeistation, zu der der junge Mann gebracht worden war und verlangten seine Freilassung. Die dortige Polizei forderte Verstärkung – der Beginn der gewaltsamen Zusammenstöße.
„Es beginnt auf umliegende Regionen – Elancourt und Guyancourt – überzugreifen“, sagt David Callu von der Gewerkschaft Unité SGP Police. Das Verhalten der Polizei bei der Personenkontrolle sei eine gezielte „Provokation“ gewesen, zitiert BBC die Organisation „Kollektiv gegen Islamophobie“.
Am Sonntag stehen wieder 30 Einsatzfahrzeuge in Trappes bereit. Sie sollen so lange bleibeb, bis wieder Ruhe eingekehrt ist, sagte Innenminister Manuel Valls.
Schon im Juni hatte der Harvard-Ökonom Niall Fergusson Unruhen und Ausschreitungen für Paris vorausgesagt. Die Hauptstadt Frankreichs sei „extrem anfällig“. Fergusson sagte dem Sender CNBC, dass es „bereits in diesem Sommer so weit sein kann, dass wir die Stadt in Flammen sehen“. Grund dafür ist die schlechte Wirtschaftslage, die hohe Jugendarbeitslosigkeit und damit eine allgemein aufgeladene Stimmung gegen die Regierung von Francois Hollande (mehr hier).