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Versteckte Risiken: Deutsche Banken sind nicht sicher

Lesezeit: 4 min
22.07.2013 23:34
Trotz guter Eigenkapital-Quoten sind die deutschen Banken alles andere als sicher. Die großen Geschäftsbanken berechnen ihre Risiken selbst. Bei den Sparkassen weiß niemand, welche Gefahren noch bei den Landesbanken lauern.
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In Zeiten der Verunsicherung, ausgelöst durch die Finanzkrise und die geplante Bankenunion, steht für viele Sparer und Girokonten-Inhaber von Gehalts- oder Geschäftskonten die Frage nach der Eigenkapitalausstattung ihrer Hausbank im Vordergrund. Denn die gesetzliche Einlagensicherung in Deutschland von offiziell benannten 100.000 Euro, kann möglicherweise fatale Folgen zeitigen, sollte die gemeinsame europäische Einlagensicherung, und damit einhergehend ein Haftungsverbund, kommen.

Trotz teilweise bereits eingehaltener Eigenkapitalquoten zeigt sich jedoch, dass die deutschen Banken alles andere als sicher sind. Auch die gemeinhin als sicher geltenden Sparkassen haben versteckte Risiken.

Die Deutsche Kreditwirtschaft (DK), darunter der Deutsche Sparkassen- und Giroverband sowie der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken sprachen sich zuletzt bei ihrer Pressekonferenz in Brüssel klar und deutlich gegen eine gemeinsame europäische Einlagensicherung aus.

Noch ist unklar, ob die Bundesregierung den Forderungen der Deutschen Kreditwirtschaft entspricht. Oder, ob nach der Bundestagswahl abermals rote Linien überschritten werden. Denn dann müssten deutsche Spareinlagen zur Absicherung maroder Banken in der Bankenunion herhalten. Dies würde nicht nur Banken im Euroraum betreffen, sondern alle europäischen Banken, die sich an der Bankenunion beteiligen wollen.

Das Augenmerk konzentriert sich in Europa deswegen inzwischen auch auf die Kapitalausstattung oder die Eigenkapitalquoten der Banken.

Das Regelwerk Basel III, das ein höheres Kernkapital von den Banken fordert, soll für schrittweise bis zum Jahr 2015 von derzeit 4 Prozent auf 6 Prozent der „risikogewichteten Aktiva“ angehoben werden. Dabei gilt, je höher die Eigenkapitalquote, desto besser können die Banken Verluste absichern.

In Deutschland sehen die derzeitigen Eigenkapitalquoten durchaus unterschiedlich aus.

Volksbanken und Raiffeisenkassen

Die genossenschaftlich strukturierte FinanzGruppe weist eine Risikotragfähigkeit bzw. Eigenkapitalquote in Höhe von 14,7 Prozent.

Sparkassen

Die durchschnittliche Kernkapitalquote bzw. die sogenannten Sicherheitsrücklagen der Sparkassen liegen bei 12,5 %.

Beide Institute liegen damit über den Vorgaben von Basel III. Zudem sind die Einlagen bei Sparkassen sowie bei Volks- und Raiffeisenkassen durch eigene, regionale Einlagenstützungsfonds bzw. einem Haftungsverbund geschützt. Aber das spricht noch nicht für deren Sicherheit.

Die Sparkassen sind öffentlich-rechtlich strukturiert und im Deutschen Sparkassen- und Giroverband (DSGV) organisiert. Überregional agiert dabei die Deka-Bank als Wertpapierhaus der Sparkassen-Finanzgruppe in einer tragenden Rolle. Auf regionaler Ebene finden sich die Landesbanken und Girozentralen und auf lokaler Ebene Städte und Gemeinden. Dem Haftungsverbund gehören 426 deutsche Sparkassen, die acht Landesbankengruppen, sowie zehn öffentlich-rechtliche Bausparkassen (LBS) an.

Den Stärken der durchschnittlich hohen Kernkapitalquote stehen also erhöhte Risiken und schwache Gesamterträge mehrerer Landesbanken entgegen, die ein wesentlicher Bestandteil der Finanzgruppe sind.

Die NordLB sowie die HSH Nordbank beispielsweise hatten sich in der Vergangenheit bei Schifffahrtsfonds verspekuliert (hier). Derzeit macht vor allem die HSH Nordbank von sich reden. Manager der Landesbank sollen einen dreistelligen Millionenbetrag veruntreut haben (mehr hier).

Und auch die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) steckt in Schwierigkeiten. Die Landesbank hatte 2008 und 2009 Milliardenverluste erlitten und musste mit fünf Milliarden Euro gestützt werden, berichtet der Spiegel.

Da die Landesbanken zum Deutschen Sparkassen- und Giroverband (DSGV) gehören, ist auch das Risiko des Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV) höher als die Eigenkapitalquoten der regionalen Sparkasse vermuten lassen.

Postbank

Die Postbank ist zu 94 Prozent eine Tochter der Deutschen Bank. Die Kernkapitalquote liegt aktuell bei 10 Prozent. Damit liegt dieses Bankinstitut über den Forderungen von Basel-III.

Im Privatkundengeschäft agiert die Postbank mit insgesamt rund 14 Millionen Kunden und allein 5,1 Millionen privaten Girokonten sieht sich die Bank als größter Anbieter am deutschen Markt. 2012 hatte die Postbank ihre griechischen Staatsanleihen komplett verkauft. Die riskanten Kredite verringerten sich seither von zwei auf 0,9 Milliarden Euro.

Zudem hat der Bundestag im Mai 2013 eine EU-Richtlinie umgesetzt, wonach die Resistenz der Geldhäuser gegenüber Kapitalabflüssen schrittweise verbessert werden soll. Der neue Standard sieht vor, dass die Banken ihre Kernkapitalquote bis 2019 von zwei auf sieben Prozent erhöhen müssen.

Bei Großbanken sieht die Gesetzgebung eine Kernkapitalquote bis zum Jahr 2019 bis zu 10,5 Prozent vor. In Deutschland gilt dies für die Deutsche Bank, sie ist systemrelevant.

Deutsche Bank

Aktuell liegt die Eigenkapitalquote der Deutschen Bank bei 9,6 Prozent. Dies geschah zuletzt durch eine Kapitalerhöhung von 2,8 Milliarden Euro. Die Zielmarke von 10,5 Prozent dürfte die Bank bereits bis 2015 erreichen.

Allerdings gibt es auch gut begründete Kritik, und dies nicht nur an den Eigenkapital-Berechnungen der Deutschen Bank. „Die globalen Eigenkapitalregeln Basel III ermöglichten es Banken, gut kapitalisiert zu erscheinen, obwohl dies nicht der Fall sei, sagte der Vize-Chef der Einlagensicherungsbehörde FDIC, Thomas Hoenig, der Nachrichtenagentur Reuters. Dies liege daran, dass Banken mit Hilfe komplizierter Berechnungen Einfluss darauf hätten, wie riskant ihr Kreditportfolio bewertet werde und wie viel Eigenkapital sie dementsprechend halten müssten. Soweit deutsche Geldhäuser Staatsanleihen aus der Peripherie der Eurozone halten, werden diese beispielsweise nicht als Risikopapiere gewertet. Somit vernachlässigt die sogenannte risikogewichtete Eigenkapitalquote relativ große Teile einer Bilanz.

Die Deutsche Bank gilt daher als „schrecklich unterkapitalisiert“, so einige Analysten (hier). Um die Risiken, die angesichts des über 50 Billionen Euro schweren Derivategeschäfts der Deutschen Bank wenigstens etwas zu reduzieren, plant die Bank derzeit, die eigene Bilanz um 20 Prozent zu reduzieren (mehr hier).

Commerzbank

Die Commerzbank will durch Kapitalerhöhungen die Eigenkapitalquote auf 8,6 Prozent erhöhen. Bis zum Jahr 2015 hat sich die Bank zum Ziel gesetzt, die Basel-III-Vorgaben einzuhalten.

Allerdings umfasst das Portfolio der Bank faule Kredite in Höhe von 151 Milliarden Euro, die in einer hauseigenen BadBank lagern. Darüber hinaus hält die Bank einen beträchtlichen Bestand an Staatsanleihen aus Italien oder Spanien.

Zuletzt verkaufte die Commerzbank Immobilienkredite im Wert von fünf Milliarden Euro an die US-amerikanische Bank Wells Fargo, und musste dabei einen Verlust in Höhe von 1,2 Milliarden Euro hinnehmen. Indessen versucht das Finanzministerium, die Bank, die während der Finanzkrise verstaatlicht wurde, endgültig loszuwerden. Der verbliebene Staatsanteil an der Bank beläuft sich derzeit auf etwa 17 Prozent (hier).

Fraglich ist also, ob das Basel-III-Regelwerk die Banken insgesamt sicherer aufstellt. Denn vor allem die Großbanken produzieren nun mal ihr Geld selbst, und dieses dient ihnen dann wiederum dazu, es als „Eigenkapital“ zu deklarieren. Es ist das bekannte Ponzi-Spiel, das sich kaum außer Kraft setzen lässt. Und die EZB heizt diese Entwicklung mit ihrer Niedrigzins-Politik weiter an (hier). Eine aktuelle Analyse der Royal Bank of Scotland zeigt zudem, dass die europäischen Banken so schlecht kapitalisiert sind, dass sie eine neue Finanzkrise kaum überleben würden. Demnach müssen die Kreditinstitute bis 2016 noch Vermögenswerte (Assets) von 2,7 Billionen Euro veräußern, um ihre Bilanzen „nachhaltig“ zu verbessern (mehr hier).


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