Dank der Zusage internationaler Unterstützung für die spanischen Banken, haben sich die Märkte am Montag leicht erholt. Aber das spezielle Bailout könnte gerade Mario Monti gefährlich werden. Zwar muss nicht ganz Spanien unter den Rettungsschirm schlüpfen, aber immerhin zeigt sich nun, dass Spaniens Regierung nicht mehr in der Lage war, das Bankensystem selbst zu unterstützen. Die Tatsache, dass Spanien sich dies eingestehen musste, erhöht nun auch den Druck auf den italienischen Premier Mario Monti. Denn der Spanien Bailout wird nachhaltige Folgen für den Bond Markt haben (mehr dazu hier). Ebenso wirkt sich jede neue Schuldenmacherei Kreditaufnahme auf das Haushaltsdefizit der jeweiligen Staaten aus (wie sich in Spanien zeigt - hier).
„Das Problem für Italien ist, dass, wohin Spanien auch geht, es immer die Wahrnehmung geben wird, dass Italien dem Land folgen konnte", erklärt Nicholas Spiro, Geschäftsführer bei Spiro Sovereign Strategy in London Bloomberg. „Es gibt keine ausreichende Differenzierung innerhalb der Finanzmärkte“, ergänzt er. „ Es ist und war so klar wie das Licht des Tages, dass Spaniens Fundamentaldaten viel schlechter sind als die Italiens.“ Das habe aber bisher nichts daran geändert, dass Italien unter der Ansteckung Spaniens leidet. Das Rettungspaket für Spaniens Banken bedeutet nicht, „dass Italien unter Beschuss sein wird, aber es bedeutet, dass die Anleger ihre Aufmerksamkeit auf jede noch so kleine Information richten werden, bevor sie sich zum Kauf oder Verkauf italienischer Staatsanleihen entscheiden“, sagt Nicola Marinelli von Glendevon King Asset Management in London. Zuletzt lag die Rendite für zehnjährige Anleihe wieder über 6 Prozent.
Italiens Situation unterscheidet sich tatsächlich stark von der Spaniens. Noch in diesem Jahr könnte es Italien schaffen, sein Haushaltsdefizit unter die 3-Prozent-Grenze zu bringen und sogar die Schulden auf 120 Prozent des BIP zu senken. Die Arbeitslosigkeit ist geringer als die Spaniens und es gab keine so ausufernde Immobilienblase wie in Spanien, unter der die spanischen Banken noch heute hauptsächlich leiden. Noch hat sich der Fokus der Finanzmärkte nicht auf die italienischen Banken gerichtet, die seit einiger Zeit mit Finanzierungsproblemen zu kämpfen habe. Etliche Banken konnten sich, wie zum Beispiel die Unicredit, neue Kredite bei der EZB nur holen, indem sie eigene Anleihen druckten und diese als Sicherheiten verwendeten.
Nicht nur bei den Banken gibt es beunruhigende Aspekte in Italien. Die Gesamtverschuldung Italiens ist mehr als doppelt so hoch wie die Spaniens, die drittgrößte Volkswirtschaft leidet mittlerweile auch unter einer Rezession. Das BIP wird in diesem Jahr voraussichtlich um 1,4 Prozent sinken. Zudem wird Mario Monti in den kommenden Monaten deutlich mehr Probleme bei der Umsetzung wichtiger Strukturreformen haben. Die letzten Regionalwahlen zeigten einen Linksrutsch in der Bevölkerung, die Zustimmung zu den Parteien, die Montis Regierung stützen, sank rapide. Angesichts der Wahlen im kommenden Jahr, werden diese Parteien versuchen, sich wieder stärker von Mario Monti abzugrenzen.
In den letzten Monaten hat sich auch gezeigt, dass sich weniger ausländische Investoren für italienische Anleihen interessieren. Dies macht das Finanzministerium stärker abhängig von den heimischen Banken, die wiederum zu den größten Kreditnehmern bei den 3-Jahres-Tendern der EZB zählen. „Wenn Italien ein Problem mit dem Zugriff auf die Märkte hat, weil die Investoren das Vertrauen in die italienische Fähigkeit, das Richtige zu tun, verlieren“, so Thomas Mayer, Wirtschaftsberater bei der Deutschen Bank, „müsse die EZB ins Feuer gezogen werden". „Und das könnte für die Europäische Währungsunion eine potenziell tödliche Bedrohung darstellen.“ Angesichts der immensen Schulden Italien hat derzeit nur die EZB die Schlagkraft, das Land zu unterstützen, indem sie beispielsweise wieder Anleihen kauft und langfristige Kredite ausgibt.
"Herr Monti scheint unendlich stärker darüber besorgt zu sein, was im Ausland los ist, als darüber, was im Parlament geschieht“, sagt Nicholas Spiro. „Das ist verständlich, denn Italien war für eine lange Zeit nicht der Meister seines eigenen Schicksals“, ergänzt Nicholas Spiro. „Ihm ist vollkommen bewusst, dass zur Reparatur Italiens die Euro-Zone repariert werden muss."