Politik

Banken zocken Kunden mit überhöhten Gebühren ab

Banken und Sparkassen zocken ihre Kunden mit zu hohen Gebühren ab. Für einen Dispokredit zahlen die Kunden bis zu 14,75 Prozent Zinsen. Wegen der historisch tiefen Marktzinsen von 0,5 Prozent kassieren die Kreditinstitute Milliardengewinne. Die Banken jedoch versuchen, ihre Zinsen vor dem Kunden geheim zu halten.
20.08.2013 14:29
Lesezeit: 2 min

Ein Finanztest der Stiftung Warentest hat ergeben, dass die Zinsen für Dispositionskredite bei deutschen Banken und Sparkassen „unverschämt“ hoch ausfallen. Im Schnitt verlangen die Banken 11,31 Prozent. „Das ist zu viel im Verhältnis zu den Zinsen, die sie selbst zahlen, wenn sie sich Geld borgen. Bei der Europäischen Zentral­bank geht das aktuell für 0,5 Prozent“, berichtet Stiftung Warentest.

Daran erkennt man, dass niedrige Leitzinsen nicht von den Banken an die Kunden weitergegeben werden. Die hohen Gewinne aus der Zinsdifferenz streichen die Banken ein. Das Kreditvolumen für Überziehungskredite liegt einem Bericht der Bundesbank zufolge bei etwa 390 Milliarden Euro. Jeder Prozentpunkt aus der Zinsdifferenz spült den Banken 390 Millionen Euro in die Kassen.

Eine Rechtfertigung vor dem Kunden gelingt den Banken angesichts dieser Zahlen kaum. Das Risiko rechtfertigt die überzogenen Zinsen jedenfalls nicht. Die Ausfallwahrscheinlichkeit von Disposchulden beträgt gerade einmal 0,3 Prozent. Die teuren Banken begründen ihre hohe Zinsgestaltung in regionalen Unterschieden des Bankenmarktes.

Da verwundert es nicht, dass den Banken viel daran liegt, ihren Dispozins geheim zu halten. Die Banken scheuen Transparenz und sind dabei teilweise sehr hartnäckig, wie Stiftung Warentest berichtet:

„Nur 413 der über 1.500 befragten Banken nannten uns ihren Dispozins ohne Umschweife. Bei rund 500 Banken und Sparkassen konnten wir die Konditionen im Internet recherchieren. Nachdem bei unserer letzten Unter­suchung die Konditionen von 621 Banken im Dunkeln blieben, haben wir dieses Mal zu über 600 Instituten Tester geschickt, weil sie ihre Preise auf Anfrage nicht nennen wollten und sie auch nicht auf ihrer Internetseite veröffent­licht haben. Am Ende blieben 26 Banken übrig, bei denen wir keinen Preis­aushang finden konnten und die unserem Tester auch auf intensive Nach­frage die Höhe des Dispozinses nicht nennen wollten.“

Einige Banken nehmen damit in Kauf, gegen die Preisangabenverordnung zu verstoßen, um ihre Zinsen geheim zu halten.

Die teuersten Banken in Deutschland sind „die Volks­bank Feldatal und die Raiff­eisen­bank Taufkirchen­-Oberneukirchen: Sie nehmen 14,75 Prozent.“ Sollten die Kunden der Feldatal ihren verfügbaren Disporahmen ebenfalls überziehen, müssen sie auf das zusätzlich geliehene Geld Zinsen in Höhe von 22,5 Prozent zahlen. Stiftung Warentest findet das „mehr als unver­schämt“. Die Gier kennt scheinbar keine Grenzen (mehr hier).

Die günstigste Bank verlangt 4,2 Prozent (VR-Bank Uckermark-Randow). Von den 1.500 befragten Kreditinstituten bieten aber nur 94 einen Dispozins von 8,5 Prozent oder niedriger an.

Hubertus Primus, Vorstand der Stiftung Warentest, kündigte weitere Erhebungen an und forderte die Banken dazu auf, „Transparenz herzustellen. Sonst laufen sie Gefahr, dass Maßnahmen wie die Deckelung der Zinsen staatlich verordnet werden“.

Die hohen Dispozinsen sind aber nur Instrument, mit dem die Banken die Kunden abzocken. Das wird klar, wenn man sich die Statistik der Mikrokredite anschaut. Weltweit sind eine Milliarde Menschen durch den Abschluss eines solchen Kredites von den Banken abhängig. Marktführer in diesem Produkt sind Deutsche Bank und Citibank (mehr hier).

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