Finanzen

Türkei fürchtet Eskalation in Syrien: Lira-Kurs stürzt ab

Lesezeit: 1 min
28.08.2013 02:11
Die Ankündigung des türkischen Außenministers Davutoğlu, in Syrien intervenieren zu wollen, setzt die türkische Lira weiter unter Druck. Zinsen für zweijährige Staatsanleihen erreichen ein Rekordhoch. Der Rückzug des Dollars aus den türkischen Märkten macht es der Zentralbank nicht leichter.
Türkei fürchtet Eskalation in Syrien: Lira-Kurs stürzt ab

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die türkische Lira erreichte am Montag ein Rekordtief von über zwei Lira pro Dollar. Die Zinsen für zweijährige Staatsanleihen erreichten die Zehn-Prozent-Marke. Die fallenden Kurse stehen in direktem Zusammenhang mit einem immer wahrscheinlicheren Kriegsszenario in Syrien, an dem sich die Türkei beteiligen würde. Am Dienstag kostete ein türkischer Lira dann entsprechend zwischenzeitlich nur noch 0,4924 US-Dollar. Seit Beginn des Jahres hat die Lira mehr als 8,7 Prozentpunkte verloren.

Der internationale Finanzmarkt reagiert empfindlich auf bevorstehende Kriege. Nachdem der türkische Außenminister Ahmet Davutoğlu am Montag signalisierte, notfalls auch ohne UN-Mandat in Syrien zu intervenieren (mehr hier), reagierten die Märkte prompt mit Kursverfall. Türkische Staatsanleihen mit einer Laufzeit von zwei Jahren erreichten mit 10,12 Prozent den seit 19 Monaten höchsten Zinssatz. Am Dienstag setzte sich dieser Trend fort - erste Details zu einem möglichen Militärschlag wurden bekannt (mehr hier).

„Sie können mich jetzt für einen Optimisten halten, aber ich wäre nicht überrascht, wenn der Dollar am Ende des Jahres auf 1,92 Lira fällt. Wenn wir als Zentralbank standhaft bleiben und uns nicht vom Weg abbringen lassen, sind die Turbulenzen in ein paar Tagen vorbei“, sagt Erdem Başçı, Präsident der türkischen Zentralbank der Anadolu Nachrichtenagentur. Die Märkte konnte der Zentralbanker damit aber überhaupt nicht beruhigen.

Der niedrige Kurs der Lira setzt die türkische Volkswirtschaft unter starken Druck, besonders im Hinblick auf das Leistungsbilanzdefizit von 7,1 Prozent der Wirtschaftsleistung. Denn um die im Vergleich zu den Exporten weitaus höheren Importe zu bezahlen, wird Geld in ausländischen Währungen benötigt. Das wird umso schwerer, wenn die Lira schwach ist.

Aus diesem Grund versucht die Zentralbank mit Repos (Rückkaufgeschäfte) kurzfristig an Liquidität zu kommen. Dadurch konnten in einer Woche 755 Millionen Dollar beschafft werden, die der Staat zu 4,5 Prozent verzinst zurückzahlen muss.


Mehr zum Thema:  

DWN
Panorama
Panorama Migration, Terrorgefahr und Krieg: Die größten Sorgen der EU-Bürger
24.11.2024

Der russische Angriffskrieg in der Ukraine wird von Menschen in Osteuropa als ernste Bedrohung wahrgenommen. Doch betrachtet man die...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Jahresgutachten der Wirtschaftsweisen: Wo die Probleme in Deutschland liegen und was passieren muss
24.11.2024

In Deutschland gab es in den vergangenen Jahren größere Versäumnisse, sowohl in der Politik als auch in der Wirtschaft, die das Wachstum...

DWN
Politik
Politik Kommt die Wegzugsbesteuerung für deutsche Fondsanleger? Neues Hindernis gegen die Abwanderung ins Ausland beschlossen
23.11.2024

Eine geplante Wegzugsbesteuerung bei Investmentfonds soll zunehmende Abwanderung von Geld und Fachkräften aus Deutschland stoppen! Wie die...

DWN
Politik
Politik Solidaritätszuschlag: Kippt das Bundesverfassungsgericht die „Reichensteuer“? Unternehmen könnten Milliarden sparen!
23.11.2024

Den umstrittenen Solidaritätszuschlag müssen seit 2021 immer noch Besserverdiener und Unternehmen zahlen. Ob das verfassungswidrig ist,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Insolvenz von HH2E: Rückschlag für Habecks Energiewende - Wasserstoffprojekte in Sachsen in Gefahr
23.11.2024

Der Wasserstoff-Spezialist HH2E hat Insolvenz angemeldet, die Finanzierung durch ein britisches Private-Equity-Unternehmen ist gestoppt....

DWN
Panorama
Panorama 2050: Was erwartet Kinder in der Zukunft?
23.11.2024

Klimawandel, technologische Entwicklungen und demografische Veränderungen werden das Aufwachsen von Kindern in der Zukunft prägen, so die...

DWN
Technologie
Technologie Elektrifizierung: Wind und Solar boomen, doch Kohle bleibt der weltweit bedeutendste Energieträger
23.11.2024

Der Ausbau emissionsfreier Energieerzeugungskapazitäten schreitet in Rekordtempo voran. Doch auch die Nutzung von Kohle zur Stromerzeugung...

DWN
Panorama
Panorama Plastikmüll bekämpfen: UN-Abkommen soll globale Umweltverschmutzung eindämmen
23.11.2024

Plastikmüll ist eine wachsende Gefahr für Umwelt und Meere. Forschende aus den USA zeigen, wie vier Maßnahmen den falsch entsorgten...