Die türkische Lira erreichte am Montag ein Rekordtief von über zwei Lira pro Dollar. Die Zinsen für zweijährige Staatsanleihen erreichten die Zehn-Prozent-Marke. Die fallenden Kurse stehen in direktem Zusammenhang mit einem immer wahrscheinlicheren Kriegsszenario in Syrien, an dem sich die Türkei beteiligen würde. Am Dienstag kostete ein türkischer Lira dann entsprechend zwischenzeitlich nur noch 0,4924 US-Dollar. Seit Beginn des Jahres hat die Lira mehr als 8,7 Prozentpunkte verloren.
Der internationale Finanzmarkt reagiert empfindlich auf bevorstehende Kriege. Nachdem der türkische Außenminister Ahmet Davutoğlu am Montag signalisierte, notfalls auch ohne UN-Mandat in Syrien zu intervenieren (mehr hier), reagierten die Märkte prompt mit Kursverfall. Türkische Staatsanleihen mit einer Laufzeit von zwei Jahren erreichten mit 10,12 Prozent den seit 19 Monaten höchsten Zinssatz. Am Dienstag setzte sich dieser Trend fort - erste Details zu einem möglichen Militärschlag wurden bekannt (mehr hier).
„Sie können mich jetzt für einen Optimisten halten, aber ich wäre nicht überrascht, wenn der Dollar am Ende des Jahres auf 1,92 Lira fällt. Wenn wir als Zentralbank standhaft bleiben und uns nicht vom Weg abbringen lassen, sind die Turbulenzen in ein paar Tagen vorbei“, sagt Erdem Başçı, Präsident der türkischen Zentralbank der Anadolu Nachrichtenagentur. Die Märkte konnte der Zentralbanker damit aber überhaupt nicht beruhigen.
Der niedrige Kurs der Lira setzt die türkische Volkswirtschaft unter starken Druck, besonders im Hinblick auf das Leistungsbilanzdefizit von 7,1 Prozent der Wirtschaftsleistung. Denn um die im Vergleich zu den Exporten weitaus höheren Importe zu bezahlen, wird Geld in ausländischen Währungen benötigt. Das wird umso schwerer, wenn die Lira schwach ist.
Aus diesem Grund versucht die Zentralbank mit Repos (Rückkaufgeschäfte) kurzfristig an Liquidität zu kommen. Dadurch konnten in einer Woche 755 Millionen Dollar beschafft werden, die der Staat zu 4,5 Prozent verzinst zurückzahlen muss.