Die Analysten von Carmel Asset Management haben eine Kundenpräsentation vorgelegt, die die Zukunft Spaniens in düsteren Farben malt. So sehen sie das spanische Defizit als viel höher als offiziell zugegeben: Wenn man alle Defizit der Regionen zusammenzählt, kommt man laut Carmel bereits auf bis zu 90 Prozent Staatsschulden.
Eines der Hauptprobleme ist die Immobilien-Blase: Die Spanier haben ein Haus für jeden einzelnen spanischen Bürger gebaut, der in den kommenden zwei Jahrzehnten neu zur spanischen Bevölkerung hinzukommt. Das kann nicht gutgehen – weshalb der Hedge Fonds einen Preisverfall von 35 Prozent im Immobilienmarkt erwartet.
Die spanischen Banken schieben etwa 120 Milliarden Euro an faulen Krediten vor sich her. Noch wurde in keinem Institut eine Wertberichtigung vorgenommen. Außerdem sind die Banken praktisch ohne Ausnahme unterkapitalisiert. Wegen der durch das billige EZB-Geld erzwungenen Ankäufe von Staatsanleihen haben die Banken ihre Schulden und Schrottpapiere nicht reduziert, sondern im Gegenteil neue Risiken angehäuft.
Spanien hat die höchste Arbeitslosigkeit aller Staaten in der entwickelten Welt. Die Wirtschaft ist international nicht wettbewerbsfähig, weil der Arbeitsmarkt massiv von den Gewerkschaften dominiert wird.
All diese Probleme machen aus Carmel-Sicht eine Rettung Spaniens durch die europäischen Rettungsfonds unmöglich: Spanien allein würde 60 Prozent der in EFSF und ESM vorhandenen Mittel in Anspruch nehmen, um gerettet zu werden. Carmel führt als weiteren Unsicherheitsfaktor an, dass Deutschland dem ESM noch nicht zugestimmt hat. An dieser Stelle kann Carmel beruhigt werden: Wenn man eine Umfrage der Deutschen Mittelstands Nachrichten liest, dann werden die Abgeordneten zum Deutschen Bundestag jeder Art von Rettungsschirm zustimmen, weil ihnen das von den Fraktionsvorsitzenden so vorgegeben wird (mehr dazu hier).
Interessant ist jedoch der Aspekt, dass der ESM ja auch auf Zahlungen von Irland, Portugal und Griechenland setzt. Wie diese Staaten allerdings das Geld aufbringen können, ist sehr fraglich: Ihre geplante Rückkehr an die Kapitalmärkte in der nahen Zukunft ist angesichts der weiter schlechten Wirtschaftslage und der drückenden Schuldenlast unwahrscheinlich.
Mit diesem Fundamentdaten stellt sich Spanien jedoch für Carmel als das ideale Spekulationsobjekt dar. Die Analysten erwarten 300 Prozent Gewinn, wenn man nun Kreditausfallversicherungen (CDS) gegen Spanien abschließt. „Pain in Spain“ nennen die Leute von Carmel ihren Plan. Im Falle des Scheiterns Spaniens innerhalb der nächsten zehn Jahre wird sich für Investoren der Fall allerdings zum „Gain in Spain“ entwickeln.