Seit Jahresbeginn hat der Nickelpreis um knapp 70 Prozent zugelegt, und der massive Preisanstieg könnte sich weiter fortsetzen. Denn Indonesien hat mitgeteilt, dass es den Export von Nickelerz im kommenden Jahr einstellen wird. Das Land intensiviert seine Bemühungen um den Aufbau einer eigenen Schmelzindustrie.
Gerüchte über einen vorgezogenen Termin sind schon seit ein paar Monaten im Umlauf und haben dazu beigetragen, den Nickelpreis von seinem Sommertief 11.500 Dollar pro Tonne nach oben zu treiben. An der Londoner Metallbörse kostet Nickel aktuell rund 18.000 Dollar pro Tonne - das ist ein Fünfjahreshoch.
Indonesien ist derzeit der weltweit zweitgrößte Exporteur von Nickelerz hinter den benachbarten Philippinen. Der größte Teil der Produktion geht nach China, wo das Erz zu Nickel-Roheisen verarbeitet wird, einer preiswerten Alternative zu reinem Nickel.
Der Schritt bedeutet für die chinesische Industrie, dass ihr in den nächsten Jahren rund 100.000 Tonnen Nickel-Roheisen pro Jahr fehlen werden, "selbst wenn alternative Lieferanten hinzukommen und inländische Schmelzprojekte vorangetrieben werden", zitiert die "Financial Times" (FT) Colin Hamilton von "BMO Capital Markets".
Das Exportverbot wurde erstmals im Jahr 2014 angekündigt. Doch 2017 sagte die Regierung in Jakarta, dass sie den Export von minderwertigem Erz (mit einem Gehalt von weniger als 1,7 Prozent) noch bis 2022 erlaubt, wenn Unternehmen Schmelzanlagen in dem Land bauen. Das generelle Verbot ist nun ein Schock für die Branche.
Analysten von Goldman Sachs sagen, dass der Nickelpreis in den nächsten drei Monaten aufgrund des Verbots bis auf 20.000 US-Dollar pro Tonne steigen könnte, was zu einer erheblichen Verunsicherung der Großverbraucher führen wird. "Das Verbot soll den Ausbau der inländischen Schmelzkapazitäten beschleunigen. Gleichzeitig will Indonesiens Präsident Jokowi eine heimische Elektrofahrzeugindustrie entwickeln und hat die Verfügbarkeit wichtiger Rohstoffe wie Kobalt und Nickel als einen der wichtigsten Wettbewerbsvorteile Indonesiens bezeichnet", so die Analysten.
Indonesien hat in seinem Bestreben, eine heimische Schmelzindustrie aufzubauen, bereits beachtliche Erfolge erzielt. Auf der Insel Morowali hat die chinesische Firma Tsingshan ein riesiges integriertes Edelstahlwerk mit einer Jahreskapazität von 3 Millionen Tonnen errichtet. Tsingshan ist auch Teil eines Konsortiums, das ebenfalls auf Morowali an einem Projekt zur Herstellung von hochwertigem Nickel für Elektrofahrzeug-Batterien arbeitet.
Bambang Gatot Ariyono, Generaldirektor für Bergbau und Kohle in Indonesiens Ministerium für Energie und Bodenschätze, sagte auf einer Pressekonferenz in Jakarta, die Regierung habe nach Abwägung aller "Vor- und Nachteile" beschlossen, den Bau von Hüttenwerken zu beschleunigen. "Also haben wir die Initiative ergriffen, den Export von Nickelerzen aller Art einzustellen", zitiert ihn die FT. Ariyono fügte hinzu, dass neue Technologien die Verwendung von minderwertigem Material in Batterien ermöglichen. Exporte von Bauxit, dem wichtigsten Rohstoff bei der Herstellung von Aluminium, und Kupferkonzentrat sollen noch bis zum Jahr 2022 anhalten.
Die knappen Nickelvorkommen sind eines der größten Problem für die Elektromobilität. Denn die Nachfrage nach Nickel für Lithium-Ionen-Batterien wird bis zum Jahr 2030 voraussichtlich auf 1,8 Millionen Tonnen steigen, so eine aktuelle Studie von BloombergNEF. Das wäre etwa 16 mal so viel wie heute.