Kaum Autos - wenige Lademöglichkeiten: Der ökologische Verkehrsclub Deutschland (VCD) hat seine aktuelle Umweltliste veröffentlicht und diesmal ausschließlich Elektrowagen unter die Lupe genommen. Die absoluten Zahlen seien "ernüchternd", erklärte der VCD am Mittwoch, wie AFP berichtet. Demnach fahren derzeit nur 200.000 Autos mit E-Antrieb auf deutschen Straßen - bei insgesamt 47 Millionen Pkw. Der Marktanteil neuer E-Autos liege derzeit bei lediglich 2,6 Prozent.
Der VCD verwies auf Spitzenreiter Norwegen, wo bereits mehr als jeder zweite Neuwagen ein E-Auto sei, sowie auf die Niederlande mit einem Marktanteil von fast zehn Prozent. Dabei muss jedoch bedacht werden, dass Norwegen den Verkauf von Elektroautos massiv mit Steuergeldern subventioniert und Hürden für Autos mit traditionellem Verbrennungsmotor errichtet hat - beispielsweise existieren in der Hauptstadt Oslo Straßen, die nur von E-Autos genutzt werden dürfen.
Gebremst werde die Nachfrage hierzulande oft durch "lange Lieferfristen mit Wartezeiten von bis zu einem Jahr", kritisierte der VCD. Auch das Angebot sei zu gering. Für viele Elektromodelle lägen zudem keine Daten vor, deshalb könne der VCD "nur wenige Modelle empfehlen".
Konkret erfüllen 19 Stromer die Anforderungen des Verkehrsclubs, davon 16 reine Elektroautos und drei Hybride. Zu den empfehlenswerten Elektrofahrzeugen deutscher Hersteller gehören demnach der BMW i3, der Smart als Zwei- oder Viersitzer sowie der e-Golf von Volkswagen. Auch Elektromodelle von Hyundai, Kia, Nissan, Renault und Toyota stehen auf der Liste.
Allerdings bezeichnete der Verkehrsclub das Elektro-Angebot etwa bei Volkswagen als "enttäuschend", da lediglich der e-Golf derzeit erhältlich sei. Hersteller wie Fiat, Ford, Honda, Mazda, Seat und Skoda hätten "schlicht noch keine E-Autos im Angebot", kritisierte der VCD. Audi und PSA mit den Konzernmarken Citroën, DS, Peugeot und Opel "haben ihre Teilnahme ganz abgesagt" und der US-Hersteller Tesla habe keine Werte für sein Model 3 liefern können.
Nach wie vor gebe es außerdem zu wenige Ladestationen in Mehrfamilienhäusern und privaten Tiefgaragen, kritisierte der VCD. Strom an Ladesäulen kommerzieller Anbieter sei zudem teurer als Haushaltsstrom, welcher inzwischen ohnehin ein Allzeithoch erreicht hat. Hier seien bessere Rahmenbedingungen nötig.
Der VCD verwies außerdem darauf, dass E-Autos wegen der Batterieproduktion im Herstellungsprozess bereits "ihren Lebenszyklus mit einem ökologischen Rucksack" starteten. Auch bei der Produktion des Ladestroms entstünden Emissionen. Daher müsse bei einem Vergleich der Klimabilanz von Stromern mit Verbrennern "der gesamte Lebenszyklus betrachtet" werden. Auf den gesamten Lebenszyklus gerechnet sei das Elektroauto allerdings "schon heute klimaschonender unterwegs als ein Verbrenner". Je nach Einsatzgebiet und Batteriegröße könne es seinen „ökologischen Rucksack“ nach unterschiedlich vielen gefahrenen Kilometern kompensieren, erklärte der VCD.