Ein Großteil der Banken und Sparkassen hat in der ersten Jahreshälfte die Preise für Girokonten erhöht – und zwar durchschnittlich um satte 30 Prozent. Das berichtet der Finanzdienstleister Biallo. Das heißt, dass zehntausende Kunden wesentlich mehr Geld als bisher bezahlen müssen.
Damit setzt sich bei den Gebühren ein Trend fort, der bereits seit mehr als zehn Jahren zu beobachten ist. Insgesamt sind seit Dezember 2008 fast 330 von 1.300 Finanzhäusern teurer geworden. Nur 40 Banken bieten noch unentgeltliche Girokonten an.
Im Prinzip sind alle Kontoarten davon betroffen: Die Sparkassen haben „Premiumkonten“ mit Extraleistungen im Durchschnitt um 29 Prozent auf elf Euro im Monat verteuert. Bei den Volksbanken war der Anstieg zwar nicht ganz so groß, aber auch spürbar: Hier mussten die Kunden 23 Prozent mehr entrichten. Ein solches Girokonto kostet nun im Durchschnitt 10,54 Euro pro Monat.
Darüber hinaus stiegen die Entgelte von Basis-Konten mit reiner Guthaben-Funktion. Diese sind insbesondere für diejenigen bestimmt, die nur verhältnismäßig wenig verdienen. Hier kletterten die Preise bei den Sparkassen um 35 Prozent auf 5,52 Euro. Bei Volksbanken erhöhten sich die Entgelte um 27 Prozent auf 5,04 Euro. Nur Schüler- und Studentenkonten blieben in der Regel kostenlos.
Auch Internetkonten teurer
Zudem wurden die Internetkonten teurer, bei denen es keine Betreuung in der Filiale gibt. Bei den Sparkassen stiegen die Preise um 36 Prozent, während sie bei den Volksbanken um 32 Prozent erhöht wurden. Und es sieht so aus, dass dies noch nicht das Ende der Fahnenstange ist. Möglicherweise werden die Banken und Sparkassen die Preise weiter erhöhen: „Die Bugwelle kommt gerade auf uns zu, wir bekommen laufend neue Meldungen über höhere Gebühren“, sagte Fachmann Horst Biallo der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.
Grund für die gestiegenen Gebühren sind die negativen Zinsen der EZB, welche diese auf Einlagen der Geschäftsbanken seit einigen Jahren erhebt und die nun von den Geldhäusern an die Kunden weitergegeben werden.
Die deutschen Banken sehen eine mögliche Verschärfung des EZB-Strafzinses mit Sorge. Sollte die Europäische Zentralbank (EBZ) den negativen Einlagenzins weiter ins Minus senken, würde die jährliche Belastung der deutschen Geldhäuser von derzeit 2,5 Milliarden auf 2,9 Milliarden Euro steigen, sagte der Präsident des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB), Hans-Walter Peters, am Donnerstag bei einer Tagung in Frankfurt. Für die Banken im Euroraum würde die Zinslast nach seinen Angaben von 7,5 Milliarden auf 9,5 Milliarden Euro steigen. Europas Banken würden so kontinuierlich geschwächt, kritisierte Peters.
Geschäftsbanken müssen derzeit 0,4 Prozent Strafzinsen zahlen, wenn sie Geld bei der EZB parken. Die Währungshüter könnten diesen negativen Einlagensatz weiter ins Minus senken - möglicherweise schon bei der nächsten EZB-Sitzung am 12. September. Ziel der Währungshüter ist, die Kreditvergabe und so die Wirtschaft im Euroraum anzukurbeln.