Finanzen

Kahlschlag: Commerzbank streicht tausende Stellen und schließt hunderte Filialen

Massiver Kahlschlag bei der Commerzbank.Über 4000 Stellen sollen gestrichen und rund 200 Filialen geschlossen werden.
20.09.2019 15:08
Aktualisiert: 20.09.2019 15:10
Lesezeit: 2 min

Die Commerzbank stemmt sich mit einem weiteren Jobabbau und Filialschließungen gegen die Belastungen durch die anhaltend niedrigen Zinsen. Im Konzern sollen zusätzlich rund 4300 Vollzeitstellen wegfallen und die Zahl der Filialen um 200 auf 800 verringert werden, wie die Commerzbank am Freitag mitteilte. Um Geld für den Konzernumbau freizuschaufeln, will die Bank zudem ihre polnische Tochter mBank verkaufen. Das sehe der Strategieentwurf vor, über den der Aufsichtsrat nächste Woche berät.

Die Commerzbank zählte Ende Juni im Konzern noch 40.700 Vollzeitstellen, die nach den bisherigen Plänen bis Ende 2020 auf rund 38.000 sinken sollen. Nun sollen weitere Stellen wegfallen. Durch den geplanten Aufbau von rund 2.000 Arbeitsplätzen in strategischen Bereichen belaufe sich der Stellenabbau im Konzern voraussichtlich unter dem Strich auf rund 2.300 Vollzeitstellen, erklärte die Commerzbank am Freitag. Der Stellenabbau, der möglichst sozialverträglich gestaltet werden solle, sowie die Schließung von Filialen werden der Commerzbank zufolge rund 850 Millionen Euro an Restrukturierungskosten verschlingen. Zudem will die Bank 750 Millionen Euro auf zusätzliche Investitionen in Digitalisierung, IT-Infrastruktur und Wachstum stecken.

Um sich diese Kosten von insgesamt rund 1,6 Milliarden Euro leisten zu können, will sich die Commerzbank von ihrer polnischen Tochter mBank trennen. Die Frankfurter halten 69 Prozent an dem Institut, das an der Warschauer Börse notiert ist und auf einen Börsenwert von umgerechnet 3,1 Milliarden Euro kommt. Rechnerisch könnte ein Verkauf damit rund zwei Milliarden Euro in die klammen Kassen der Commerzbank spülen.

Die Tochter Comdirect, an der die Commerzbank derzeit 82 Prozent hält, will das Geldhaus dagegen komplett übernehmen. Da sich durch die fortschreitende Digitalisierung die Geschäftsmodelle der beiden Banken immer stärker anglichen, plane der Vorstand die Verschmelzung der Comdirect auf die Commerzbank, erklärte der Konzern. Den Minderheitsaktionären stellte die Commerzbank eine Prämie von 25 Prozent auf den unbeeinflussten Aktienkurs der Comdirect in Aussicht.

Mit den Umbauarbeiten will die Commerzbank ihre Kosten bis 2023 im Vergleich zum laufenden Jahr um rund 600 Millionen Euro drücken. Nach Veräußerung der mBank würde dies im Jahr 2023 zu einer Kostenbasis von höchstens 5,5 Milliarden Euro führen. Nach der Umsetzungsphase der Strategie werde mittelfristig eine Eigenkapitalrendite von mehr als vier Prozent angestrebt - deutlich weniger als bislang. Im Herbst 2016 hatte die Commerzbank für 2020 noch eine Rendite von über sechs Prozent in Aussicht gestellt, doch die erhoffte Zinserhöhung durch die Europäische Zentralbank (EZB) ist in weite Ferne gerückt. Die Kernkapitalquote solle künftig zwischen zwölf und 13 Prozent liegen. Zusammen mit der angestrebten Eigenkapitalrendite soll dies der Bank die Zahlung regelmäßiger Dividenden ermöglichen.

Beschlossen ist die neue Strategie noch nicht. Der Aufsichtsrat berät nächsten Mittwoch und Donnerstag über den Entwurf. Die Pläne sollen dann in allen Einzelheiten am nächsten Freitag Investoren und Presse vorgestellt werden.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Technologie
Technologie Start-up ATMOS Space Cargo setzt neue Maßstäbe: Deutsche Logistik erobert den Weltraum
11.07.2025

Fracht ins Weltall zu bringen, ist eine Herausforderung. Eine noch größere ist es, sie wieder unversehrt zur Erde zurückzubringen....

DWN
Finanzen
Finanzen JP Morgan-CEO Jamie Dimon rechnet mit Europa ab: „Europa verliert“
11.07.2025

Jamie Dimon, CEO von JP Morgan und einer der mächtigsten Akteure der US-Wirtschaft, warnt europäische Politiker: Der Kontinent droht...

DWN
Immobilien
Immobilien Mietpreisbremse bleibt bestehen: Bundesjustizministerin Hubig kündigt Bußgeldregelung an
11.07.2025

Die Mietpreisbremse wird verlängert – doch ist das genug, um Mieter wirklich zu schützen? Während die Politik nachjustiert, plant das...

DWN
Politik
Politik Trump: Wir schicken Waffen, die NATO zahlt
11.07.2025

Erst Stopp, dann Freigabe: Trump entscheidet über Waffen für Kiew – und kündigt neue Schritte gegen Russland an. Bezahlen will er das...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Shitstorm im Joballtag: Hate Speech am Arbeitsplatz explodiert – was Unternehmen jetzt tun müssen
11.07.2025

Hassrede hat den Mittelstand erreicht – von Social Media bis ins Kundengespräch. Wo endet Meinungsfreiheit, wo beginnt...

DWN
Politik
Politik Milliardenschwere Steuerentlastungen für Unternehmen: Bundesrat macht Weg frei für Wachstumspaket
11.07.2025

Deutschland steht wirtschaftlich unter Druck. Das Wachstumspaket der Bundesregierung soll neue Investitionen anregen und Unternehmen...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis aktuell im Plus: Zwischen Zollstreit, Zinspolitik und charttechnischer Entscheidung
11.07.2025

Der Goldpreis schwankt – zwischen geopolitischer Unsicherheit, robuster US-Wirtschaft und charttechnischen Signalen. Anleger fragen sich:...

DWN
Politik
Politik Generälin über Krieg mit Russland: Ist Lettland die Schwachstelle der NATO?
11.07.2025

NATO-Generälin Jette Albinus rechnet mit russischem Angriff auf Lettland. Der Einsatz wäre kein Afghanistanszenario – sondern ein Kampf...