Deutschland

VW eröffnet Pilotanlage zur Batteriezellen-Produktion

Volkswagen hat in Salzgitter eine Pilotanlage zur Produktion von Batteriezellen eröffnet. Die sehr energieintensive Fertigung ist möglich, weil das Land Niedersachsen offenbar die Stromkosten bezuschusst.
23.09.2019 14:52
Aktualisiert: 23.09.2019 14:57
Lesezeit: 2 min

Volkswagen beginnt mit der Fertigung von Batteriezellen für E-Autos. Der Konzern eröffnete am Montag in Salzgitter eine Pilotanlage zur Akku-Produktion für Kleinserien. Damit wollen die Wolfsburger Erfahrungen sammeln, um später zusammen mit dem schwedischen Partner Northvolt Batteriezellen in großem Stil herzustellen. Die Kooperation soll zugleich Startschuss für weitere Allianzen und Partnerschaften sein, um die großen Mengen an Stromspeichern zu decken, die Volkswagen für seine ehrgeizigen Pläne beim Ausbau der Elektromobilität benötigt. "Wir erzeugen eine neue Großindustrie, die riesige Milliardensummen an Investitionen braucht, und zwar mit einer Entscheidung heute", sagte Beschaffungsvorstand Stefan Sommer.

"Volkswagen trägt mit der Fertigung und dem Center of Excellence hier in Salzgitter entscheidend dazu bei, die Kerntechnologie Batteriezelle in Deutschland zu etablieren", erklärte Aufsichtschef Hans Dieter Pötsch. Ab 2020 soll in der niedersächsischen Stadt unweit des Konzernsitzes von Volkswagen in Zusammenarbeit mit Northvolt eine Batteriezellfabrik mit einer Kapazität von 16 Gigawattstunden entstehen. Der Produktionsstart ist für den Jahreswechsel 2023/2024 geplant. Bis dahin sollen mehr als 1000 Arbeitsplätze entstehen, 700 davon in einem kürzlich gegründeten Gemeinschaftsunternehmen mit dem schwedischen Start-up-Unternehmen.

In dem so genannten Center of Excellence entwickeln und erproben zudem rund 300 VW-Experten Fertigungsverfahren zur Produktion von Lithium-Ionen-Akkus. Im kommenden Jahr soll dort auch eine Anlage zum Recycling von Batterien in Betrieb gehen. Insgesamt investiert der Konzern mehr als eine Milliarde Euro in die Batteriezellaktivitäten in Salzgitter, davon fließt mit 900 Millionen der größte Teil in das Joint Venture mit den Schweden.

Voraussetzung für die Entscheidung für Salzgitter war, dass die Stromversorgung für die energieintensive Batteriezellfertigung zu wettbewerbsfähigen Preisen möglich ist. Dies sei mit der Unterstützung des Landes Niedersachsen gelungen, sagte Sommer, ohne Details zu nennen. Der Strompreis in Deutschland befindet sich derzeit aufgrund des Atom- und Kohleausstiegs auf einem Allzeithoch und dürfte sogar noch weiter steigen. Ganz offenbar hat die niedersächsische Landesregierung zugesagt, die Stromkosten zu subventionieren.

Im November startet die Produktion des neuen VW ID.3, dem zahlreiche weitere E-Modelle folgen sollen. Binnen zehn Jahren sollen konzernweit fast 70 verschiedene batteriegetriebene Modelle auf den Markt kommen. Dazu werden große Mengen an Batteriezellen benötigt, die Volkswagen bisher von asiatischen Lieferanten bezieht. Um die Abhängigkeit zu verringern, schaut sich das Management bereits nach weiteren Standorten in Europa um. Auch Emden kommt demnach infrage.

Insgesamt peilt Volkswagen allein in Europa ab 2025 einen jährlichen Bedarf von mehr als 150 Gigawatt-Stunden Speicherkapazität an. In Asien kommen nochmal ähnliche Größenordnungen dazu. Für zehn Gigawattstunden werden laut Sommer Kosten von einer Milliarde Euro angesetzt. "Wir reden hier also über 15 Milliarden, 30 Milliarden, die alleine für den Volkswagen-Konzern zu investieren sind - und das Ganze bei einem Markt, der heute noch gar nicht existiert", sagte Sommer. Dies sei nur in der Zusammenarbeit mit anderen möglich, um das unternehmerische Risiko zu teilen. Das gehe von einer Beteiligung über die Finanzierung von Maschinen bis hin zu Joint Ventures mit Partnern.

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