Die Zahl der in Griechenland ankommenden Migranten bleibt hoch: Allein am Montag setzten 379 Menschen aus der Türkei zu den griechischen Inseln über und erreichten so die EU. Dies teilte am Dienstag das griechische Bürgerschutzministerium mit.
Um die überfüllten Lager zu entlasten, brachte die Regierung in Athen am Montag 485 Migranten zum Festland. Dennoch harren auf den Inseln gut 28 800 Menschen aus. Noch nie seit Inkrafttreten des EU-Türkei-Flüchtlingspaktes im März 2016 seien es so viele gewesen, berichtete der Staatsrundfunk.
Am schlimmsten sei die Lage im Lager von Moria auf der Insel Lesbos. In und um das Camp, das nur für 3000 Menschen ausgelegt ist, leben mehr als 12 000 Menschen. Auch auf der Insel Samos sind in einem Lager, das eine Kapazität für 650 Menschen hat, mehr als 5200 Migranten zusammengepfercht, teilten die Behörden am Dienstag mit.
Der Flüchtlingspakt zwischen der EU und der Türkei sieht vor, dass die EU alle Flüchtlinge und Migranten, die illegal über die Türkei auf die griechischen Inseln kommen, zurückschicken kann. Die Bearbeitung der Asylanträge kommt wegen Personalmangels jedoch auf den griechischen Inseln nur mühsam voran.
Die Einigung zwischen Deutschland und mehreren EU-Staaten zur Verteilung aus Seenot geretteter Migranten stößt bei der FDP auf Kritik. Eine pauschale Verteilung von Bootsflüchtlingen könne keine Option für den Moment sein, sagte der FDP-Vorsitzende Christian Lindner am Dienstag in Berlin. Er äußerte die Befürchtung, das Signal an die Migranten könne von kriminellen Schleppern instrumentalisiert werden. Deshalb sei die auf Malta getroffene Einigung «gut gemeint, aber in der Sache nicht gut gemacht».
Am Vortag hatte sich Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) mit seinen Amtskollegen aus Frankreich, Italien und Malta auf eine Übergangslösung verständigt. Danach sollen aus Seenot gerettete und an Land gehende Flüchtlinge künftig innerhalb von vier Wochen auf die am Mechanismus teilnehmenden EU-Staaten verteilt werden - Deutschland muss nach dem Willen der Bundesregierung dann jeden vierten Migranten aufnehmen.