Finanzen

WeWork: Nach dem gescheiterten Börsengang droht das schnelle Aus

Der Bürovermittler WeWork taumelt nach dem gescheiterten Börsengang der Insolvenz entgegen. Die Verluste häufen sich. Nun wurde die Bonität des Unternehmens herabgestuft.
02.10.2019 10:56
Aktualisiert: 02.10.2019 10:59
Lesezeit: 1 min

Der US-Bürovermieter WeWork gerät nach der Absage des Börsengangs zunehmend unter Druck. Die Ratingagentur Fitch stufte in der Nacht zum Mittwoch die Kreditwürdigkeit des Unternehmens tiefer in den Ramschbereich herab und drohte mit einer weiteren Senkung. Ohne einen Börsengang habe WeWork keine ausreichenden Mittel, um seine Wachstumspläne umzusetzen, erklärte Fitch. WeWork will Arbeitsplätze streichen und die Expansion verlangsamen, um weniger Geld zu verbrennen und seine Abhängigkeit von frischem Kapital zu reduzieren. Dem Wall Street Journal zufolge erwägt das neue WeWork-Management daher, sein Wachstum in China zu drosseln.

Die hochfliegenden Börsenpläne von WeWork waren krachend gescheitert. Mögliche Investoren störten sich unter anderem an den hohen Verlusten und der Rolle des Gründers und ehemaligen Firmenchef Adam Neumann, der nach massiver Kritik seinen Hut nehmen musste. Während WeWork bei der letzten Finanzierungsrunde im Januar noch mit 47 Milliarden Dollar bewertet wurde, war zuletzt nur noch von einer Bewertung von zehn bis zwölf Milliarden Dollar die Rede - weniger als die 12,8 Milliarden an Eigenkapital, die WeWork laut dem Datenanbieter Crunchbase seit seiner Gründung vor neun Jahren bei Investoren eingesammelt hat. Daraufhin zog WeWork die Reißleine.

Am Montag begrub das einst hochgelobte Start-up seine Hoffnungen für einen Börsengang und zog die Registrierungsdokumente bei der US-Börsenaufsicht zurück. Damit muss das Unternehmen künftig weniger Informationen über seine finanzielle Lage preisgeben, kann die Börsenpläne aber auch nicht schnell wieder aufleben lassen. Das bringt WeWork in die Bredouille: Der Bürovermieter, der 2018 einen Verlust von 1,9 Milliarden Dollar verbuchte, wollte mindestens drei Milliarden Dollar durch den Börsengang einnehmen und sich weitere sechs Milliarden Dollar als Kredit sichern, die an den Erfolg eines Börsengangs gekoppelt waren.

Die Ratingagentur Fitch stufte WeWork wegen der Kapitallücke auf "CCC+" herab und versah das Rating mit einem negativen Ausblick. In den Augen der Bonitätswächter ist damit ein Kreditausfall möglich. Ohne Restrukturierungskosten reiche das Geld aktuell noch vier bis acht Quartale, erklärte Fitch. Doch werde WeWork für den geplanten Stellenabbau wohl viel Geld in die Hand nehmen müssen. Insidern zufolge verhandelt WeWork aktuell mit seinem größten Geldgeber, dem japanischen Technologieinvestor Softbank, über eine neue Geldspritze. Neben der Finanzlücke fürchten die Fitch-Analysten, dass sich Großkunden von WeWork abwenden könnten.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Friedensverhandlungen: Wie laufen die Gespräche über ein Kriegsende in der Ukraine?
01.12.2025

Erstmals seit Kriegsbeginn sitzen westliche und russische Vertreter offiziell über einem Plan zum Kriegsende in der Ukraine. Nach heftiger...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Kurs rutscht zum Wochenstart ab: Liquidationswelle bringt Kryptowährungen unter massiven Druck
01.12.2025

Der Bitcoin-Kurs startet tiefrot in den Dezember: Ein Wochenend-Schock hat den Markt binnen Stunden umgekrempelt. Liquidationen rollen auf...

DWN
Politik
Politik Heuchelei als Strategie: Warum ausgerechnet Trumps Freunde den größten Beitrag zu Russlands Kriegskasse leisten
01.12.2025

Donald Trump wirft Europa vor, Putins Krieg gegen die Ukraine mitzufinanzieren. Doch die Fakten zeigen etwas anderes: Nicht Brüssel oder...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ostdeutschland setzt auf Wasserstoff – Länder planen gemeinsames Versorgungsnetz
01.12.2025

Die ostdeutschen Bundesländer wollen gemeinsam ein Wasserstoff-Verteilnetz aufbauen, um Kommunen, Industrie und Gewerbe besser mit...

DWN
Finanzen
Finanzen Neue Studie: Grüne Fonds unterscheiden sich nur minimal von traditionellen Produkten
01.12.2025

Viele Anleger erwarten, dass nachhaltige Fonds klare Alternativen zu traditionellen Produkten bieten und Kapital in verantwortungsvollere...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis-Prognose: Experten sehen weiterhin Potenzial am Markt
30.11.2025

Die Entwicklung am Goldmarkt sorgt derzeit für besondere Aufmerksamkeit, da viele Anleger Orientierung in einem zunehmend unsicheren...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas Start-ups: Talente ziehen lieber in die USA statt nach Europa
30.11.2025

Immer mehr europäische Start-ups verlagern ihre Aktivitäten in die USA, um dort leichter an Risikokapital zu gelangen. Kann Europa durch...

DWN
Politik
Politik Militärischer Schengen-Raum: Wie die EU die Truppenmobilität beschleunigen will
30.11.2025

Die sicherheitspolitischen Spannungen in Europa erhöhen den Druck auf die EU, ihre militärische Handlungsfähigkeit neu auszurichten. Wie...