Politik

Führender Twitter-Manager steht im Dienst der britischen Einheit für Informationskriege

Ein führender Manager von Twitter arbeitet zugleich als Reserveoffizier der 77. Brigade der britischen Armee, die für Propaganda zuständig ist.
05.10.2019 10:11
Lesezeit: 2 min
Führender Twitter-Manager steht im Dienst der britischen Einheit für Informationskriege
Die 77. Brigade der britischen Armee wurde im Jahr 2015 geschaffen. (Foto: British Army)

Ein führender Manager von Twitter, der für das soziale Netzwerk die redaktionellen Kampagnen in Europa, dem Nahen Osten und Afrika leitet, arbeitet zugleich als Reserveoffizier in der 77. Brigade der britischen Armee. Dies ist eine Einheit zur Führung von Informationskriegen.

Gordon MacMillan arbeitet einige Tage im Jahr als Berater für die Einheit. Er beschäftigt sich dort mit Fragen im Zusammenhang mit seiner spezifischen Expertise in den Bereichen Soziale Medien und Naher Osten, zitiert die Financial Times eine Person, die mit der Vereinbarung vertraut ist. Bei Twitter leitet MacMillan die Werbekampagnen für das soziale Netzwerk in der Region Europa, Naher Osten und Afrika.

Ein Sprecher des Unternehmens wollte diese Dinge nicht kommentieren, über die als erstes Middle East Eye berichtet hatte, sagte aber, dass Twitter eine "offene, neutrale und streng unabhängige Plattform" sei. Man ermutige die Mitarbeiter dazu, "externe Interessen im Einklang mit unserem Engagement für eine gesunde soziale Verantwortung der Unternehmen zu verfolgen". Eine Überprüfung habe ergeben, dass MacMillan nicht gegen diese Richtlinien verstößt, so der Sprecher.

Auch MacMillan lehnte eine Stellungnahme ab. Ein Sprecher des britischen Verteidigungsministeriums sagte: "Wir beschäftigen spezialisiertes Reservepersonal aus verschiedenen zivilen Berufen, um die Fähigkeiten und Erfahrungen von Führungskräften zu nutzen. Es gibt keine Beziehung oder Vereinbarung zwischen der 77. Brigade und Twitter, außer der Nutzung als Social Media Plattform."

MacMillan war zuvor als Journalist für Publikationen der Werbebranche tätig und absolvierte seine Ausbildung an den Universitäten Sandhurst und Cardiff sowie Bournemouth. Seine Tätigkeit für die 77. Brigade war zunächst auf seinem LinkedIn-Profil angegeben, die Information wurde dort aber inzwischen entfernt.

Die Propagandaeinheit der britischen Armee trägt die Nummer 77 in Erinnerung an die britische Guerilla-Truppe "Chindits", die während des Zweiten Weltkriegs in Burma die japanische Armee weit hinter den feindlichen Linien bekämpfte. Ihr Zeichen ist der Chinthe, ein löwenähnliches mythisches burmesisches Tier, das die Eingänge zu buddhistischen Tempeln und Pagoden bewacht.

Die 77. Brigade wurde im Jahr 2015 nach den Niederlagen in den Informationskriegen zu Syrien und der Ukraine gegründet und hat Stand Mai letzten Jahres 200 reguläre und 270 Reservekräfte. Sie soll "Desinformationen" in sozialen Medien bekämpfen, was bedeutet, dass sie auf Twitter und Facebook gegenüber Millionen Menschen das Narrativ ihrer Auftraggeber vermittelt.

"Die britische Armee stellt eine Spezialeinheit von Facebook-Kriegern zusammen, die in psychologischen Operationen und der Nutzung von sozialen Medien ausgebildet sind, um im Informationszeitalter unkonventionelle Kriegsführung zu betreiben", berichtete Anfang 2015 der britische Guardian. Zu diesem Zeitpunkt waren die Armeen Israels und der USA längst intensiv mit derartigen psychologischen Operationen im Einsatz.

Sky News nannte die 77. Brigade damals eine "Twitter-Truppe". Zwar ist der Bericht von damals inzwischen von der Website verschwunden, er kann aber im Archiv eingesehen werden. Darin heißt es: "Man hofft, dass die 77. Brigade mit kreativem Denken die Gedanken und das Verhalten des Feindes und der Bevölkerung vor Ort beeinflussen wird."

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.

E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung sowie die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft VW-Aktie im Fokus: Was die Werksschließung bei Volkswagen für die Autoindustrie bedeutet
16.12.2025

Ein symbolträchtiger Standort der deutschen Autoindustrie schließt seine Tore und rückt die VW-Aktie erneut in den Fokus von Anlegern...

DWN
Politik
Politik Teure Mieten, hohe Steuern, weniger Kinder: Auswanderungen aus Deutschland weiterhin auf hohem Niveau
16.12.2025

Nach wie vor wandern sehr viele Menschen aus Deutschland aus, gleichzeitig bekommen Deutsche immer weniger Kinder: Eine fatale Entwicklung...

DWN
Politik
Politik Umfrage: Spätere Rente für Akademiker spaltet die Deutschen
16.12.2025

Sollte das Renteneintrittsalter an die Zahl der Beitragsjahre gekoppelt sein? Die Bürger sind sich darin nicht einig. Deutsche mit Abitur...

DWN
Politik
Politik CDU-Vorsitz: Einstimmiges Votum aus NRW - Merz soll CDU-Chef bleiben
16.12.2025

Friedrich Merz erhält einstimmige Unterstützung aus NRW für eine weitere Amtszeit als CDU-Bundesvorsitzender. Der Vorschlag kommt von...

DWN
Politik
Politik Anschlag geplant? Terrorverdächtiger in Magdeburg reiste legal ein
16.12.2025

Mit Visum kam er nach Deutschland, dann informierte er sich über Waffen und glorifizierte Anschläge. Zu dem 21-jährigen Mann in...

DWN
Politik
Politik Sudan führt auch 2026 Krisenliste von Hilfsorganisation an
16.12.2025

Die Hilfsorganisation IRC erstellt jeden Dezember eine Liste von Krisenstaaten, die im Folgejahr zu beachten sind. Der Sudan steht im...

DWN
Finanzen
Finanzen Bargeld: Barzahlen wird bei Behörden zur Ausnahme - Bundesbank sieht Akzeptanzlücken
16.12.2025

Bargeld ist in Deutschland nach wie vor beliebt, doch in Ämtern und Behörden stößt man damit nicht immer auf offene Türen. Die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Finanzielle Unabhängigkeit für Führungskräfte: So sichern Sie echte Entscheidungsfreiheit
16.12.2025

Die meisten Führungskräfte träumen davon, unabhängig Entscheidungen treffen und nach eigenen Überzeugungen handeln zu können. In der...