Ein US-Regierungsbeamter sagte den New York Times unter der Bedingung der Anonymität, dass sich die US-Truppen angesichts der türkischen Operation aus dem Nordosten Syriens zurückziehen werden. Sie wollen, so der Beamte, den Türken “aus dem Weg gehen”. “Wir werden die Türken nicht unterstützen und wir werden die SDF (Syrische Demokratische Kräfte, die von der Kurden-Miliz YPG dominiert wird, Anm. d. Red.) nicht unterstützen. Wenn sie kämpfen, werden wir uns da raushalten”, so der US-Beamte.
Das Weiße Haus meldete am vergangenen Sonntag in einer Mitteilung: “Die Türkei wird in Kürze ihre lang geplante Operation in Nordsyrien fortsetzen. Die Streitkräfte der USA, die das territoriale Kalifat des IS besiegt haben, werden die Operation nicht unterstützen oder an ihr beteiligt sein. Sie werden sich nicht mehr in unmittelbarer Nähe befinden."
Die SDF fühlt sich von den USA im Stich gelassen. SDF-Sprecher Mustafa Bali teilte über den Kurznachrichtendienst Twitter mit: “Trotz des Sicherheitsmechanismus-Abkommens und nach der Zerstörung der Befestigungsanlagen kamen die US-Streitkräfte ihrer Verantwortung nicht nach und zogen sich von der Grenze zurück.”
Zuvor hatten die örtlichen US-Truppen den SDF-Truppen befohlen, ihre Befestigungsanlagen zu zerstören. Im Gegenzug erhielten die SDF-Milizionäre eine Garantie dafür, dass sie unter dem Schutz der US-Truppen stehen würden. Der plötzliche Rückzug der US-Truppen aufgrund der anstehenden türkischen Offensive lässt bei den kurdischen Milizionären den Eindruck zurück, dass sie von den USA “verraten” wurden.
Für die türkische Regierung ist es wichtig, im Nordosten Syriens eine Sicherheitszone zu errichten, um dort einen Teil der in der Türkei lebenden 3,5 Millionen syrischen Flüchtlinge anzusiedeln. Ankara ist mittlerweile finanziell und gesellschaftlich komplett überfordert mit der Flüchtlings-Krise. “Wir möchten die terroristischen Elemente säubern, um unsere Grenzen zu schützen und eine sichere Rückkehr der Flüchtlinge zu erzielen”, zitiert Habertürk den Sprecher des türkischen Präsidenten, Ibrahim Kalin.
Im Verlauf des Syrien-Konflikts wurde deutlich, dass die USA, die Türkei und Russland ihre militärischen Schritte in Syrien miteinander abstimmen. Die Türkei ist mit den USA über einen bilateralen Kanal und über die Nato verbunden. Mit Moskau arbeitet Ankara wiederum ebenfalls auf einer bilateralen Ebene, aber über die Astana-Gruppe bezieht das Land auch den Iran ein.
Auf einem Parteikongress am vergangenen Wochenende sagte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan, dass er sich mit US-Präsident Donald Trump auf einen Rückzug der kurdischen Milizionäre in Richtung östlich des Euphrats geeinigt habe. “Doch sein Umfeld hat sich seiner Anordnung nicht fügen wollen”, so Erdoğan.